Bullen-Berater Helmut Marko freut sich über einen vielversprechenden WM-Start. Er zieht im ÖSTERREICH-Interview Start-Bilanz.
Das GP-freie Weekend nützt Red-Bull-Mastermind Helmut Marko daheim - auch, um Bilanz zu ziehen. Im ÖSTERREICH-Interview erklärt der 78-jährige Grazer, weshalb aus dem Zweikampf zwischen Red Bull (Weltmeister Max Verstappen) und Ferrari (WM-Leader Charles Leclerc) schnell ein Dreikampf werden kann.
ÖSTERREICH: Nach dem Saudi-Arabien-GP gab's viel Kritik. Warum ist die Formel 1 nicht bereit, auf umstrittene Märkte zu verzichten?
HELMUT MARKO: Wenn der grüne deutsche Wirtschaftsminister nach Abu Dhabi fliegt, um den Türöffner zu spielen, müssen wir uns keine zu großen Gedanken über Moral machen. Wir sollten den Sport beim Sport belassen. Und ohne die Emirat-Staaten wäre es kaum möglich, eine Formel-1-Saison auf dem hohen Niveau zu halten. Sportlich könnte diese WM die beste seit Langem werden.
ÖSTERREICH: Vorausgesetzt, Red Bull leistet sich nicht mehr Ausfälle wie beim Auftakt in Bahrain: Ist Verstappen auf dem Weg zu seinem 2. WM-Titel zu stoppen?
MARKO: Es wird auch für den Max ein langer, harter Weg. Schon die Tests haben gezeigt, dass Ferrari ein Auto hat, das unter allen Verhältnissen vorne dabei ist. Und Mercedes müssen wir weiter auf der Rechnung haben: Hamilton liegt nur neun Punkte hinter Max, ich gehe fest davon aus, dass die bei Mercedes ihre Probleme in den Griff bekommen und aufschließen werden.
ÖSTERREICH: Könnte das schon beim nächsten GP in Melbourne der Fall sein?
MARKO: Das kann ich mir nicht ganz vorstellen. Die müssen erst einmal dieses Bouncing, das Hüpfen des Autos, wegbekommen und dann ins Detail gehen.
ÖSTERREICH: Kommt der vergleichsweise langsame Kurs in Melbourne Mercedes da entgegen?
MARKO: Das hängt von der Asphaltoberfläche ab. Da wir zwei Jahre nicht in Australien gefahren sind, weiß keiner, wie die aktuell aussieht.
ÖSTERREICH: George Russell liegt als WM-Vierter nur drei Punkte hinter Verstappen. Könnte er schon heuer die neue Nummer 1 bei Mercedes werden?
MARKO: Nein, Russell kommt noch nicht an das Level von Hamilton heran. Lewis hat in Bahrain komplett verwachselt, seither kämpft er mit dem Setup und darum, die Reifen ins richtige Temperaturfenster zu bekommen.
ÖSTERREICH: Können Sie einem Laien erklären, worauf es da ankommt?
MARKO: Schwer, weil sich auch die Experten schwertun: Da spielen viele Dinge wie Reifendruck, Abnützung und so weiter eine Rolle. Natürlich ist auch das Gefühl der Fahrer gefragt. Und da wissen wir, was wir an Max haben. Er ist zwar teuer, aber er ist jeden Cent wert.
ÖSTERREICH: Wie wird Mick Schumacher seinen schweren Unfall wegstecken?
MARKO: Mick hat sich beim ersten Rennen in Bahrain sehr schwergetan, was man auch im direkten Vergleich mit Magnussen (Schumis neuem Haas-Kollegen, d. Red.) gesehen hat. In Dschidda ist es schon besser gelaufen - bis zu dem einen folgenschweren Fehler. Ich wünsche ihm, dass ihn dieser Crash nicht weiter zurückwirft.