Noch nie reiste Helmut Marko (79) so entspannt vom F1-Auftakt ab wie diesmal. OE24 sprach mit dem Red Bull Mastermind Dr. Helmut Marko.
Graz. Zurück in Graz, hörte Marko seine launigen Kommentare im ORF-Radio. Zum Beispiel, als er zu den Mercedes-Problemen befragt wurde: „Was glauben Sie, soll ich jetzt sagen, dass ich mit denen Trübsal blase?“ Im oe24-Interview legt der Red-Bull-Berater nach.
oe24: Herr Marko, was haben Sie bei der Konkurrenz in Bahrain beobachtet?
Helmut Marko: Mercedes hat mehr als eine Baustelle, das ist klar. Sie haben keinen Fortschritt gegenüber letzter Saison gemacht. Wenn man die Abstände betrachtet, war das sogar ein Rückschritt.
oe24: Welche Erklärung haben Sie dafür?
Marko: Die haben sich scheinbar irgendwo verrannt. Ich bin gespannt, wie sie jetzt weitertun. Aufgrund der Cost-Cap (Budget-Obergrenze, d. Red.) ist es schon so ein Problem, das Auto routinemäßig weiterzuentwickeln. Wie soll man da ein komplett neues Auto zusammenbringen? Außer sie machen den goldenen Schuss, was ich aber nach den jüngsten Erfahrungen nicht annehmen würde.
oe24: Und was sagen Sie zu Alonsos 3. Platz in Bahrain?
Marko: Da haben wir einen dritten Red Bull am Podium gesehen (lacht).
oe24: Wie meinen Sie das?
Marko: Der Aston Martin sieht dem Red Bull am ähnlichsten, was ja nicht überraschend ist. Schließlich sind wichtige Leute von uns zu denen gewechselt. Das Auto entspricht so ziemlich genau dem Red Bull aus dem Vorjahr.
oe24: Trauen Sie Alonso zu, dass er wieder um GP-Siege fährt?
Marko: Kommt drauf an, was die noch im Köcher haben. Das Duell mit Hamilton war jedenfalls sehenswert – beinhart, fair aber mit unglaublichem Können. Diese Szene wollte ich übrigens Max nach dem Rennen zeigen, aber er meinte, er hätte eh alles auf den großen Screens gesehen, während er das Rennen angeführt hat.
oe24: Erinnert Sie das an die Mercedes-Überlegenheit von früher?
Marko: Der Unterschied ist: Wir haben damals von Renault einen 50 PS schwächeren Motor bekommen. Mercedes hat seine Chancenlosigkeit selbst produziert.
oe24: Toto Wolff hat beobachtet, dass eure Autos keinen Reifenabrieb erzeugen, was alle zusätzlich beunruhigen dürfte ...
Marko: Da hat er vielleicht nicht Unrecht. Ich hab bei Max übrigens keinen Tropfen Schweiß gesehen.
oe24: Wolff traut Red Bull sogar zu, heuer alle Rennen zu gewinnen ...
Marko: Das ist Blödsinn, nach einem Rennen kann man das doch nicht sagen. Man muss sich nur einmal im Setup vertun, wie es uns im Vorjahr in Brasilien passiert ist.