Vier Wochen Pause waren Helmut Marko (81) fast zu lange. Vor dem Abflug zum USA-GP nach Austin (Sonntag, 21 Uhr/ServusTV live) meldete sich das Red-Mastermind voller Tatendrang bei oe24: „Jetzt wird‘s Zeit, dass wir zeigen, dass wir dagegenhalten können.“
Mit „dagegenhalten“ meint Marko, dass Parade-Bulle Max Verstappen nach acht sieglosen Rennen endlich wieder gewinnen sollte, womit die WM-Ambitionen von Lando Norris (McLaren/52 Punkte Rückstand) endgültig geplatzt wären.
oe24: Herr Marko, was spricht dagegen, dass Norris bei seiner Aufholjagd Verstappen noch den Titel wegschnappt?
Helmut Marko: Bei uns ist ein gewisser Aufwärtstrend unübersehbar. Allerdings muss ich zugeben: Wir hatten zuletzt die gleichen Probleme wie Ferrari und Mercedes: Einmal geht‘s, dann geht‘s wieder nicht, wobei wir nicht wissen, warum das so ist. McLaren ist konstant schnell. Nur hat man dort wohl zu lange mit einem klaren Bekenntnis für Norris gewartet. So ist er noch immer weit hinter Max, dem wir jetzt hoffentlich wieder ein Auto hinstellen, in das er mehr Vertrauen hat. Unsere Techniker haben neue Teile und sind optimistisch.
oe24: Auf motorsport-magazin.com legten Sie sich fest: „Max wird wieder Weltmeister“ ...
Marko: ... weil er mental und fahrerisch der Beste ist. Norris hat eine Startschwäche, außerdem ist er nicht der Stärkste im Kopf. Dabei wird der Druck mit jedem Rennen gerößer, weil in Wahrheit muss er jedes Mal gewinnen, um den Rückstand noch aufzuholen. Da tut sich Max beim Verteidigen schon leichter. Und mit Austin und eine Woche später in Mexiko kommen jetzt zwei Kurse, die ihm richtig gut liegen.
oe24: Ihr Rezept für Austin?
Marko: Wir müssen das Auto schon im ersten Training hinbekommen, was nicht gerade unsere Stärke war bei den letzten Veranstaltungen. Wenn der Max wieder zu gewinnen beginnt, dann ist Checo (Perez, d. Red.) auch gleich wieder vorn dabei, und dann sind wir auch wieder im Rennen um die Konstrukteurs-WM (die McLaren zurzeit mit 41 Punkten Vorsprung anführt, d. Red.).
oe24: Kann man das WM-Finish mit 2009 vergleichen, als Jenson Button im BAR-Mercedes von seinem Riesen-Vorsprung in jedem Rennen mehr verlor, aber es sich für Vettel im Red Bull knapp nicht ausging?
Marko: Das kann man vergleichen. Damals waren wir als Team noch nicht reif genug, die WM zu gewinnen. Ähnlich geht‘s jetzt McLaren, obwohl die zuletzt das beste Auto und mit Norris und Piastri eine starke Fahrerpaarung hatten.
"Max hat einen Vertrag für 2026, aber es gibt Ausstiegsklauseln"
oe24: Bei euch fällt Perez gegenüber Verstappen klar ab - stimmt es, dass er trotz Vertrag bis 2026 in jedem Rennen auf Bewährung fährt?
Marko: Bei Checo ist die Inkonstanz das große Problem, mehr will ich dazu nicht sagen.
oe24: Im Wirbel um Teamchef Christian Horner stand auch immer wieder Ihre Zukunft und die von Max Verstappen zur Diskussion. Sie haben inzwischen klar gestellt, dass ihr beide 2025 fix Red Bull bleibt. Aber wie schaut's danach aus?
Marko: Jetzt sind wir einmal ausschließlich darauf fixiert, diese WM zu gewinnen. Davon hängt ab, wie wir im nächsten Jahr performen, da wird sich unser Auto nicht grundlegend ändern. Für 2026 hat Max auch noch einen Vertrag bei Red Bull, aber wie schon mehrfach erwähnt, gibt es Ausstiegsklauseln. Schaun wir einmal, wie sich alles entwickelt. Wenn Auto und Umfeld für ihn nicht passt, kann es sein, dass er sagt: Das war's!
oe24: Würden Sie dann mit ihm mitgehen?
Marko: Nochmals: Jetzt liegt mein voller Fokus auf diese WM!
Offiziell läuft Markos Vertrag bei Red Bull bis Ende 2026.