Nach dem 6. Platz von Triple-Weltmeister Max Verstappen in Monza schlägt Mastermind Helmut Marko bei Red Bull Alarm. Lesen Sie, welches Horror-Szenario der "Doktor" trotz 62 Punkten Vorsprung in der Fahrer-WM an die Wand malt. Und warum er den Konstrukteurs-Titel notfalls opfern würde.
oe24: Herr Marko, im ORF haben Sie Ferrari zur Taktik in Monza und McLaren zur sportlichen Entscheidung, die Fahrer gegeneinander fahren zu lassen, gratuliert. Warum so viel Sympathie für den Gegner?
HELMIUT MARKO: Weil beides für uns nicht schlecht war. Trotz unserer Non-Performance ist Max noch immer 62 Punkte vorn. Aber dieser Vorsprung kann schnell schrumpfen, wenn wir so weiter machen.
oe24: Aber dann bleibt Red Bull immer noch der überragende Fahrer Max Verstappen, bei dem man sich nicht vorstellen kann, dass er bei acht ausständigen Rennen über 60 Punkte gegenüber dem immer wieder verunsichert wirkenden Lando Norris im McLaren verspielt.
MARKO: Oh ja, wenn wir ihm kein fahrbares Auto hinstellen und noch ein paar Mal so eine Performance abliefern, dann ist alles möglich.
oe24: Und wie wollen Sie dem entgegensteuern?
MARKO: Wir haben einen Reifentest mit Liam Lawson in Monza und parallel werden unsere Leute analysieren, wo wir nachjustieren sollten. Wir müssen den Punkt finden, an dem wir bei der Entwicklung falsch abgebogen sind. Ein paar schlüssige Erkenntnisse haben wir schon, jetzt müssen wir die entsprechenden technischen Änderungen schnell umsetzen, damit das Auto wieder die richtige Balance hat. Die nächsten beiden Rennen auf den Stadtkursen in Baku und Singapur sind dazu wenig aussagekräftig. In Austin wird sich zeigen, ob wir den Turnaround schaffen.
Verstappen 2026? "Das ist noch so weit weg - jetzt liegt der Fokus auf der WM 2024"
oe24: Ist die Konstrukteurs-WM überhaupt noch zu retten mit Perez als viel schlechterem zweiten Fahrer?
MARKO: Checo ist nicht schlecht, er ist einfach langsamer. Aber Priorität hat natürlich, dass Max die Fahrer-WM gewinnt.
oe24: Im ORF-Radio haben Sie angedeutet, dass die Turbulenzen um Christian Horner zu Saisonbeginn jetzt Auswirkungen zeigen könnten.
MARKO: Dass so was nicht hilft, ist klar. Aber das hat letztlich nicht direkt mit unseren technischen Problemen zu tun, sondern mit dem Abgang wichtiger Leute. Wenn sich gewisse Mitarbeiter verändern wollen und ein gutes Angebot bekommen bzw. eine neue Chance sehen, dann nehmen sie das eben wahr.
oe24: Wissen Sie eigentlich schon, in welchem Team Max 2025 und 2026 fahren wird?
MARKO: Nächstes Jahre fährt er bei Red Bull Racing.
oe24: Und 2026?
MARKO: Mah ... Das ist so weit weg. Jetzt liegt unser voller Fokus auf der WM 2024.
Und dem vierten WM-Titel in Serie.