Nach der Doppelsieg-Party in Las Vegas legte Toto Wolff (51) einen Familien-Besuch in Los Angeles ein. Bevor es zum Business-Trip nach London und weiter zum vorletzten Saison-GP nach Katar ging (Sonntag, 17 Uhr/ServusTV live), erwischte oe24 den Mercedes-Boss daheim in Monaco.
Dass Toto Wolff ans Telefon geht, ist schon einmal ein Glücksfall. Er wirkt außer Atem.
oe24: Toto, wo störe ich Sie gerade?
TOTO WOLFF: Ich bin im Gym am Ergometer und versuche meinen Jetlag rauszuradeln.
oe24: Nach dem Sieg von George Russell in Las Vegas hörten wir euch am Funk darüber diskutieren, wo gefeiert werden sollte. Was ist danach passiert?
WOLFF: George hätte mit Carmen, seiner Freundin, Susie (Wolffs Ehefrau, d. Red.) und mir nach L. A. fliegen sollen. Aber nach dem Sieg ist er in Las Vegas geblieben und mit dem Auto nach Los Angeles nachgekommen. Von dort sind wir gemeinsam zurück nach Europa geflogen.
oe24: Trotzdem werden Sie auch in Katar dabei sein.
WOLFF: Ja, und dazwischen bin ich auch noch in England. Die letzten drei Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden sind verrückt. So wie der Triple-Header davor mit Austin, Mexiko und Sau Paulo. Obwohl ich nicht in Brasilien war, hab ich mit all den Terminen in Amerika 40 Stunden im Flugzeug verbracht und in sechs verschiedenen Hotelzimmern übernachtet. Das viele Reisen gehört nun einmal dazu, und ich beklage mich nicht: Wir haben den besten Job, den man sich vorstellen kann. Und nach dem Doppelsieg in Las Vegas war ich so motiviert, dass ich am liebsten gleich weiter nach Katar geflogen wäre.
oe24: Hat Mercedes noch immer einen eigenen Coach zum Anpassen an die verschiedenen Zeitzonen?
WOLFF: Über die Jahre haben wir gelernt, den Jetlag zu managen. Ich pfeife überhaupt auf die ganze Wissenschaft und schlafe, wenn ich müde bin beziehungsweise versuche mich am Tageslicht zu orientieren. George hat auch das richtige Gefühl entwickelt und z. B. vor dem Qualifying genappt.
oe24: Was erfahren wir aus dem neuen Buch "Inside Mercedes F1"?
WOLFF: Darin wollen wir den Leuten einen Einblick geben, wie unser Formel-1-Team funktioniert. Es geht in erster Linie um die Leute, die sonst im Hintergrund stehen. Das Buch kommt übrigens sehr gut an (in Großbritannien, d. Red.), wir sind schon in den Top 10 der Bestsellerliste.
"Die richtig spannende Geheimnisse" werden noch nicht verraten
oe24: Erfahren wir spannende Geheimnisse?
WOLFF: Das mit den spannenden Geheimnissen schreib ich erst, wenn ich nicht mehr Team-Principal bin - dann kommen all die lustigen Dinge zur Sprache, von denen man bisher nichts gehört hat.
oe24: Zurück zum letzten Doppelsieg von Mercedes. Da drängt sich die Frage auf: Wieso nicht gleich?
WOLFF: In Las Vegas hatten wir perfekte Rahmenbedingungen: Die tiefen Temperaturen sind uns entgegengekommen, George hat keinen Fehler gemacht, und so haben wir jede einzelne Session angeführt. Im Rennen waren wir bis zu zwei Sekunden (pro Runde, d. Red.) vor dem Rest. Das war eine Performance, wie wir sie zuletzt 2020 abgeliefert haben. Jetzt müssen wir die Daten analysieren und daraus die richtigen Rückschlüsse ziehen und uns fragen, was da so gut funktioniert hat.
oe24: Wird es 2025 den einen Super-Vierkampf geben mit Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes auf Augenhöhe?
WOLFF: Das wird es ganz sicher. Wir haben heuer immerhin vier Rennen gewonnen, McLaren und Ferrari nur jeweils ein Rennen mehr. Wir spielen nur deswegen nicht mit vorne, weil wir in der ersten Jahreshälfte zu schlecht waren. Jetzt sind wir voll dabei und wollen das ins nächste Jahr mitnehmen.
oe24: Haben Sie Dr. Marko zum Titelgewinn gratuliert?
WOLFF: Das hab ich im Stress vergessen, aber ich werde es in Katar nachholen.
oe24: Im Zuge der Turbolenzen um Christian Horner hatten sie gemeint, sie würden Verstappen auch mit Helmut Marko jederzeit übernehmen. Für 2025 ist ein Wechsel von Verstappen offenbar kein Thema mehr. Aber 2026?
WOLFF: Bitte reden wir jetzt nicht über Verstappen.
oe24: Was erwarten Sie im nächsten Jahr von der Fahrerpaarung Russell/Antonelli?
WOLFF: Das ist eine Super-Kombination: Der erfahrene George und der junge Kimi, der extrem viel Raw Speed hat, der allerdings noch viel lernen muss. Kimi wird nicht gleich in Melbourne auf der Pole stehen und gewinnen. Er wird sich übers Jahr entwickeln und Fehler machen, das gehört einfach dazu. Er wird aber auch sehr gute Leistungen bringen.
oe24: Könnte Mick Schumacher noch einmal als Testfahrer zurückkommen zu Mercedes?
WOLFF: Unsere Türen werden für Mick immer offen bleiben.
Schumacher wird 2025 für Alpine die Langstrecken-WM und die 24 Stunden von Le Mans in Angriff nehmen.