Auf sein Formel-1-Heimrennen in Monaco freut sich Charles Leclerc wie immer sehr. Bisher aber wurde er immer enttäuscht.
Vor einem Jahr konnte er nach einem Crash am Ende des Qualifyings, bei dem Rang eins geholt hatte, beim Rennen nicht starten. 2020 gab es kein Monaco-Rennen, 2019 und 2018 schied er aus und selbst 2017 in der Formel 2 kam er in zwei Rennen nicht ins Ziel. Der Große Preis im Fürstentum soll dem Ferrari-Pilot heuer endlich einmal Glück bringen.
Im Gegensatz zu vielen Formel-1-Fahrern, die Monte Carlo als steuerrechtlich angenehmes Domizil ausgewählt haben, hat Leclerc auch Kindheitserinnerungen, wenn er auf dem Stadtkurs seine Runden dreht. Diese überkommen ihn beispielsweise, wenn es am Schwimmbad vorbei geht. "Ich habe da als Kind das Schwimmen gelernt, da habe ich schon eine emotionale Bindung", sagt er. Sein Rennstall Ferrari gab der Rennvorschau die Überschrift: "Willkommen bei Leclerc."
Im Oktober 2010 gewann Leclerc in seiner Heimat den Monaco Kart Cup. An dem damaligen Rennwochenende feierte er seinen 13. Geburtstag. Mittlerweile ist der Hoffnungsträger der Scuderia 24 Jahre alt. Ausgerechnet vor dem Grand Prix in seiner Heimat wurde er in der WM-Wertung aber von Weltmeister Max Verstappen im Red Bull erstmals in dieser Saison von der Spitze verdrängt.
Leclerc schrottete Lauda-Ferrari
Vor einem Jahr hatte Leclerc wegen des Defekts an seinem Wagen tatenlos zusehen müssen, wie der Niederländer das erste Mal im kleinen Stadtstaat an der Côte d'Azur triumphierte. Erst vor kurzem setzte der Formel-1-Titelanwärter einen historischen Ferrari von Niki Lauda in die Leitplanken. Seit 2017 sei er "in seinem Garten verflucht", befand die Zeitung "Monaco Matin" in der Einleitung zu einem Interview mit Leclerc und fragte: "Wird der kleine Prinz Charles endlich die Zielflagge erreichen?"
Sechs Punkte Rückstand hat Leclerc vor dem siebenten Saisonrennen. Zwei der bisherigen sechs WM-Läufe gewann er, vier Verstappen. Nach drei Erfolgen des Rivalen im Red Bull in Serie will Leclerc nun wieder kontern. Das Aus wegen eines Motorproblems zuletzt in Barcelona traf ihn und den Rennstall aus Maranello hart. "Der Titel ist das Wichtigste. Den Titel, den will ich", sagte Leclerc. Seit Kimi Räikkönens Triumph 2007 wartet Ferrari auf den nächsten Coup.
Regen am Rennsonntag?
Seine große Stärke ist bisher in dieser Saison das Qualifying. Vier Mal konnte Leclerc von der Pole Position loslegen, Verstappen dagegen nur ein Mal. Gelingt ihm das auch in Monaco, wäre das ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn Überholen kann man auf der kürzesten Rennstrecke im aktuellen Formel 1-Kalender nur mit größter Mühe. So geben im Fürstentum oft die Boxenstopp-Strategie und deren praktische Umsetzung den Ausschlag. Einsätze des Safety Car sind sehr häufig. Den Vorhersagen zufolge könnte es am Sonntag (Start 15.00 Uhr) regnen, das könnte Turbulenzen befördern.
"Meine Geschichte in Monaco war nicht so gut, aber dann habe ich im letzten Jahr endlich dort gewonnen, und es war eine massive Erleichterung, als ich die Linie überquert habe. Ich war sehr glücklich, das Rennen gewonnen zu haben", erklärte Verstappen zu seinem relativ unspektakulären Sieg im Vorjahr. Nach dem Aus von Leclerc startete der Niederländer 2021 de facto von der Pole Position und führte das Rennen in jeder Runde an. Nun freut er sich zwar über die WM-Führung, "aber es ist noch immer ein sehr weiter Weg zu gehen und es kann sich vieles ändern, wie wir bis jetzt in dieser Saison gesehen haben".
Bei Mercedes hofft man auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends, nachdem George Russell und Lewis Hamilton beim Großen Preis von Spanien mit Red Bull und Ferrari mithalten konnten. "Monaco war nicht immer eine unserer besten Strecken, und langsame Kurven waren in dieser Saison nicht unsere Stärke, wie wir zuletzt in Barcelona gesehen haben. Aber wir haben in diesem Jahr schon erlebt, dass alles passieren kann, und wir werden versuchen, jede Gelegenheit zu nutzen", sagte Teamchef Toto Wolff. "Wir lernen die ganze Zeit mehr über das Auto und verbessern es immer weiter."