ÖSTERREICH-Interview

Marko: "Es hat noch nie so viel Spaß gemacht"

04.08.2022

Red-Bull-Mastermind Helmut Marko hat sich die Sommerpause mehr als verdient. 

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Wobei: Von Pause kann beim 79-jährigen Tausendsassa keine Rede sein. Hinter den Kulissen zog der Jurist die Fäden beim neuesten Deal mit Honda. Marko hat die Japaner überzeugt, Red Bull bis inklusive 2025 mit Antriebsaggregaten zu versorgen. Damit wäre für Max Verstappen die Basis gelegt, zum Serienweltmeister zu werden. Und während sich Marko in Graz um seine Hotels kümmert, beantwortet er geduldig Reporter-Fragen am Telefon.

ÖSTERREICH: Herr Marko , Sie wollten mit Verstappen mit 50 Punkten in die Sommerpause gehen. Jetzt sind es 80. Die WM ist gelaufen, und Sie können sich zurücklehnen, oder?

Helmut Marko: Sagen Sie das nicht: Wir haben noch neun Rennen, das sind 225 Punkte für neun mögliche Siege dazu Sprint und schnellste Runden. Nein, nein, zurücklehnen können wir uns wirklich noch nicht.

ÖSTERREICH: Aber es hat noch nie einen größeren Vorsprung zur Sommerpause gegeben. Lediglich Niki Lauda war 1976 vor seinem Feuerunfall -umgerechnet auf heutige Punkte - weiter vorn

Marko: Und wer hat die WM gewonnen? James Hunt! Aber gut, das waren andere Zeiten. Die Sicherheits-Vorkehrungen jetzt sind mit damals nicht zu vergleichen.

ÖSTERREICH: Ferrari hat schon zu Lauda-Zeiten viele Fehler gemacht. Heuer dominierten Sie die Saison in den ersten Rennen. Wie kann man mit einem derart überlegenen Auto einen derart großen Rückstand aufreißen?

Marko: Indem sie so ziemlich alles falsch machen. In Budapest z. B. haben sie erstmals den Reifen nicht das richtige Temperaturfenster gegeben und dazu noch die falsche Boxenstrategie gewählt.

ÖSTERREICH: Toto Wolff meint, Ferrari hätte die von Leclerc geforderten Mediums im Training verbraucht und keine andere Wahl gehabt. Ist das eine Erklärung für das Reifen-Desaster?

Marko: Dann verstehe ich nicht, warum sie keine gebrauchten Mediums genommen haben, die wären auch noch besser gewesen. So feiert ihr Toto und Mercedes mit den Plätzen 2 und 3 als große Sieger ab

ÖSTERREICH: Das stört Sie?

Marko: Ich will nur die Leistung vom Max genug gewürdigt sehen. Nach dem Pech im Qualifying hat er von Platz zehn aus gewonnen auf einer Strecke, auf der man angeblich von hinten keine Chance hat. Wäre er vorne gestanden, wäre er wieder auf und davon gewesen.

ÖSTERREICH: Verraten Sie uns sein Erfolgsgeheimnis?

Marko: Als wir Max mit 17 in die Formel 1 geholt haben, war er das größte Talent, das mir je untergekommen ist, aber er war zu impulsiv. Mit den Siegen hat er an Souveränität gewonnen. Als er in Budapest am Start beim Überholen die Übersicht bewahrt hat, hab ich gedacht: Ist das wirklich der Max, der da drinnen sitzt? Mit dieser Souveränität macht er es der ganzen Crew leichter.

ÖSTERREICH: Macht Ihnen die WM heuer mehr Spaß als im letzten Jahr?

Marko: Ja, es hat selten so viel Spaß gemacht. Fast jedes Wochenende ist ein Vergnügen, ganz anders als letzte Saison, wo alles viele Nerven gekostet hat. Ein bissl schade nur, dass Ferrari so viele Fehler macht. Die werden unter ihrem Wert geschlagen, sie tun uns schon richtig leid. Aber noch einmal: Die kommen wieder, die haben so ein starkes Auto.

ÖSTERREICH: Gerhard Berger kennt Teamchef Binotto noch aus seiner F1-Zeit. Er glaubt, dass Ferrari mit der unerwarteten Favoritenrolle überfordert und vielleicht erst im nächsten Jahr bereit für den Titel ist. Was halten Sie von dieser Theorie?

Marko: Das ist tatsächlich eine mögliche Erklärung.

ÖSTERREICH: Berger meint auch, dass er ohne Sie nicht so weit gekommen wäre ...

Marko: Wenn er mehr auf mich gehört hätte, wäre er vielleicht Weltmeister geworden.

ÖSTERREICH: Auf wen sollte Mick Schumacher hören, um in der F1 zu bleiben?

Marko: Er hat sich gegenüber dem Vorjahr verbessert. Aber er war immer im Ferrari-Programm, deswegen hatte ich ihn nie am Radar.

ÖSTERREICH: Sprechen wir über Sebastian Vettel, der mit Ihnen bei Red Bull vier Mal Weltmeister wurde. Verstehen Sie seinen Rücktritt?

Marko: Vettel hat mit seiner Akribie perfekt zu unserer DNA gepasst, da hat alles perfekt zusammengespielt. Inzwischen hat er andere Prioritäten, mit seinem Auto schafft er es nicht einmal aufs Podest. Da ist es logisch, dass er die Konsequenzen zieht. Wenn du nicht mit ganzem Herzen bei der Sache bist, geht nix mehr weiter.

ÖSTERREICH: Beim 41-jährigen Alonso ist das anders?

Marko: Der ist sauschnell. Unglaublich, was er für Rennen liefert, für mich die Überraschung des Jahres. Ihm als Fahrer traue ich sogar noch Siege zu. Die Frage ist nur, ob ihm Aston Martin das Paket dazu hinstellen kann.

ÖSTERREICH: Meine letzte Frage betrifft die geplante Partnerschaft zwischen Red Bull und Porsche, die heute offiziell werden soll ...

Marko: ... das wär mir neu. Zuerst muss das neue Motoren-Reglement herauskommen. Erst dann können wir alles fixieren. 

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