In einer Woche heulen in Melbourne wieder die F1-Motoren auf. Lesen Sie, was Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko vom WM-Auftakt erwartet, wie Max Verstappen mit seiner Rolle als Jungvater umgehen wird und was dem 81-jährigen Grazer die größten Sorgen bereitet.
oe24: Herr Marko, welche Erkenntnisse haben Sie den Tests aus Bahrain gewonnen?
HELMUT MARKO: Dass es so was von saukalt dort war und ich den Frühling in Graz jetzt noch mehr zu schätzen weiß. Was das Sportliche betrifft, so konnte man sehen, dass McLaren vorne ist, dahinter kommen wir, Ferrari und Mercedes. Diese vier Teams werden um den Titel mitfahren. Es wird jedenfalls viel enger zugehen als in den vergangenen Jahren.
oe24: Das haben Sie im Vorjahr auch gesagt, und dann hat Max Verstappen die WM mit 64 Punkten Vorsprung gewonnen ...
MARKO: Da haben wir in der Anfangsphase dominiert. Dann sind die Probleme gekommen, aber Max war als Fahrer so überlegen, dass er die WM dann doch noch souverän nach Hause gefahren hat. Jetzt wird Norris noch gefährlicher. Spannend wird, was sich bei Ferrari tut. Wir wissen, dass Leclerc ein super Qualifyier ist und dass Hamilton noch immer zu außergewöhnlichen Leistungen fähig ist. Unser Ziel ist jedenfalls der fünfte Titel in Folge. Mit Vettel ist uns das nicht gelungen.
oe24: Wie zufrieden sind Sie mit dem neuen Auto?
MARKO: Unser Auto ist besser geworden, es hat aber immer noch Schwächen. Wenn wir die in Australien hinbekommen, schaut's nicht so schlecht aus.
oe24: Weil Sie Verstappen haben ...
MARKO: Ja, er ist der Beste.
Marko über werdenden Vater Verstappen:
"Er zieht sein Programm durch - egal, ob da ein Kind schreit"
oe24: Der Beliebteste ist er aber nicht. Bei der großen F1-Launch-Gala in London gab es Pfiffe für Max.
MARKO: Die englischen Fans sind gegen ihn.
oe24: Und was sagen Sie zu den Pfiffen gegen den englischen Red-Bull-Teamchef Christian Horner?
MARKO: Dazu gebe ich keinen Kommentar ab.
oe24: Laut holländischer Tageszeitung "De Telegraaf" ist die Horner-Affäre doch noch nicht ausgestanden. Es soll Anfang 2026 zu einem von der betroffenen Mitarbeiterin angestrebten Gerichtsverfahren kommen. Warum erst so spät?
MARKO: Weil die englische Gerichtsbarkeit so lange Vorlaufzeiten hat. Ich hoffe aber, dass schon vorher Ruhe einkehrt, dass es zu einem Settlement, also zu einer außergerichtlichen Einigung, kommt.
oe24: Spanische Medien berichten, dass Max derart verärgert über die Unruhe im Team ist und auch darüber, dass man Superhirn Adrian Newey zu Aston Martin gehen ließ, dass er eine vorzeitige Auflösung seines bis 2028 laufenden Vertrages anstrebt. Neben Aston Martin kommt in diesem Zusammenhang auch Toto Wolff ins Spiel, der Verstappen noch immer einen Wechsel zu Mercedes schmackhaft machen soll.
MARKO: Jeder Top-Teamchef, der um den WM-Titel fahren will, muss an Max interessiert sein. Aber jetzt wollen wir einmal den fünften Titel gewinnen.
oe24: Wird sich durch die baldige Vaterrolle von Max etwas ändern?
MARKO: Keine Sorge, das belastet ihn nicht. Der wird sein Programm auch daheim durchziehen, ganz egal, ob da ein Kind schreit.
TV: Der F1-Auftakt in Melbourne läuft auf ORF1: Vom freien Training am 14. März (ab 2.30 Uhr) über Qualifying (15. März/6 Uhr) bis zum Grand Prix am 16. März (5 Uhr) werden alle Sessions live gezeigt.