oe24-Interview

Marko schockt mit Corona-Outing

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Dass Helmut Marko in Montreal in der Red-Bull-Box mithalf, Max Verstappen zum 60. GP-Sieg zu dirigieren, ist ein kleines Wunder. Wie der 81-jährige Grazer im oe24-Interview verrät, war er wenige Tage davor noch schwer krank.

Nach der Rückkehr in die Steiermark sprach Marko mit oe24 über das Phänomen Max Verstappen, einen möglichen Wechsel zu Mercedes und seine persönliche Situation.

oe24: Herr Marko, Gratulation zum Verstappen-Sieg in Montreal und zur taktischen Meisterleistung ...
HELMUT MARKO: Vielen Dank! Wobei Max durch den, wie ich es bezeichne, Verstappen-Faktor, gewonnen hat. 

"Die drei Plätze Rückversetzung verschmerzen wir"

oe24: Es war zu lesen, dass Ihr Team Verstappen zum Sieg gemogelt hat, weil ihr ihn mit einem schwer beschädigtem Auto an die Box geholt habt, um eine Safetycar-Phase zu verhindern. War die Strafe gerechtfertigt?
MARKO: Da diskutieren wir nicht mehr drüber, die drei Plätze Rückversetzung verschmerzen wir. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, wie schwer die Beschädigung war. Mit der Kamera-Einstellung, die wir zur Verfügung hatten, konnten wir das nicht sehen. Wir wollten ja, dass Checo weiter fährt, weil in diesem Rennen war alles möglich. Und man kann ja nie wissen, wie viele Trümmer wegfliegen. Da sind schon andere mit mehr herunterhängenden Teilen herumgefahren. Lewis Hamilton hat einmal in Silverstone auf drei Rädern gewonnen.

oe24: Es heißt, die Konkurrenz kommt euch immer näher. Dabei hat Verstappen seinen Vorsprung in Montreal von 31 auf 56 Punkte ausgebaut. Die WM scheint wieder eine klare Geschichte für Red Bull zu werden ..
MARKO: Eine klare Gschicht wird's nicht, weil unser Auto und unser Simulator gewisse Schwächen haben. Aber wir arbeiten massiv daran, das zu beheben. Dass wir nicht jedes Rennen gewinnen, ist uns immer klar gewesen. Gut für uns ist, dass die anderen keine Konstanz reinbekommen. Wenn bei uns alles normal läuft, ist der Max im Rennen vorn.

oe24: Insider meinen, dass Verstappen in Montreal auch im Auto von Norris oder Russell gewonnen hätte. Glauben Sie das auch?
MARKO: Ja. Die Rennübersicht und die Souveränität, dann Gas zu geben, wenn es notwendig ist, hat nur Max. Abgesehen davon ist unser Team eine absolut richtige Strategie gefahren.

oe24: Welche Schwächen hat euer Simulator?
MARKO: Er simuliert die Curbs nicht richtig. Er ist technisch am letzten Stand, er ist nur nicht richtig gefüttert bzw. interpretiert worden.

oe24: Was unter dem aktuellen Reglement kaum einer für möglich gehalten hat: Mercedes scheint plötzlich ein siegfähiges Auto zu haben. Ein ernsthafter Konkurrent mehr für Red Bull?
MARKO: Schaun wir mal. Die nächsten drei Rennen werden Auskunft darüber geben, wie gut die Autos wirklich sind. Mercedes war voriges Jahr in Barcelona (wo am 23. Juni der nächste GP steigt, d. Red.) stark und dann nicht mehr. Danach kommen mit Spielberg und Silverstone zwei richtige Rennstrecken, dann wissen wir, wo wir wirklich stehen.

oe24: Macht die zurückgekehrte Mercedes-Stärke einen möglichen Wechsel von Verstappen zu Mercedes realistischer?
MARKO: Ich habe gerade gelesen, dass die den Antonelli (17-jähriger Nachtwuchs-Pilot als Hamilton-Nachfolger, d. Red.) bestätigt haben ...

oe24: Das ist nur ein Gerücht. oe24 gegenüber meinte Toto Wolff, dass er sich mit dem zweiten Cockpit neben Russell so lang wie möglich Zeit lassen wollte ...
MARKO: Bei uns liegt die volle Konzentration auf dem Gewinn der WM. Wir haben gesehen: Wenn man nicht voll fokussiert ist, ist man schnell nicht mehr siegfähig. 

"Nach dem Monte-Carlo-Wochenende hatte ich Covid"

oe24: Kommen Sie nach dem Übersee-Stress und vor dem anstrengenden Tripleheader mit dem Heimrennen in Spielberg in der Mitte noch zur Ruhe?
MARKO: Um den Österreich-Grand-Prix ist noch ein bissl mehr los, das stimmt schon. Dafür wird das kommende Wochenende hoffentlich ruhig.

oe24: Um Kraft zu tanken?
MARKO: Ja ja, nach dem Monte-Carlo-Wochenende (Ende Mai, d. Red.) war ich ziemlich darnieder. Ich hatte Covid und konnte nicht einmal reden. Inzwischen geht es mir wieder gut."

Zwischen 23. Juni (Barcelona) und 7. Juli (Silverstone) folgen innerhalb von zwei Wochen drei Grands Prix - da kann Verstappen die Weichen für seinen 4. WM-Titel in Folge stellen.

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