Nach Berger-Aufreger
Marko über Perez: "Er braucht einen Teamwechsel"
11.10.2023Auf ServusTV ließ Gerhard Berger mit einer Aussage zum schwächelnden Verstappen-Teamkollegen aufhorchen: "Weil es Diskussionen gibt, wie lange es noch dauert, bis sich Red Bull von Perez trennt: Ich sag: Perez muss von Red Bull weggehen!" oe24 hakte bei "Bulle" Helmut Marko nach.
Berger (64) erklärt, wie er das meint: "Es ist wie damals bei mir und Ayrton Senna: Mir ist auch nix anderes übrig geblieben. Perez braucht ein Team, in dem er wieder wächst. Du brauchst einen Teamkollegen, den du schlagen kannst, damit du Stärke erzeugst. Das wird Perez neben Max Verstappen nicht gelingen. Er wird nur noch schwächer werden, denn die Fehler werden sich häufen." Im oe24-Interview ging Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko auf die brisanten Berger-Aussagen ein.
Aufregung um Bergers Hitze-Sager
oe24: Gratulation auch Ihnen zum vorzeitig fixierten WM-Titel für Max Verstappen. Haben Sie beim Rückflug im Flugzeug noch gefeiert?
HELMUT MARKO: Nein, ich bin sofort eingeschlafen, nicht einmal den Start hab ich mitbekommen. Die Hitze in Katar hat auch mir zugesetzt. Aber am Montag um sieben Uhr Früh war ich schon wieder im Büro.
oe24: Im ServusTV-Talk wunderte sich Gerhard Berger, dass die Hitze auch für viele Piloten zum echten Problem wurde ...
MARKO: Was Gerhard gesagt hat, war sehr erfrischend. Er hat es ja auch auf den Punkt gebracht, warum er selbst nicht so viel gewonnen hat.
oe24: Laut Berger hatten die Besten auch in Katar weniger Probleme. Sehen Sie das auch so?
MARKO: Ganz sicher. Max (Verstappen, d. Red.) war im Ziel noch gut beisammen. Er hatte allerdings auch den Vorteil, dass er nach den Boxenstopps drei, vier Runden gemächlich fahren konnte, bis er die Reifen auf Temperatur hatte. Die anderen mussten vermutlich immer voll fahren.
oe24: Berger meinte auch, dass es für Perez vermutlich am klügsten wäre, Red Bull im eigenen Interesse zu verlassen ...
MARKO: Von mir wollen Sie dazu keine Antwort hören, kurz bevor der Mexiko-Grand-Prix kommt ...
oe24: Aber es ist schon eine interessante Ansicht, oder?
MARKO: Berger kennt es aus eigener Erfahrung. Er ist mit Senna im Team gefahren und hat dort lernen müssen, dass es einen gibt, der dort schneller und besser ist.
"Jetzt fängt Hamilton an, Fehler zuzugeben"
oe24: Berger sprach auch zum ersten Mal aus, dass Verstappen noch besser als Senna ist.
MARKO: Dabei hat er meine Euphorie den Max betreffend Anfangs nicht geteilt. Als ich zum ersten Mal mit diesem Vergleich gekommen bin, hat er gemeint: "Jetzt ist aber Schluss!". Herr Wolff hat damals auch gemeint, das Talent war nicht erkennbar, und er hat Ocon (als Manager unter Vertrag, d. Red.) genommen.
oe24: Toto Wolff hat sich vermutlich im Homeoffice genug geärgert über den Crash der Mercedes-Piloten. Jetzt beginnt offenbar auch Hamilton plötzlich, Fehler zu machen ...
MARKO: Darf ich das bitte korrigieren: Jetzt fängt er an, Fehler zuzugeben.
oe24: Trotzdem ist Hamilton "nur" 30 Punkte hinter Perez. Haben Sie Angst, dass er euch noch die angepeilten Plätze 1 und 2 in der WM streitig macht?
MARKO: Diese Angst ist sogar sehr konkret. Ohne den Crash hätte Hamilton wieder 10, 15 Punkte aufgeholt.
oe24: Sie meinten, Sie wollen Perez wieder an seine frühere Form heranführen. Wie kann das funktionieren?
MARKO: Checo muss einfach das Beste herausholen, ohne auf Verstappen zu blicken. Wir versuchen, ihm dabei zu helfen. Sie sehen, es gibt vom Team keinerlei Kritik, sondern nur Hilfestellung. Vielleicht gelingt es.
oe24: Jetzt geht's nach Austin und dann nach Mexiko, wo Perez als Nationalheld gefeiert wird.
MARKO: Das macht es für ihn nicht leichter. Dazu kommt jetzt in den USA ein Sprintrennen - genau das, was er momentan nicht braucht. Das macht es für ihn noch schwieriger, weil er doch immer eine Zeit braucht, um auf Tempo zu kommen. Ich hoffe, dass Austin halbwegs passt, dann geht es in Mexiko auch wieder.
oe24: Wie ist Ihr Verhältnis zu Perez?
MARKO: Sehr gut. Er hat mich (nach unglücklichen Aussagen, d. Red.) massivst unterstützt, wie übrigens auch Max, der ein paar Leuten kräftig die Meinung gesagt hat. Sie dürfen nicht vergessen: Ich hab Perez damals ins Team gebracht. Aber das ist einfach das Schicksal mit Verstappen, das er jetzt erleidet. Das war schon bei Gasly (2020, d. Red.) so. So gesehen ist die Berger-Aussage die richtige: Perez braucht einen Klima- und Teamwechsel. Jetzt schauen wir einmal, wie nächsten beiden Rennen laufen. Aber dem Team und auch ihm ist bewusst, dass er in einer Krise steckt.
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