Nach sieben Rennen ohne Sieg schrumpft der WM-Vorsprung von Max Verstappen kontinuierlich. Die Führung in der Teamwertung ist schon futsch. Und jetzt geht's nach Singapur, wo Red Bull seit 2013 (Sebastian Vettel) sieglos ist. Lesen Sie, was Motorsportchef Helmut Marko dazu zu sagen hat.
Am Sonntag geht es in Singapur (20 Uhr Ortszeit ist 14 Uhr MESZ/ORF1 live) zur Sache – auf der einzigen Strecke, auf der Red Bull 2023 nicht gewonnen hat. UND: WM-Leader Verstappen ist zwar 61-facher GP-Sieger, beim Flutlicht-Klassiker auf dem Marina Bay Street Circuit ging sich aber noch kein Sieg für den bald vierfachen Weltmeister aus. Dazu kommt der Höhenflug der McLaren-Stars Lando Norris und Oscar Piastri (je zwei Siege), der den Bullen erstmals seit 55 Rennen die Führung in der Konstrukteurs-WM kostete.
Red-Bull-Mastermind Helmut Marko flog am Mittwoch in die Glitzer-Metropole. Im Gegensatz zu Piloten und F1-Crewmitgliedern, die ihren Europa-Rhythmus beibehalten (Besprechungen nach Mitternacht, Schlafenszeit von 4 Uhr in der Früh bis Mittag) passt sich der 81-Jährige der Asien-Zeitzone an. Vor dem Schlafengehen verriet er oe24, wie er das Steuer herumreißen will.
oe24: Herr Marko, obwohl Max Verstappen zuletzt in Baku nur Fünfter wurde und die Führung in der Team-WM weg ist, haben Sie nach dem Rennen wesentlich zuversichtlicher gewirkt, als noch vor drei Wochen in Monza. Wieso?
HELMUT MARKO: Weil unsere Tendenz positiv ist, die Pace stimmt wieder, das haben wir bei Perez gesehen – ohne den unnötigen Crash am Schluss wäre er fix aufs Podest gefahren.
oe24: Verstappen hat sich in Baku über ein wegrutschendes Heck beklagt. Wieso hatte er diese Probleme und Perez offenbar nicht?
MARKO: Weil man sich bei Max für eine wesentlich härtere Abstimmung entschieden hat. Da sind seine Ingenieure leider in die falsche Richtung gegangen.
"Singapur müssen wir noch durchtauchen"
oe24: Wann hat Red Bull wieder ein siegfähiges Auto?
MARKO: Kleine Adaptionen sind in Singapur möglich. Wie unsere Techniker erkannt haben, müssen wir das Auto beziehungsweise die Reifen-Abstimmung ins kleine Performance-Fenster bringen. Wenn wir das schaffen, sind wir wieder dabei. Wie ich schon gesagt habe: Singapur müssen wir noch durchtauchen, für Austin (GP am 20. Oktober, d. Red.) bin ich schon wieder sehr zuversichtlich.
oe24: Trotzdem meinten Sie auf Sky sinngemäß, dass die Konstrukteurs-WM für Red Bull weg ist ...
MARKO: Weg würde ich nicht sagen, aber es wird sehr schwierig gegen McLaren. Die haben zwei starke Fahrer und ein Auto, das auf jeder Strecke funktioniert.
oe24: So gesehen können Sie erleichtert sein, dass Verstappen in der Fahrerwertung sieben Rennen vor Schluss noch 59 Punkte Vorsprung auf Norris hat ...
MARKO: Das bin ich auch. Ohne die Safetycar-Phase am Schluss wäre Max in Baku noch die schnellste Runde gefahren und hätte überhaupt nur einen Punkt verloren. So sind die letzten Rennen unter dem Motto Schadensbegrenzung gelaufen, und wir müssen nicht in Panik geraten, wie manche gern hätten.
Nach dem Singapur-GP macht die Formel 1 vier Wochen Pause - weiter geht's erst am 19./20. Oktober in Austin (Texas)