Williams-Pilot George Russell hat in Silverstone wieder mal gezeigt, warum er eines der größten Formel-1-Talente ist. Toto Wolff lässt in der Pressekonferenz nach dem Qualifying aufhorchen.
Das Getöne um einen Wechsel von Top-Talent George Russell zu Mercedes wird immer intensiver. Vor dicht gefüllten Rängen entlang der Traditionsstrecke in Silverstone stahl der Local Hero sogar fast Hamilton die Show. Er fuhr seinen unterlegenen Williams wie vor zwei Wochen in Spielberg ins dritte Quali-Segment. Mit Platz acht gab der Mercedes-Aspirant eine weitere aussagekräftige Bewerbung ab.
"Es ist unglaublich, unser bestes Qualifying in diesem Jahr in Silverstone und auch noch vor Fans das zeigen zu können. Es ist mein Heimpublikum und so ein aufregendes Gefühl, in jeder Runde konnte ich sehen, wie sie gejubelt haben. Es ist so ein großartiges Gefühl, ich will mehr davon", sagte Russell.
Russell: "Ich blühe unter Druck noch mehr auf"
Dabei belegte er im ersten freien Training am Freitag noch Platz 20, war also Letzter. "Ich war völlig verloren, ich hatte kein Selbstvertrauen", sagte er. Williams hoffte, dass die sich verändernden Bedingungen Russell entgegenkommen würden. Der Plan ging auf, auch wenn Russell jede Menge Druck spürte. Die Möglichkeit, beim Heimspiel ganz hinten zu landen, war ja nicht gerade klein. Doch ihn hat das nur beflügelt. "Ich habe zum ersten Mal seit zwei Jahren meine Familie hier, Freunde auf den Tribünen, dazu die Erwartungen des Teams und von jedem. Ich weiß nicht, aber ich mag es einfach. Ich blühe durch den Druck nur noch mehr auf", sagte Russell.
Wolff: "Eine Augenweide, ihm zuzusehen"
Übrigens hat auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff genau hingeschaut. Russell ist immer noch ein heißer Kandidat für den Platz bei Mercedes neben Lewis Hamilton. "Es ist wirklich eine Augenweide, ihm zuzusehen. Ein kleiner Löwe im Auto", sagte Wolff. Fakt ist: Einen Verbleib von Bottas bei Mercedes können sich nur die wenigsten vorstellen.
RB-Mastermind Marko: "Überlegung wert"
Sollte Russell im nächsten Jahr keinen Platz im Mercedes-Cockpit haben, würden wohl andere Teams ihre Fühler ausstrecken. "Russell ist mit den Leistungen, die er bei Williams jetzt zeigt, sicher eine Überlegung wert", räumt Red-Bull-Mastermind Helmut Marko ein. Allerdings glaubt er nicht, dass sich die Frage überhaupt stellen wird, denn: "Das ist sowas von utopisch. Wenn Mercedes den gehen lassen würde, das wäre ein derartiger Fauxpas, dass ich mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen kann."
Selbst Russell hat frech angedeutet, er würde mit Red Bull reden, falls es nichts bei den Silberpfeilen werden sollte. Toto Wolff reagierte im ÖSTERREICH-Interview prompt: "Da muss auch ich am Tisch sitzen, wenn Russell mit Red Bull reden würde".
Wann fällt die Wechsel-Entscheidung ?
Während Toto Wolff am Rande des GP in Frankreich vor gut einem Monat noch von einer möglichen Entscheidung im Winter gesprochen hatte, steht nach der "Russell-Party" im Qualifying schon der Sommer im Raum.
In der Pressekonferenz der Teamchefs an der Seite von Red-Bull-Teamchef Christian Horner lässt Wolff aufhorchen. Auf die Aussage Bottas möchte nach dem Sommer seine Zukunft geklärt haben, reagierte der Mercedes-Teamchef mit: "Es ist wichtig für Valtteri und George, zu wissen, wo sie kommendes Jahr fahren werden. Das wird passieren. Es wird rund um Spa eine Entscheidung geben und ich erwarte dann schon einige mehr Fragen von euch [Anm. Journalisten]", so Wolff.
Für viele ist das bereits eine indirekte "Bestätigung" zugunsten von George Russell. Man darf gespannt sein, wann Mercedes endlich "die Katze aus dem Sack" lässt.
Das Sprint-Qualifying in Silverstone startet am Samstag um 17:30 Uhr (im Sport24-LIVE-Ticker) und Verstappen jagt diesmal Hamilton. Das Ergebnis dieses "Sprint-Rennens" ist die Startformation für den GP am Sonntag. Ein spannendes Formel-1-Wochenende ist vorprogrammiert.