Doch kein Mercedes-Doppelsieg in Spa-Francorchamps! Zweieinhalb Stunden nach der Zielflagge wurde George Russell als vermeintlicher Belgien-GP-Sieger disqualifiziert. Lewis Hamilton "erbte" seinen 105. GP-Triumph.
Lange Gesichter in der Mercedes-Box nach der Siegerehrung. Silberpfei-Boss Toto Wolff hatte schnell eingesehen: "Wir haben einen Fehler gemacht." Wie der Technische Delegierte in Spa mitteilte, war Russells Wagen nach einer Prüfung eineinhalb Kilogramm zu leicht. Den Stewards blieb keine andere Wahl als die Disqualifikation. Teamkollege Lewis Hamilton feierte damit seinen 105. Sieg, Ungarn-Sieger Oscar Piastri wurde im McLaren Zweiter.
Russells W15 war 1,5 Kilogramm zu leicht
Das Mindestgewicht eines Formel-1-Wagens liegt bei 798 Kilogramm, Russells W15 wog aber nur 796,5 Kilogramm. "Während der Anhörung bestätigte der Teamvertreter, dass die Messung korrekt ist und dass alle erforderlichen Verfahren korrekt durchgeführt wurden. Das Team hat auch eingeräumt, dass es keine mildernden Umstände gab und dass es sich um einen echten Fehler des Teams handelte", hieß es in der Begründung der Stewards.
"Wir müssen unsere Disqualifikation hinnehmen", teilte Teamchef Toto Wolff in einem Statement mit. "Wir haben eindeutig einen Fehler gemacht und müssen dafür sorgen, dass wir daraus lernen. Wir werden abreisen, die Ereignisse analysieren und verstehen, was schief gelaufen ist. Einen Doppelsieg zu verlieren ist frustrierend, und wir können uns nur bei George entschuldigen, der so ein starkes Rennen gefahren ist."
Zweieinhalb Stunden zuvor hatte Mercedes über einen unerwarteten Doppelsieg gejubelt, hatte sich Russell doch dank einer mutigen Ein-Stopp-Strategie um 0,526 Sekunden vor seinem britischen Landsmann Hamilton durchgesetzt. Russell war im letzten Rennen vor der Sommerpause von Startplatz sechs losgefahren und hatte 34 Runden lang von seinem zweiten Reifensatz gezehrt, während die Konkurrenz auf zumindest zwei Boxenstopps setzte. Letztlich wurde es aber nichts mit dem ersten Mercedes-Doppelsieg seit November 2022 in Sao Paulo, wo Russell vor Hamilton gewonnen hatte.
Hinter Piastri wurde Pole-Mann Charles Leclerc im Ferrari Dritter. WM-Leader Max Verstappen belegte von Startplatz elf weg den vierten Rang, der WM-Zweite Lando Norris wurde Fünfter. Carlos Sainz kam im zweiten Ferrari auf den sechsten Platz. Sergio Perez musste sich im zweiten Red Bull mit Platz sieben begnügen, nachdem er von der zweiten Position weggefahren war. In der WM-Wertung liegt Verstappen nun 78 Punkte vor Norris, Leclerc ist als Dritter genau 100 Punkte zurück. Piastri, Sainz, Hamilton, Perez und Russell folgen mit jeweils engem Abstand auf den weiteren Plätzen.
Enttäuschte Gesichter gab's auch bei Red Bull. "Wir sind negativ überrascht. Es hat sich herausgestellt, dass das Überholen inSpa gleich schwer wie in Ungarn ist, obwohl die Geraden hier wesentlich länger sind", kommentierte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko den Rennverlauf im ServusTV-Interview. "Das Positive ist: Wir haben wieder zwei Punkte auf Lando gutgemacht."
Tatsächlich geht WM-Leader Max Verstappen mit 78 Punkten Vorsprung auf Verfolger Norris (McLaren) in die Sommerpause, in der es nach der Russell-Disqualifikation genug zu diskutieren gibt.
Die Mitteilung von FIA-Mann Jo Bauer im Wortlaut:
"After the Race, car number 63 was weighed and its weight was 798.0 kg, which is the minimum weight required by TR Article 4.1. After this, fuel was drained out of the car and 2.8 litres of fuel were removed."
"The car was not fully drained according to the draining procedure submitted by the team in their legality documents as TR Article 6.5.2 is fulfilled. The car was weighed again on the FIA inside and outside scales and the weight was 796.5 kg. The calibration of the outside and inside scales was confirmed and witnessed by the competitor."
"As this is 1.5 kg below the minimum weight requested in TR Article 4.1, which also has to be respected at all times during the Competition, I am referring this matter to the Stewards for their consideration."