oe24-F1-Interview

Nur Team-Platz 4 - so bremst Wolff mit Mercedes alle aus

17.09.2024

Nur fünf Tage nach dem dramatischen Baku-GP geht es am Freitag im "Saunakasten" von Singapur bei fast 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit im ersten Training zur Sache. oe24 erreichte Mercedes-Boss Toto Wolff vor dem Abflug am Telefon.

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oe24: Herr Wolff, wie kommen Sie und Ihre Piloten mit der schwierigen Umstellung auf Zeitzone und Klima in Singapur zurecht?
TOTO WOLFF: Du musst körperlich und im Kopf fit bleiben, sonst hast du keine Chance. Dazu haben wir auch einen NASA-Arzt engagiert, der macht uns die Schlafpläne und hilft uns, dass wir unseren europäischen Schlaf-Wach-Rhythmus behalten. Wir fahren das Rennen (und auch Trainings und Qualifying, danach folgen Interviews, Briefings usw., d. Red.) ja in der Nacht. Das heißt, du kommst um vier Uhr in der Früh ins Bett und schläfst bis am Nachmittag. Dadurch sehen wir auch wenig von der Sonne - für alle in diesem Tross ist das eine Riesen-Belastung.  

"Es ist nicht so, dass wir schreien: Hurra, hurra!"

oe24: Ist für Mercedes mit drei überraschenden Siegen die Saison gerettet?
WOLFF: Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren von drei Siegen vor der Sommerpause ausruhen. Es sind ja noch sieben Rennen zu fahren. Dabei geht es uns auch darum, die Marschrichtung für die Entwicklung des neuen Autos vorzugeben, weil davon wird unsere Performance im nächsten Jahr maßgeblich abhängen. Und es ist nicht so, dass wir schreien: Hurra, hurra! In der Konstrukteurs-Meisterschaft sind wir nur Vierter mit wenig Hoffnung auf Platz drei. Das kann bringt allerdings auch Vorteile. 

oe24: Wie bitte?
WOLFF: Als Vierter bekommen wir mehr Windkanal-Zeit, und das kann uns bei der Entwicklung im nächsten Jahr sehr viel helfen. Da geht's ja um da Jahr 2026 ...

oe24: ... wo ein neues Reglement kommt, das die Richtung für die nächsten Jahre vorgeben wird.
WOLFF: Genau. Das ist quasi der Silberstreifen am Horizont für uns.

oe24: Beim letzten GP in Baku hatte Mercedes zudem Glück, als George Russell durch den Crash von Sainz und Perez vor ihm völlig unverhofft aufs Podest fuhr ...
WOLFF: Außerdem war George auf den harten Reifen im zweiten Teil des Rennens sauschnell. Dafür war das Rennen für Lewis (Hamilton, der wegen Motor-Tausch aus der Box starten musste, d. Red.) ein Albtraum. Andererseits haben wir das Motor-Thema damit erledigt.

oe24: Während bei Mercedes die Tendenz insgesamt nach oben zeigt, kämpft Red Bull plötzlich um den Anschluss. Welche Erklärung haben Sie dafür?
WOLFF: Unglaublich, wie es bei denen rückwärts gegangen ist.

oe24: Könnten die internen Turbulenzen dabei eine Rolle gespielt haben?
WOLFF: Wenn du so viele wichtige Leute verlierst, muss sich das irgendwie auswirken.

oe24: Wird Aston Martin mit dem ehemaligen Red-Bull-Superhirn Newey jetzt zum Super-Team?
WOLFF: Aston Martin kann schon eine Kraft werden, mit der man ab 2026 rechnen muss. Dazu haben sie mit Andy Cowell (ehemaliger Mercedes-Performance-Chef, d. Red.) einen Super-Manager, der kann das zum Fliegen bringen.

Erst recht, wenn Team-Mitbesitzer Lawrence Stroll - wie kolportiert - Serien-Weltmeister Max Verstappen mit einem Millionen-Angebot für 2026 lockt.

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