Vor seinem Abflug zum GP von Japan in Suzuka (Sonntag, 7 Uhr/ORF1) hatte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko eigentlich andere Pläne. Doch anstatt sich einer entspannten Shiatsu-Behandlung zu unterziehen, sprach er mit oe24. Dabei ging es vor allem über die Zukunft von Schützling Verstappen.
„Machen wir schnell, weil jetzt krieg ich gleich meine Shiatsu-Behandlung“, macht Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko am Telefon Druck. Vor dem Abflug zum Japan-GP (Sonntag, 7 Uhr/ORF 1 live) lässt sich der 80-jährige Grazer mit einer japanischen Massage fit machen und meint: „Also, was gibt‘s zu besprechen?“
oe24: Herr Marko, was sagen Sie zu von „BusinessF1“ aufgebrachten Gerüchten, dass der Londoner Anwalt, der die Compliance-Untersuchung gegen Christian Horner leitete, den thailändischen Red-Bull-Mehrheitseigentümern nahesteht?
HELMUT MARKO: Ich bleib bei meinem No Comment! Schaun wir lieber, dass Max wieder ein Rennen gewinnt. Die Strecke in Suzuka sollte ihm entgegenkommen, außerdem soll das Wetter anders als in vergangenen Jahren okay sein. Es wird zumindest keine sintflutartigen Regenfälle geben.
oe24: Warum ist Suzuka so beliebt?
MARKO: Da haben wir eine der wenigen im Kalender verbliebenen Fahrerstrecken mit vielen schnellen Kurven und nur einer Schikane. Mutkurven, die, wie es so schön heißt, Männer von Buben unterscheiden ...
oe24: Auch wenn Verstappen wieder in die Siegerspur findet, hören die Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu Mercedes nicht auf. Ist da was dran?
MARKO: Da müssen Sie Toto Wolff fragen …
Marko: »Wollen tut er es«
oe24: Der sagt, dass Verstappen immer interessant für Mercedes ist, meint aber auch, dass er Supertalent Antonelli im Talon hat und dass er mit Vettel gut ist. Können Sie sich vorstellen, dass der tatsächlich in die Formel 1 zurückkehrt?
MARKO: Wollen tut er es. Vettel und Antonelli sind Namen mit toller Vergangenheit bzw. eventuell toller Zukunft. Aber keiner hat das Level eines Max Verstappen.
oe24: Sie kennen Vettel aus dessen Weltmeister-Jahren bei Red Bull sehr gut. Halten Sie es für möglich, dass er es fahrerisch noch einmal auf das höchste Niveau schafft?
MARKO: Na ja. Er hatte jetzt doch eine lange Pause. Andererseits ist er 36 Jahre alt, da ist alles eine Frage der Motivation. Jedenfalls sind das alles interessante Konstellationen.
oe24: Wäre es für Sie vorstellbar, dass Sie mit Verstappen zu einem anderen Team wechseln?
MARKO: Darüber denk ich aktuell nicht nach. Aber schauen wir mal …
oe24: Aber dass Sie alle 24 Rennen mitmachen, ist nach wie vor fix, oder?
MARKO: Was ist schon fix? Schauen wir, was die nähere Zukunft bringt.
oe24: Könnte es sein, dass Red Bull mit Jahresende den Vertrag mit Perez doch verlängert?
MARKO: Es ist viel zu früh, darüber zu spekulieren. Ausgelöst hat das alles Hamilton mit seiner frühen Entscheidung, zu Ferrari zu gehen. Sowohl Mercedes als auch Red Bull können im Moment mit einer Entscheidung warten.
Marko: »Er ist in einem unglaublichen Hoch«
oe24: Sind Sie überrascht von der wiedererlangten Sainz-Stärke?
MARKO: Sainz ist ein starker Charakter, ehrgeizig und hoch motiviert: erstens durch den Rauswurf bei Ferrari, zweitens durch den Blinddarm-Effekt. Da passt alles zusammen im Moment, der ist in einem unglaublichen Hoch.
oe24: Welcher der beiden Ferrari-Piloten ist der bessere?
MARKO: Voriges Jahr war es sicher Leclerc, aber jetzt würde ich sagen, ist es ganz klar Sainz.
oe24: Und wie hat sich eigentlich Max nach dem Ausfall in Melbourne abreagiert?MARKO: Mit Skifahren beim herrlichsten, besten Tiefschnee der Welt in Japan. Aber da hab ich Ihnen eh schon zu viel verraten …