Formel-1-Rivalen im brisanten Doppel-Interview

"Schütteln Sie Toto die Hand, Herr Marko?"

10.12.2021

Lesen Sie, was Mercedes-Boss Wolff seinem Bullen-Gegenüber Marko ausrichten lässt.

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© getty/oe24 Fotomontage
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Das ultimative WM-Finalduell eskalierte beim letzten GP in Saudi-Arabien, wo Lewis Hamilton (Mercedes) dem zu vor ihm Führenden Max Verstappen (Red Bull) ins Heck krachte. Toto Wolff zuckte aus, die TV-Bilder, als er sein Headset aufknallte, gingen um die Welt. Helmut Marko schimpfte lange nach dem Rennen, weil er nicht verstehen wollte, warum nur Verstappen eine Zeitstrafe kassierte.

ÖSTERREICH: Wann hatten Sie sich nach dem Saudi-Arabien-GP beruhigt?

Toto Wolff: Ich beruhige mich generell schnell. So hoch ich auch schieße, in zehn Minuten ist alles wieder in Ordnung. Und zum zerstörten Headset verrät Wolff: Ich war so naiv, dass ich es danach sofort wieder aufsetzen wollte, aber da hab ich nur auf einem Ohr was gehört. Zum Glück hat mir unser Bose-Mann gleich ein neues gereicht (lacht). Meine Tochter hat gemeint, das war wie bei einem Tennisspieler, der den Schläger auf den Boden schnalzt.

Helmut Marko: Ich hab mich richtig geärgert und erst beruhigt, als ich in Abu Dhabi angekommen bin. Und zwar beim Relaxen am Strand und einer tollen Welt-Expo-Führung

ÖSTERREICH: Vervollständigen Sie bitte den Satz: Wir werden Weltmeister weil ...

Marko: ... wir‘s verdienen!

Wolff: Weltmeister sind wir erst Sonntag am Abend. Was bis dahin passiert, weiß ich nicht. Dazu fehlt mir die Glaskugel.

ÖSTERREICH: Wie stellen Sie Ihren Piloten fürs Finale ein?

Wolff: Lewis macht das selbst. Er ist extrem ausgeglichen. In dieser schwierigen Situation geht er richtig auf, das ist sein Leben.

Marko: Wir sagen Max: „Volle Attacke!“. Er war nach dem letzten GP völlig zurecht aufgebracht, weil mit zweierlei Maß gemessen wird. Hamilton hat ihn abgedrängt und keine Strafe bekommen. Noch einmal: Max hat nix falsch gemacht. Ich finde es arg, dass man einen 24-Jährigen mit Kampagnen als den "Bad Driver" hinstellt und dabei z. B. vergisst, was in Silverstone war (Abschuss durch Hamilton, d. Red.). Das akzeptieren wir einfach nicht.

ÖSTERREICH: Droht in Abu Dhabi der nächste Crash?

Marko: Wenn die beiden z‘sammkommen, ist es immer gefährlich. Aber das ist nicht unsere Intention. Wir wollen das sportlich lösen. Wir wären schon in Jeddah stark genug gewesen und hätten ohne Zwischenfälle gewinnen können. Mit diesem Anspruch gehen wir auch jetzt ins Rennen. Die Devise ist dieselbe wie zu Beginn der Saison: Let‘s race!

Wolff: Ich glaub schon, dass es vernünftig zugehen wird. Wenn nicht, dann schauen sich die Stewards das an. Da gibt es einen umfangreichen Strafenkatalog, der sich nicht nur auf das Rennen, sondern auch auf die Meisterschaft bezieht. Ich glaub, wenn Max dem Lewis reinkracht, ziehen sie ihm beinhart die Punkte ab.

ÖSTERREICH: Wird es nach dem Rennen ein Händeschütteln zwischen euch bzw. den Piloten geben?

Wolff:  Wenn nicht irgendwas Unsportliches im Rennen passiert, auf jeden Fall. Auch wenn wir im Moment mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfen: Es ist ein unglaublicher Kampf bis zum Schluss, da hab ich den allergrößten Respekt.

Marko: Da müssen wir erst schauen, wie das Finale ausgeht.

ÖSTERREICH: Was wollen Sie Dr. Marko ausrichten?

Wolff: Good Racing!

ÖSTERREICH: Und was wollen Sie Toto ausrichten?

Marko: Gar nix. Wir machen unsere Sache, er macht sein Ding, jeder weiß, was er zu tun hat.

ÖSTERREICH: Was werden Sie am Montag machen?

Wolff: Mit meinem vierjährigen Sohn in Abu Dhabi am Strand spielen und Sandburgen bauen.

Marko: Da fliegen wir zurück nach Österreich. Die Stimmung wird, wie sich denken können, vom Rennausgang abhängen. Aber wenn wir die WM nicht gewinnen sollten, wär das auch kein Weltuntergang.

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