Nach dem mit verblüffender Leichtigkeit errungenen vierten Saisonsieg von Max Verstappen in Spielberg ist in der Formel-1-WM schon die "Zeitenwende" ausgerufen worden.
Verstärkt hat das Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit dem Hinweis, man konzentriere sich bereits voll auf 2022. Das heiße aber nicht, dass man nicht doch auch aktuelle Updates bringen werde, betonte Mercedes-Technikchef James Allison vor der "Revanche" am Sonntag auf dem Red Bull Ring.
Dort steht eine Woche nach dem Steiermark-GP jener von Österreich auf dem Programm. Weil mit 1. Juli hierzulande weitere Corona-Lockerungen in Kraft treten und die Zuschauer-Beschränkungen fallen, hofft man an der Rennstrecke auf "volles Haus". 105.000 Fans über das Wochenende sowie rund 60.000 beim Rennen werden erwartet. Ihnen wird empfohlen, vorab unter www.projekt-spielberg.com/ticket-station online Tickets zu kaufen und dann bei der Anreise mittels LED-Beschilderung ihre Parkplätze zu finden.
Verstappen Nationalheld der Niederlanden
Es wird die größte Veranstaltung in Österreich seit Beginn der Coronavirus-Pandemie zu Beginn des Jahres 2020. Gültig ist zwar nach wie vor die 3-G-Regel, die generelle Maskenpflicht am Renngelände gibt es aber nicht mehr. Zudem kehrt dafür die so beliebte Fan-Zone hinter der Kurve eins zurück. Dort warten auf die Zuschauer Live-Musikacts, Fan-Challenges sowie eine Fahrzeugausstellung.
Tausende Fans vor allem aus den Niederlanden werden die Tribünen bevölkern. Denn Verstappen ist derzeit ein Nationalheld. Nach dem unerwarteten Aus der Fußball-Nationalmannschaft bei der EM erst recht. Bei Red Bull hofft man also auf ein Deja-vu. Man müsse das "Momentum mitnehmen", betonte etwa Teamchef Christian Horner. Berater Helmut Marko zeigte sich angetan davon, wie sehr man beim aktuellen Auto den "Sweet Spot" getroffen habe.
Pirelli bringt weichere Reifen
Zudem bringt Pirelli dieses Wochenende prinzipiell etwas weichere Reifen, wodurch sich Marko noch größere Vorteile erhofft, geht doch der RB16B äußerst schonend mit den Gummiwalzen um. Reifenthema Nummer zwei spielt sich ebenfalls in Spielberg ab. Nach den Baku-Unfällen von Verstappen und Lance Stroll werden im Freitag-Training neue und robustere Hinterreifen getestet, die dann möglichst schon in Silverstone eingesetzt werden sollen.
Dass man bei Mercedes die Weiterentwicklung des aktuellen W12 praktisch eingestellt habe, relativierte Allison ein wenig. Er gab zu, dass die meisten Upgrades noch aus der Zeit vor dem Richtungswechsel stammen würden. Es würden sehr wohl noch aktuelle Upgrades kommen. "Wir haben eine ganze Reihe von realen Dingen, die unser Auto in den kommenden Rennen schneller machen werden", sagte der Ingenieur im Podcast "F1 Nation". Dabei handle es sich um Verbesserung an Motor und Aerodynamik. "Wir haben ja mehrere Fabriken, da kommt schon noch etwas", versicherte er. "Diese Saison ist noch sehr am Leben."
WM ist ein "Schwergewichtskampf über 23 Runden"
Auch Wolff hält die WM angesichts der noch vielen ausstehenden Rennen keinesfalls für schon verloren. "Die Weltmeisterschaft ist in diesem Jahr ein Schwergewichtskampf über 23 Runden und wir haben gerade erst ein Drittel davon hinter uns", sagte er. "Obwohl wir beim letzten Rennen nicht auf dem obersten Podest-Treppchen gestanden haben, gab es trotzdem viele Dinge, die uns Mut machen. Unsere Fahrer haben gute Leistungen gezeigt, unsere Boxenstopps waren exzellent und unsere Strategie-Entscheidungen waren stark", berichtete der Wiener nach den Plätzen zwei und drei durch Lewis Hamilton und Valtteri Bottas am vergangenen Sonntag.
Dennoch ist Verstappen der Fahrer der Stunde in der Formel 1 und sein Bolide das Rennfahrzeug des Augenblicks. Max peilt am Sonntag sein bereits 50. Formel-1-Podium an. Dennoch warnte er: "Die anderen werden genau hinschauen, was sie im ersten Rennen nicht so gut gemacht haben. Und auch die weicheren Reifen können viel verändern. Insgesamt wird alles viel enger hergehen, was bei Folgerennen üblich ist." Wichtig sei, an der Spitze der Entwicklung zu bleiben. "Denn die Saison ist noch sehr lang."
Fehler darf sich der nun wie Alain Prost dreifache Österreich-Sieger trotz seiner derzeit 18 Punkte Vorsprung auf Hamilton dennoch keine erlauben. Dass er am Sonntag auf dem Zielstrich stark abgebremst hatte, wurde von FIA-Renndirektor Michael Masi nicht gerne gesehen. 2015 hatte es an derselben Stelle in einem Rahmenrennen wegen so etwas einen gefährlichen Auffahrunfall gegeben. Verstappen hatte nun Glück, mit einer Verwarnung davongekommen zu sein.