Mercedes-Boss im Interview
Toto Wolff: "Jetzt müssen wir aufwachen"
05.05.2022Vor dem Abflug nach Miami meldete sich Mercedes-Teamchef Wolff am Telefon.
ÖSTERREICH: Toto, vergeht Ihnen angesichts der Mercedes-Probleme langsam die Lust?
Toto Wolff: Aber nein! Du kannst doch nicht zehn Jahre hintereinander gewinnen, ohne dazwischen auf die Schnauze zu fliegen. Jetzt schauen wir, dass wir uns erholen, dabei haben wir die Chance, das Team neu zu strukturieren.
ÖSTERREICH: Was ist an dem Gerücht dran, dass Mercedes die aktuelle Saison bereits abgeschrieben hat und sich bereits aufs kommende Jahr konzentriert?
Wolff: Nichts. Wir fahren 2023 mit dem gleichen Auto, das heißt, alles, was ich jetzt lerne, brauch ich auch fürs nächste Jahr. Je schneller wir da rauskommen, desto besser.
ÖSTERREICH: Besteht die Hoffnung, dass Mercedes das Hüpfen der Autos in den Griff bekommt und dank schlanker Aerodynamik wieder um Siege mitfährt?
Wolff: Nein, dazu sind wir zu weit weg - leider!
ÖSTERREICH: Wie halten Sie Hamilton bei Laune?
Wolff: Schau dir mal seinen Instagram-Account an. Macht Lewis da einen niedergeschlagenen Eindruck? Du musst dich in guten Zeiten immer daran erinnern, dass es auch mal nach unten geht. Und gut, dass wir nicht nur drei, vier Zehntel hinten sind, weil jetzt müssen wir richtig aufwachen!
ÖSTERREICH: In Imola sah man, wie Sie und Lewis in der Box aneinandergeraten waren. Worum ging's da?
Wolff: Wir haben nur darüber diskutiert, dass das Auto einfach nicht geradeaus fährt und was wir tun können, um das zu verbessern. Wir waren beide verärgert, aber total auf einer Wellenlänge. Auf der Geraden ist das Auto teilweise nicht fahrbar, absolut nicht konkurrenzfähig.
ÖSTERREICH: Dabei hat Lewis bis auf Baku 2017 alle GP-Premieren gewonnen ...
Wolff: Eine super Statistik, aber die wird uns jetzt, fürchte ich, auch nicht helfen. Wenn Lewis, der von PR-Terminen aus New York kommt, den Fans in Miami auf der Rennstrecke was bieten könnte, wär das natürlich super. (okk)