Der Zickzack-Rennkalender der Formel 1 quer über den Globus soll schon zur nächsten Saison hin abgeschafft werden.
"Wir werden nicht mehr von Kontinent zu Kontinent hüpfen. Wenn wir wo sind, bleiben wir dann auch länger dort", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff der APA - Austria Presse Agentur. Laut dem Wiener kann die Vollgas-Branche trotz der vielen Reisen durchaus als ökologisches Vorbild dienen. Die Motorsport-Königsklasse könne sogar eine grüne "Blaupause" liefern.
Einer eigenen Statistik aus dem Jahr 2019 zufolge macht der Reise- und Logistik-Aufwand der Formel 1 rund um den Globus mit tonnenschwerer Ausrüstung knapp drei Viertel ihres CO2-Ausstoßes aus. In dieser Saison gibt es mit 23 Rennen so viele wie noch nie zuvor innerhalb eines Jahres. In der laufenden Woche ging es direkt von Baku in Aserbaidschan nach Miami in die USA. Anschließend reist der PS-Zirkus quasi geschlossen zurück nach Europa, wo alle Formel-1-Teams ihre Fabriken haben. Von 19. bis 21. Mai wird in Imola in Italien gefahren.
Neuer Rennkalender
Schon nächstes Jahr allerdings werde der Kalender nach geografischen Gesichtspunkten angeordnet, verriet Wolff. "Die europäischen Rennen rutschen zusammen, die asiatischen Rennen rutschen zusammen, jene im Mittleren Osten und in Amerika auch", kündigte der Österreicher an. "Das ist eigentlich ein No-Brainer", verwies Wolff auf die Nachvollziehbarkeit dieser Maßnahme. Flugkilometer würden damit in großem Stil eingespart.
Die Menschen würden immer reisen, das gelte auch für die Formel 1. "Es wird im Urlaub gereist, es gibt Geschäftsreisen, es werden Waren in Container um die Welt geschickt", betonte der 51-Jährige. "Die Alternative ist, dass jeder für sich zu Hause in seinem Garten bleibt und dort die Tomaten züchtet." Der Mercedes-Rennstall tue schon jetzt viel, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. "Wir fliegen zum Teil zum mit Sustainable Aviation Fuel. Bei den Flügen, wo wir es nicht finden, machen wir Book-and-Claim, also wir gleichen unseren Anteil am Treibstoffbedarf des Flugs durch Käufe von nachhaltigem Treibstoff aus."
Grüne Quellen
Zudem werde der Energiebedarf der eigenen Fabrik und Büros aus grünen Quellen gespeist. Die Formel 1 sei überhaupt eine "Innovationsplattform" mit Rückwirkung auf die Serienproduktion, sagte Wolff. Die Formel-1-Autos werden ab 2026 mit einem rund 1.000 PS starken Hybridantrieb laufen, bei dem der Verbrenner und der Elektromotor jeweils etwa 50 Prozent der Leistung beisteuern. Das Verbrenner-Aggregat soll mit einem zu hundert Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden, bei dessen Herstellung CO2 aus der Atmosphäre gebunden wird.
Selbst bei einem schnellen Siegeszug der E-Mobilität werde es auf dem Planeten noch lange Hunderte Millionen Pkw geben, die Benzin oder Diesel verbrennen, erklärte Wolff. "Wenn wir einen nachhaltigen Treibstoff liefern können, können wir dazu beitragen, dass auch für die Serie ein Kraftstoff entwickelt wird, der effizient ist und mit dem diese Autos betrieben werden können."
Dass die Formel 1 etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben könnte, sei auf den ersten Blick zwar nicht einleuchtend. Doch wenn es ihr gelinge, ihren Kohlendioxid-Fußabdruck deutlich zu verringern, "ist das eine Blaupause", sagte Wolff und ergänzte: "Wir haben eine Milliarde Zuschauer auf der Welt. Wir haben die Aufgabe, diese Trommel zu schlagen."