Nach acht Jahren Team-Dominanz schloss Mercedes das F1-Jahr heuer nur als Numme 3 ab.
Zum Feiern war Mercedes-Boss Toto Wolff (50) nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi nicht wirklich zumute. Der Wiener flog ins Werk nach England, wo der Countdown für 2023 läuft. Lesen Sie, wie die Silberpfeile wieder in die Spur kommen wollen – und wie es mit dem gedemütigten Rekordweltmeister Lewis Hamilton (beendete die Saison hinter Neo-Teamkollege George Russell auf Platz 5) weiter geht.
oe24: Toto, wie kommt Lewis damit zurecht, dass er heuer ohne Sieg blieb und die WM sogar hinter seinem neuen Teamkollegen abschloss?
Toto Wolff: Lewis freut sich mit George, er ist zum echten Teamplayer geworden. Er blickt wie ich bereits Richtung 2023. Dann will er wieder ein siegfähiges Auto haben, das ist im Moment das Wichtigste.
oe24: Greift Mercedes nächstes Jahr mit zwei gleichwertigen Siegpiloten wieder nach der WM?
Wolff: Beide sind schnell, abgebrüht und clever, und doch sind George und Lewis total unterschiedlich. Möge der bessere gewinnen – vorausgesetzt, wir geben den beiden ein gscheites Auto. Wir arbeiten jedenfalls schon jetzt auch Hochtouren, dass wir nächstes Jahr wieder voll dabei sind.
oe24: Was haben Sie aus der verkorksten Saison 2022 gelernt?
Wolff: Wir haben die Physik falsch berechnet, unser Auto war einfach nicht schnell. Leider hat es acht Monate gedauert, bis wir verstanden haben, warum es nicht schnell war. Wir werden dieses Auto in der Fabrik ausstellen, um uns daran zu erinnern.
oe24: Lewis Hamilton meinte, dass er froh ist, nie wieder in dieses Auto einsteigen zu müssen. Trotzdem will er bei Mercedes verlängern. Wann wird das offiziell?
Wolff: Wir werden uns in der Winterpause zusammensetzen. Ohne Druck, weil Lewis ja noch ein ganzes Jahr bei uns unter Vertrag ist. Aber wir wollen beide darüber hinaus weiter machen.
oe24: Wie hart trifft Konkrrent Red Bull die für die Budget-Überschreitung verhängte Windkanal-Testbeschränkung?
Wolff: Red Bull bekommt als Weltmeister-Team ohnehin eine Reduktion, in Summe haben sie damit 24% weniger Windkanal-Zeit, und das tut ihnen schon weh.
oe24: Noch kurz zu Mick Schumacher: Warum hat er bei Haas nicht überzeugt? Wird er Testfahrer bei Mercedes?
Wolff: Mick hatte halt viele Schwankungen, aber das ist nicht außergewöhnlich bei einem jungen Fahrer. Aber am Ende des Tages will jedes Team den bestmöglichen Fahrer im Cockpit haben. Trotzdem finde ich, dass Mick einen Platz in der Startaufstellung verdient. Bei dem Zwischenschritt dorthin können wir vielleicht eine Rolle spielen, das haben wir ihm auch gesagt.