Auf dem Weg zum Flughafen telefonierte Toto Wolff mit ÖSTERREICH -und fand klare Worte.
Mit dem Satz "Wir können unser Auto in den Mülleimer werfen", ließ der Mercedes-Boss im ORF-Radio aufhorchen. In der TV-Sendung Motorhome gratulierte er Verstappen bereits zur Titelverteidigung. ÖSTERREICH hakte noch einmal nach.
ÖSTERREICH: Toto, wie sehr haben Sie am Auftakt-Wochenende gelitten?
Toto Wolff: Bei meinem sportlichen Anspruch war es schlimm, unseren Rückstand zu sehen. Wir wollen ja nicht Zweiter werden, wir wollen gewinnen. Aber da ist ein Team meilenweit voraus. Die spielen sich mit der Konkurrenz, die haben nicht einmal Reifenabrieb.
ÖSTERREICH: Was heißt das jetzt für euch?
Wolff: Man muss der Realität ins Auge schauen und nach Lösungen suchen.
ÖSTERREICH: Was kann man in den zwölf Tagen, die bis zum nächsten Grand Prix bleiben, lösen?
Wolff: Wir können es zumindest besser machen und schauen, wie wir aus der ungünstigen Situation, in die wir uns manövriert haben, wieder rauskommen: Im Vorjahr ist unser Auto immer besser geworden und hat noch Rennen gewonnen. Deswegen haben wir uns entschieden, beim Konzept zu bleiben. Dann startest du in die neue Saison und siehst plötzlich, dass gar nix geht.
ÖSTERREICH: Mercedes hat als einziges Team auf ein schlankes Design ohne Seitenkästen gesetzt - lässt sich das so schnell umbauen?
Wolff: Das ließe sich. Aber man kann nicht einfach lustig Seitenkästen aufs Auto montieren, es geht ja um den Airflow. Unser Auto war schlank, aber nicht schnell.
ÖSTERREICH: Und wie konnte euer Kundenteam Aston Martin so eine tolle Performance hinlegen?
Wolff: Die haben einen richtig guten Job gemacht: Sie haben einen Red-Bull-Mann geholt, der hat es so hinbekommen, dass das Auto plötzlich zwei Sekunden schneller ist. Vor einem Jahr waren sie 17. und 19. im Training. Dass Alonso stark und motiviert ist, wussten wir, aber selbst Lance Stroll ist mit zwei gebrochenen Händen und einer gebrochenen Zehe vorne mitgefahren. Das beweist, wie gut das Auto ist. So einen Sprung hab ich in der Fomel 1 noch nie gesehen.
ÖSTERREICH: Als Aktionär im Aston-Martin-Konzern muss Sie das wirtschaftlich trösten, oder?
Wolff: Ich hoffe, der Aktienkurs geht rauf.
ÖSTERREICH: Und warum ist Lewis so entspannt?
Wolff: Er ist ein toller Teamplayer und erwachsen genug, die Realität zu akzeptieren. Da hilft es nicht, groß zu schmollen. Wir müssen versuchen, das Ding zu drehen.
ÖSTERREICH: Insider meinen, dass Red Bull den WM-Champagner schon einkühlen kann ...
Wolff: Nach dem ersten Grand Prix glaub ich auch, dass die heuer jedes Rennen gewinnen.
ÖSTERREICH: Wie bitte? Sie haben doch bei ServusTV davon gesprochen, wieder um die WM mitfahren zu wollen, oder haben wir uns da verhört?
Wolff: Ja, aber ich habe nicht dieses Jahr gemeint. In diesem Jahr geht sich das nicht mehr aus.