oe24-Interview

Wolff über Verstappen-Norris-Aufreger: "Ich erlebe gerade ein Deja-vu"

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Während der F1-Tross nach Sao Paulo übersiedelt, wo am Sonntag (18 Uhr, ServusTV) der dritte GP innerhalb von zwei Wochen steigt, diskutiert die Szene über die Verstappen-Attacke gegen Norris bzw. die Strafen gegen den Weltmeister im Red Bull. Lesen Sie, was Mercedes-Boss Toto Wolff dazu sagt.

Vor dem Flug nach Brasilien meldete sich Wolff bei oe24 am Telefon - man hört ihm die Strapazen des letzten Saison-Drittels an: "In den letzten zehn Tagen hab ich 40 Stunden im Flugzeug verbracht und in sechs verschiedenen Hotels geschlafen. Vergangenen Mittwoch war ich noch in Harvard (als Gastdozent, d. Red.). Aber es geht mir gut." 

oe24: Nicht ganz gut lief es für Mercedes in Mexiko ...
Toto Wolff: Wir haben riesige Schwankungen. Am Freitag hatten wir das schnellste Auto, im Rennen konnten wir anfangs nicht die Pace mit den Top 3 mitgehen, dann hat sich George den Frontflügel gebrochen. Lewis hätte dann zumindest die Pace hinter Sainz gehabt (und wurde Vierter, d. Red.). Alles in allem stehen wir vor einem Mysterium, wobei es Red Bull ähnlich geht.

oe24: Und alle diskutieren über die Verstappen-Aktion gegen Norris ...
Wolff: Das ist ein Deja-vu für mich. Nur in diesem Fall geht's nicht um uns, sondern um Lando Norris. Wobei die Animositäten zwischen Norris und Verstappen nicht so groß sind, wie sie das 2021 zwischen Lewis Hamilton und Verstappen beziehungsweise Red Bull waren.  

"Horrende 20-Sekunden-Strafe, damit so was in Zukunft nicht mehr passiert"

oe24: Halten Sie die doch strenge Strafe gegen Verstappen für angemessen?
Wolff: Ich denke, dass das eine echt gute Steward-Entscheidung war und dass damit in der Zukunft klar ist, dass dieses schmutzige Fahren nicht mehr erlaubt ist. Damit ist eine horrende Strafe mit 20 Sekunden der richtige Präzedenzfall, damit so was in der Zukunft nicht passiert. 

oe24: Aber letztlich helfen so ein Wirbel bzw. die Diskussionen darüber, dass die Formel 1 in den Schlagzeilen und die WM bis zu den letzten Rennen spannend bleibt ...
Wolff: Ja, für die Show ist es super, davon profitieren wir alle, auch ich als Miteigentümer eines Teams. Wenn die Show gut ist, dann läuft das Geschäft. In Mexiko gab's ein bisschen was für jeden: Die Performance von Sainz, die Underperformance von Leclerc, die Nicht-Performance von Perez, Unfälle, die polarisieren, unsere Fahrer als harte Racer. Aber erste Priorität für uns ist es, zu gewinnen.

oe24: Wie erklären Sie sich, dass Perez derart abfällt?
Wolff: Für einen Außenstehenden ist es schwer zu verstehen. Da spielt sicher ein mentaler Faktor rein, der zieht sich durchs ganze Team, das einen Schritt zurück gemacht hat. Perez ist kein P-16-Fahrer, hat schon Rennen gewonnen. Und Max Verstappen ist kein P-6-Fahrer. Die große Unruhe im Team mit dem Abgang wichtiger Leute spiegelt sich jetzt auch in der Performance wider. 

oe24: Verstappen ist inzwischen seit zehn Rennen ohne Sieg ...
Wolff: Wirklich heftig, das hätte sich zu Beginn der Saison wohl keiner gedacht.

oe24: Halten Sie es für möglich, dass er den WM-Titel noch verspielt?
Wolff: Normalerweise geht sich das nicht mehr aus.  Wenn er es cool runterfährt, ist es gelaufen. Es bleibt natürlich ein Stressfaktor wenn du das im letzten Rennen beenden musst. Deswegen sollte Max mit mindestens 26 Punkten Vorsprung nach Abu Dhabi kommen.

oe24: Wird die WM 2025 zum spannenden Vierkampf zwischen Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes?
Wolff: Das wäre ein cooler Anspruch. Acht Fahrer, die fighten und vier richtig gute Teams. Für die vier Rennen bis zum Jahresende habe ich eine klare Marschrichtung vorgegeben: Ich opfere ein gutes Rennergebnis der Weiterentwicklung für nächstes Jahr. Für uns ist jetzt jede Session und jedes Rennen ein Test. Wichtiger als ein möglicher Sieg ist mir jetzt, dass wir alles ausprobieren: Fahrhöhe, Heckflügel, Federung usw. Das Risiko gehen wir jetzt, um zu lernen, damit wir nächstes Jahr hoffentlich von Beginn an vorn dabei sind.  

2025 wird im großen und ganzen mit weiterentwickelten 2024er-Autos gefahren, ehe 2026 ein neues F1-Reglement in Kraft tritt und dann die Karten völlig neu gemischt werden.

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