Österreichs ehemaliger F1-Star zeigt sich von den taktischen Möglichkeiten angetan.
Die Formel-1-WM
wird nicht nur auf der Strecke entschieden. Durch das neue Reglement und die stark abbauenden Reifen ist auch die taktische Komponente aufgewertet worden. Das Zusammenspiel von immer mehr Faktoren neben Fahrer und Auto verspricht trotz der anfänglichen Überlegenheit von Red Bull
eine spannende Saison, meinte Ex-Pilot Alexander Wurz vor dem Europa-Auftakt am Wochenende in der Türkei.
3 Faktoren ausschlaggebend
Die Erfolgsformel benötigt zumindest drei zentrale Komponenten. "Neben dem Fahrer und dem Konstrukteur spricht mittlerweile auch der Stratege eine Schlüsselrolle", betonte Wurz. "Ein neuer Satz Reifen im Rennen ist oft besser, als zwei oder drei Startreihen weiter vorne zu stehen." So gesehen bei McLaren-Pilot Lewis Hamilton, der Saison-Dominator Sebastian Vettel im Red Bull zuletzt in China im Finish regelrecht stehengelassen hatte.
Red Bull weiter voran
Die Bullen sind für Wurz aber auch in der Türkei das Team, das es zu schlagen gilt. "Dafür muss man kein Experte sein. Es geht darum, ob sie überlegen sind oder nicht", erklärte der 37-jährige Niederösterreicher. Die beiden vergangenen Rennen im Istanbul Park haben nämlich die McLaren-Piloten Jenson Button und Hamilton gewonnen. "Die Strecke entspricht der Philosophie von McLaren, Autos zu bauen", erklärte Wurz. "Es wird knapp hergehen."
Renn-Sonntag aufgewertet
Durch die neuen technischen Möglichkeiten, den verstellbaren Heckflügel und das Energierückgewinnungssystem KERS, aber auch die schwer berechenbaren Pirelli-Pneus werde der Rennsonntag aufgewertet. "Das Qualifying ist wichtig, aber es ist nur noch die halbe Miete. Früher haben sich fast 90 Prozent eines Wochenendes im Zeittraining entschieden", erinnerte Wurz, der 69 Grand Prix für Benetton, McLaren-Mercedes und Williams bestritten hat.
Vorbereitung auf Le Mans
In der Türkei fehlt Wurz, weil er zeitgleich als Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans für Peugeot das 6-Stunden-Rennen in Spa bestreitet. Erst in Barcelona und Monte Carlo ist er wieder als ORF-Experte tätig. WM-Leader Sebastian Vettel attestierte der Österreicher bisher eine fehlerlose Saison. "Er macht einen super Job. Er hat sehr viel gelernt und die Punkte, die möglich waren, mitgenommen. Das zeichnet einen Weltmeister aus."
McLaren top, Ferrari Flop
Auch Hamilton und Button haben überzeugt, Ferrari dagegen fährt zum Saisonstart klar hinterher. "Es ist ernüchternd. Für ein so erfolgreiches Team wie Ferrari kann man das Wort katastrophal durchaus in Erwägung ziehen", meinte Wurz. Abzuschreiben sei das Team aus Maranello trotz einer fehlenden "Wunderwaffe" aber nicht. "Ein Fernando Alonso kann immer auf das Podest fahren. Auch wenn er nicht über das schnellste Auto verfügt", erinnerte Wurz.
Dazu kommen wechselnde äußere Bedingungen. Für das Rennwochenende sind in Istanbul zum Teil heftige Regenfälle und kühle zehn Grad prognostiziert. Dabei könne sich der Grip auch ohne Niederschlag rapide ändern. "Eine Rennstrecke ist wie eine Skipiste. Auch sie ändert sich bei Sonneneinstrahlung", erklärte Wurz. Darauf gilt es an der Boxenmauer zu reagieren. "Dabei passieren menschliche Fehler", sagte der Ex-Pilot. "Und genau das ist das Spannende."