Weltmeister legt einen Horror-Start hin und landet hinter Mercedes-Kollege.
Nico Rosberg hat die Formel-1-WM noch einmal enger gemacht. Der Deutsche gewann am Sonntag erstmals den Grand Prix von Italien in Monza. Rosberg profitierte bei seinem zweiten Sieg in Serie nach Belgien von einem völlig verpatzten Start seines Mercedes-Stallrivalen Lewis Hamilton. Der Weltmeister betrieb mit Platz zwei Schadensbegrenzung und behielt die WM-Führung - zwei Punkte vor Rosberg.
Die Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen landeten im Heim-GP der Scuderia auf den Plätzen drei und vier. Daniel Ricciardo kämpfte sich im letzten Europarennen der Saison auf Rang fünf. Sein zuletzt in Spa wegen seiner harten Fahrweise in die Kritik geratener Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen wurde hinter Valtteri Bottas im Williams Siebenter.
Rosberg feierte den 21. GP-Sieg seiner Karriere. Im Saisonduell mit Hamilton stellte er auf 7:6 Erfolge. "Es ist ein sehr spezieller Tag für mich, endlich hier in Italien gewonnen zu haben", sagte Rosberg. "Ich habe alles auf den Punkt gebracht. Auch der Start ist mir richtig gut gelungen." Im Gegensatz zu Hamilton, der seinen dritten Italien-Sieg nacheinander bereits auf den ersten Metern verspielte.
Rosberg singt mit den Fans
Der Engländer, der das Qualifying am Samstag auf eindrucksvolle Art und Weise dominiert hatte, fiel von der Pole Position zwischenzeitlich auf Rang sechs zurück. Ähnlich schlecht war der Weltmeister bereits zu Saisonbeginn in Australien und in Bahrain weggekommen. "Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe alles ganz normal gemacht", meinte Hamilton. Dennoch hatte er zu stark durchdrehende Räder.
Zur Siegerehrung wurden die Mercedes-Piloten von Pfiffen der Zehntausenden Ferrari-Fans begleitet. Dennoch sagte Hamilton ob deren Begeisterung: "Das ist das beste Podium des Jahres." Rosberg gelang es sogar, einige Italiener für sich zu gewinnen.
Der Deutsche stimmte auf dem Podest den White-Stripes-Hit "Seven Nation Army" an, den die italienischen Fans bei der Fußball-WM 2006 in "Campioni del mondo" umgetextet hatten.
"Jetzt wird sicher härter gefahren"
Der WM-Titel ist auch für Rosberg der erklärte Wunschtraum. In den vergangenen beiden Jahren hat er sich aber jeweils an Hamilton die Zähne ausgebissen. 7 von 21 Saisonrennen sind noch ausständig, das nächste in zwei Wochen in Singapur. Das WM-Duell beginnt aufgrund des knappen Abstandes praktisch bei Null.
"Für uns bedeutet das ein paar mehr graue Haare", meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Jetzt wird sicher härter gefahren, jetzt zählt jeder Punkt." Hamilton rettete die WM-Führung, indem er erst Ricciardo und Bottas überholte. An den beiden Ferraris wurde er durch deren zweite Boxenstopps vorbeigespült.
Mercedes kam mit einem Stopp durch, weil man für die zweite Rennhälfte auf die härteren Medium-Reifen umsteckte. Ob der Überlegenheit des Silberpfeils waren auch diese schnell genug, um die Konkurrenz deutlich auf Distanz zu halten.
Ferrari fehlt Speed für ganz vorne
Vettel kam als Dritter mit über 20 Sekunden Rückstand ins Ziel. "Das war das Maximum", meinte der vierfache Weltmeister, der mit dem Resultat gut leben konnte. Es war der erste Podestplatz für die Scuderia seit Österreich Anfang Juli. Auf einen Sieg warten die Roten aber seit fast einem Jahr, seit Vettels Triumph 2015 in Singapur, vergeblich.
"Wir arbeiten sehr hart, wir kämpfen", versicherte Vettel den Ferrari-Fans. "Ich bin sicher, dass der Tag kommt." Jener, an dem die stolze Scuderia wieder ganz oben steht. Bisher letzter Ferrari-Sieger in Monza bleibt Fernando Alonso 2010. "Es war abzusehen, trotzdem hat man immer so ein bisschen die Hoffnung, gerade hier", sagte Vettel. "Es hat uns ein bisschen der Speed gefehlt. Aber die Unterstützung da draußen war Wahnsinn."
In der Konstrukteurs-WM verteidigte Red Bull elf Punkte vor Ferrari Rang zwei. Ricciardo holte sich den fünften Platz im Finish mit einem starken Manöver gegen Bottas.
Hamilton an Horror-Start selbst schuld
Verstappen brachte ein schwacher Start um seine Chancen auf ein besseres Ergebnis. "Das war nicht sein Fehler", verteidigte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko den 18-Jährigen im ORF-Interview. "Das war ein technischer Defekt mehr oder minder, auf den er gut reagiert hat." Hamilton indes verursachte den Katastrophenstart laut Mercedes-Angaben selbst.
"Das liegt am Fingerspitzengefühl der Fahrer. Wenn sie die Kupplung richtig betätigen, kommen sie weg wie eine Rakete", meinte Team-Aufsichtsrat Niki Lauda. Laut Wolff habe Hamilton die durchdrehenden Räder sofort auf seine Kappe genommen. "Da hat er das Rennen verloren." Red Bull war ohne Siegchance. Der Hochgeschwindigkeitskurs mit 79 Prozent Vollgas-Anteil kommt dem Auto ob dessen fehlender PS alles anderer als entgegen.
Nach fünf Rennen mit zumindest einem Fahrer auf dem Podest war es das Ziel, in Monza hinter Mercedes und Ferrari dritte Kraft zu sein. "Die Schadensbegrenzung hat gut funktioniert", sagte Marko. "Die nächsten Rennen sollten uns besser liegen."