Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug weist Titelverteidiger Alonso vor dem WM-Finale dezent die Tür.
Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug hat den Gerüchten um einen Abgang von Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso wenige Tage vor dem Saisonfinale in Brasilien neue Nahrung verliehen. "Wenn jemand seinen absoluten Willen ausdrückt, nicht zu können und nicht zu wollen, dann gäbe es Mittel und Wege der Trennung. Man muss sich auch trennen können", betonte der 54-jährige Deutsche in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "stern".
Alonso will weg
Alonso hatte sich zuletzt gegenüber seinem
Arbeitgeber McLaren-Mercedes mehrfach abgangswillig gezeigt. Der Spanier
besitzt zwar einen bis 2009 laufenden Vertrag, fühlt sich aber gegenüber
seinem Stallrivalen und WM-Konkurrenten Lewis Hamilton benachteiligt und
will das Team verlassen. Als erste Alternative gilt eine Rückkehr zu
Renault, dessen Teamchef Flavio Briatore bereits Anfang der Woche großes
Interesse bekundet hatte.
Rekorde in Reichweite
Mit Renault hatte Alonso in den vergangenen
Jahren jeweils Fahrer-und Konstrukteurs-WM gewonnen. Seit dem legendären
Argentinier Juan Manuel Fangio 1957 - vor genau 50 Jahren - hat kein Fahrer
mehr in aufeinanderfolgenden Jahren mit verschiedenen Teams den Titel
geholt. Außerdem würde Alonso nach Fangio (1954 - 1957) und Rekordchampion
Michael Schumacher (2000 - 2004) erst der dritte Pilot der Geschichte sein,
dem der WM-Hattrick gelingt.
"Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen Titel zu holen", versprach der Spanier, der vor dem WM-Finale am Sonntag (18:00 Uhr/live ORF 1, RTL und Premiere) vier Punkte hinter Spitzenreiter Hamilton liegt. Ein Sieg würde Alonso reichen, wenn sein englischer Rivale nicht auf Platz zwei landet. Auch der finnische Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen hat noch Chancen, liegt aber bereits sieben Punkte zurück.
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"Heimvorteil" in Brasilien
Alonso hat "gute
Erinnerungen" an das Autodromo Jose Carlos Pace in Interlagos/Sao Paulo. In
den vergangenen beiden Jahren hatte er dort jeweils seine WM-Titel fixiert -
2005 als jüngster Weltmeister der Geschichte. Diesen Titel würde ihm
ausgerechnet Hamilton abjagen, würde er sich bereits in seinem ersten
Formel-1-Jahr die Krone aufsetzen. Der 22-jährige Brite zeigte sich trotz
seines Ausfalls vor eineinhalb Wochen in China zuversichtlich.
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Hamilton bleibt zuversichtlich
"China war eine wichtige Lektion
für mich", versicherte Hamilton. "Die Meisterschaft ist zwar nach wie vor
offen, aber ich bin vier Punkte voran. Ich bin in der besten Position und
werde Weltmeister werden." Wer kommende Saison neben dem Jungstar einen
McLaren pilotieren wird, ist dagegen offen. Als mögliche Alonso-Nachfolger
waren zuletzt die Deutschen Nico Rosberg (Williams-Toyota) und Sebastian
Vettel (Toro Rosso-Ferrari) ins Spiel gebracht worden. Haug dementierte in
einem dpa-Interview allerdings, dass es bereits diesbezügliche Gespräche
gegeben habe.