Fabriken von Brawn und Red Bull in unmittelbarer Nähe der Rennstrecke.
Gerade einmal elf Autobahnkilometer trennen die kleine Ortschaft Brackley von der Rennstrecke in Silverstone. 2009 ist der Erfolg eingekehrt in der 13.000-Einwohner-Stadt in der englischen Grafschaft Northamptonshire. Das Honda-Nachfolgeteam Brawn GP dominiert die Formel-1-WM. Für die Equipe um WM-Leader Jenson Button ist das Rennen am Sonntag (14.00 Uhr/live ORF1, RTL und Premiere) also ein echter Heim-Grand-Prix.
Gleiches gilt allerdings auch für den ersten Verfolger. Die Fabrik von Red Bull Racing steht in Milton Keynes, keine 30 Kilometer Luftlinie entfernt vom "Home of British Motor Racing". Mit McLaren-Mercedes (Woking), Williams (Grove) und Force India (Silverstone) haben noch drei weitere Teams ihren Hauptsitz in England. Beim Abschied der Königsklasse aus Silverstone wird aber vor allem einer die Massen anziehen - Jenson Button.
Button überflügelt Hamilton
Der 29-jährige Engländer
führt die WM-Wertung 26 Punkte vor seinem Brawn-Teamkollegen Rubens
Barrichello an, hat sechs seiner ersten sieben Saisonrennen gewonnen. Das
war vor ihm nur Alberto Ascari (1952), Juan Manuel Fangio (1954), Jim Clark
(1965) und Michael Schumacher (2004) gelungen. Rekordchampion Schumacher war
2002 im Ferrari gar bereits nach 11 von 17 Läufen als Weltmeister
festgestanden. Button ist auf dem besten Weg dorthin.
Mittlerweile hat Button sogar seinen Landsmann Lewis Hamilton aus den Schlagzeilen verdrängt. Der Weltmeister hatte im Vorjahr nach sensationellem Rennen als erster Brite seit David Coulthard im Jahr 2000 in Silverstone gewonnen. 2009 dagegen fährt Hamilton hinterher, hat sich für seinen Heim-Grand-Prix einen WM-Punkt zum Ziel gesetzt. Button dagegen kommt als der große Favorit - 100.000 wollen ihn am vermutlich ausverkauften Circuit siegen sehen.
Glücklicher WM-Leader
"Das ist ein ganz neues Gefühl für
mich - und es zaubert mir jedesmal ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich daran
denke", gestand Button. "Ich kann es gar nicht erwarten, vor unseren eigenen
Fans zu fahren." Unseren Fans - denn Button betont stets die Rolle, die sein
Team für seinen Erfolg spielt. "Ich bin der Mann, der das Auto fährt",
erklärte der WM-Leader. "Aber da sind 400 Leute, die es bauen und
zusammensetzen. Wir arbeiten alle zusammen."
Bolide für 2010 schon im Entstehen
Seit einem Monat arbeitet
das Team sogar bereits am Auto für die kommende Saison, verriet Teamchef
Ross Brawn. Wir groß sein Anteil an der Siegesserie ist, darauf wollte sich
der bisher fehlerfreie Button nicht festlegen. "In einer Fußball-Mannschaft
kann man auch nicht sagen, wie viel der Torhüter wert war, wie viel der
Verteidiger und wie viel der Stürmer", bediente sich der Engländer einem
Vergleich aus dem Lieblingssport seiner Landsleute.
Kaum Regengefahr
Das Wetter könnte am Wochenende wie so oft in
England eine mitentscheidende Rolle spielen. Regen ist aber nur für
Donnerstag und Freitag vorhergesehen, Qualifying und Rennen sollten trocken
werden. "Wir haben Brawn bisher als einziges Team geschlagen", verwies der
Australier Mark Webber auf den Sieg seines Red-Bull-Teamkollegen Sebastian
Vettel in China. "Das war allerdings im Regen - nun wollen wir es auch im
Trockenen schaffen."
Webber hat in den vergangenen drei Rennen jeweils besser gepunktet als Vettel, liegt nur noch 1,5 Punkte hinter dem deutschen Jungstar auf WM-Rang vier. Gefahr könnte den beiden englischen Spitzenteams bei ihrem Heimspiel hauptsächlich von Ferrari drohen. Die Italiener wollen auf dem anspruchsvollen Kurs unter anderem mit einem leichteren KERS-System reüssieren. Die Balance des F60 soll sich dadurch erheblich verbessern.