Helmut Marko (80) über Monaco, Millionen und seinen Ärger über Honda.
Vor dem Abflug zum GP von Monaco (am Sonntag ab 15 Uhr im Sport24-Liveticker) lud der Red-Bull-Motorsportchef auf die Dachterrasse seines Grazer Lend-Hotels. Im oe24-Talk sprach der Grazer über die heikle Mission Monaco. Außerdem nahm er zu den heißen Themen Honda-Rückkehr, Schumacher-Kritik und Hamiltons angebliches Millionen-Angebot Stellung.
oe24: Herr Marko, vor 51 Jahren waren Sie als Pilot in Monaco im Einsatz. Auf einem Kurs, bei dem scheinbar die Zeit stehen geblieben ist ...
Helmut Marko: Na, ja, es gibt schon ein paar Änderungen. Die Passage mit Hafen und Schwimmbad sind wir ganz anders gefahren. Aber natürlich ist es faszinierend, dass sich so eine Strecke sich im Kalender halten kann. All die Sicherheitsargumente werden da ad absurdum geführt. Für das spezielle Flair nimmt man vieles in Kauf, was bei anderen Strecken nie und nimmer gehen würde. Allein die Boxenanlage: Wir haben 2016 einen Sieg durch Ricciardo verloren, weil wir es nicht geschafft haben, die Reifen von hinter der Box rechtzeitig her zu bekommen. Da war dann Hamilton plötzlich vorn.
oe24: Jetzt macht Hamilton mit einem angebliches 46-Mio.-Angebot von Ferrari für Schlagzeilen. Halten Sie das für möglich?
Marko: 46 Millionen sind gar nicht so viel in der Liga, in der sich Hamilton bewegt. Ich kann mir trotzdem kaum vorstellen, dass da was dran ist.
oe24: Was erwarten Sie jetzt von Mercedes?
Marko: Die haben ein Riesenupdate gebracht, aber im Hinblick auf Imola. Die Absage dort tut ihnen weh, weil sie die drei Trainingssessions dort notwendig gebraucht hätten, um die Neuerungen zu optimieren. Das alles wird ihnen in Monaco nix bringen. Wir probieren erst in Barcelona was Neues.
»Eine klare Linie hätte uns viel Geld und Mühe erspart«
oe24: Kann Red Bull die bisher perfekte Saison am Sonntag fortsetzen?
Marko: Monaco ist sehr speziell. Wir kämpfen mit unserer Abstimmung, diesmal sehe ich Ferrari im Vorteil. Charles Leclerc ist der große Favorit – er ist hier aufgewachsen, er liebt diese Strecke und er hat in den letzten beiden Jahren mit Bestzeiten im Qualifying bewiesen, wie schnell er auf dieser Runde sein kann.
oe24: Trotzdem hat er es in Monaco noch nie aufs Podest geschafft. Glauben Sie nicht, dass gerade dieses Rennen für ihn zum Albtraum werden könnte?
Marko: Von der Logik her spricht alles für Ferrari. Die sind in den langsamen Kurven besser als wir, sie wärmen die Reifen schneller auf, was im Qualifying eine entscheidende Rolle spielt. Wir alle wissen, wie wichtig die Pole hier ist.
Helmut Marko mit oe24-Reporter Knut Okresek.
oe24: Trotzdem hat sie Leclerc zuletzt zweimal nicht genützt?
Marko: Weil Ferrari nach dem Crash vor zwei Jahren nicht alles gewechselt hat. Im Vorjahr haben sie bei der Strategie daneben gegriffen. Schwer vorstellbar, dass ihnen so was wieder passiert. Andererseits ist der Reifenverschleiß bei Ferrari größer, das macht das Rennen spannend. Wenn der erste an die Box kommt, geht‘s erst richtig los.
oe24: Aber Red Bull hat doch mit Perez den besten Stadtkurs-Piloten ...
Marko: Checo hat letztes Jahr gewonnen. Aber diesmal seh ich Max (Verstappen. Anm.) auf Augenhöhe.
oe24: Hinter den Kulissen sorgt das Honda-Comeback bei Aston Martin ab 2026 für Aufregung. Wussten Sie davon?
Marko: Wir haben schon letzten Herbst über eine Kooperation gesprochen. Da war klar, dass die zurück kommen. Wenn sie sich früher committed hätten, hätte uns das viel Geld, Mühe und Arbeit erspart (Red Bull baute inzwischen eigenes Motorenwerk auf, d. Red.). Das ständige hin und her ist ärgerlich.
oe24: Bei AlphaTauri ist De Vries angezählt. Ralf Schumacher fragt sich noch immer, warum Mick keine Chance bekommen hat. Auf Sky meinte Ralf, Sie hätten ein Problem mit dem Namen Schumacher ...
Marko: Ich hab kein Problem mit dem Namen Schumacher. Für mich ist Michael Schumacher der Größte, mit Ralf spreche ich regelmäßig. Nur verwechselt er eines: Bei uns ist das F1-Programm auf Performance aufgebaut, nicht auf Marketing (und Schumi jun. erregte in Monaco 2022 vor allem mit Mega-Crash Aufsehen, d. Red.).