Schwer verunglückter F1-Pilot bleibt vorerst weiter in künstlichem Koma.
Auch nach einer siebenstündigen Operation durch zwei Ärzteteams herrschte Unklarheit, ob und wann der verunglückte Formel-1-Pilot Robert Kubica wieder Rennen fahren kann. Der Pole war nach dem Eingriff, bei dem sieben Mediziner neben den Verletzungen am rechten Bein die schweren Schäden an der rechten Hand und am rechten Unterarm operierten, zunächst in ein künstliches Koma versetzt worden. Seine Ärzte gaben sich am Montagvormittag vorsichtig optimistisch, eine genauere Prognose über die Heilungschancen wäre allerdings erst in sechs Tagen möglich.
Unterarm größtes Problem
"Es war ein sehr schwieriger Eingriff. Selbst bei einem optimalen Heilungsprozess wird es mindestens ein Jahr dauern, bis er seine Hand wieder vollständig bewegen kann", sagte Professor Mario Igor Rossello. "Robert Kubicas Unterarm war an zwei Stellen aufgerissen, die Blutzirkulation unterbrochen, Knochen und Sehnen waren erheblich zerstört", erklärte der Chirurg. Die Verletzungen der Nerven würden die meisten Fragezeichen in Bezug auf eine Heilung lassen. Die komplette Anatomie des Unterarms musste rekonstruiert werden, erklärte Rossello, der auch Hoffnung gab.
Positive Anzeichen
"Die Hand ist warm und das bedeutet, dass die Operation gut verlaufen ist. Aber es dauert noch mindestens sechs Tage um zu wissen, ob die Blutzirkulation wie erhofft reagiert", sagte der Arzt im Krankenhaus Santa Corona in Pietra Ligure in der Nähe von Genua. Zusätzlich haben man noch eine gravierende innere Blutung stoppen müssen. "Robert Kubica ist in einem stabilen, aber nach wie vor kritischen Zustand", sagte Rossello. Im Anschluss an die Operation wurde der Pole in ein künstliches Koma versetzt. Kubicas Eltern reisten laut italienischer Medien noch am Sonntagabend von Krakau nach Italien.
Der 27-Jährige beteiligte sich am Sonntag mit einem Skoda Fabia an einer Rallye im Norditalien.
Kubica kam von der Piste ab.
Mit einem Hubschrauber wurde in das Krankenhaus Santa Corona in Pietra Ligure eingeliefert. Sein Beifahrer blieb unverletzt.
Robert Kubica war mit seinem Skoda Fabia 2000 in der Gemeinde San Lorenzo auf nassem Asphalt ins Schleudern geraten.
Hier wird sein Auto abtransportiert.
Kubica krachte gegen eine Leitplanke, die sich ins Auto bohrte.
Ein Rettungshubschrauber kam sofort.
Der Pole erlitt mehrere Knochenbrüche und auch innere Verletzungen.
Eine Not-Op soll die Blutungen stoppen.
Ob seine Hand amputiert werden muss, ist noch unklar.
Ein Spezialist wurde deswegen hinzugezogen.
"Eine Amputation ist eine Entscheidung, die nicht so schnell getroffen wird", lautete seine Antwort.
Die Polizei beschlagnahmte wie üblich in solchen Fällen das Auto.
In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie schwer seine Verletzungen wirklich sind.
Unfall bei Rallye-Gastspiel
Kubica war am Sonntag bei der Rallye Ronde di Andora wenige Kilometer nach dem Start in einem Skoda Fabia 2000 auf nassem Asphalt ins Schleudern geraten und von der Strecke abgekommen. Er krachte gegen eine Leitplanke, die sich in das Auto bohrte. Der Wagen schleuderte anschließend weiter und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen die Mauer einer Kirche.
Co-Pilot unverletzt
Sein Co-Pilot Jacub Gerber kam bei dem schweren Unfall unverletzt davon; er war aus dem Fenster geklettert. "Wir wussten, dass der Asphalt rutschig war wegen der Feuchtigkeit. Wir waren darauf vorbereitet", sagte er. Als fatal erwies sich nun offenbar, dass die Leitplanke unterbrochen war. Nach dem Einschlag in die erste wurde der Skoda von der nachfolgenden praktisch aufgespießt. "Diese Unterbrechung ist absurd", wurde Gerber zitiert.
Pole immer wieder mit schweren Unfällen
Für Kubica, der nach seiner Bestzeit bei den ersten Testfahrten in Valencia als Geheimtipp für die kommende Formel-1-Saison galt, war es bereits der dritte schwere Unfall. 2007 beim Grand Prix in Montreal stockte den Zuschauern der Atem, als sein Sauber-BMW abhob und sich mehrfach überschlug. Der 26-Jährige überstand den schlimmen Crash aber nahezu unverletzt. Bei einem Unfall im Straßenverkehr 2003 erlitt Kubica einen Armbruch.
Bestürzung
In der Formel-1-Gemeinde herrschte Bestürzung. Lotus-Renault-Teamkollege Witali Petrow und Teamchef Eric Boullier kündigten ihren Besuch Montag an, "um Robert zu sehen und ihm zu sagen, dass wir ungeduldig auf sein Rückkehr warten". Rennfahrerkollege Fernando Alonso eilte noch am Tag des Unfalls ins Krankenhaus. Der zweifache Weltmeister von Ferrari und Kubica sind seit langem befreundet. Ex-Weltmeister Jenson Button twitterte über die "schockierende Nachricht: Ich wünsche ihm eine schnelle Genesung."
"Die Nachricht von Robert Kubicas Unfall hat das ganze Team von BMW Motorsport und mich persönlich sehr betroffen gemacht", sagte BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen. "Zusammen haben wir große Erfolge gefeiert, ein absoluter Höhepunkt war sicherlich unser Doppelsieg 2008 in Montreal. Ein Jahr zuvor an gleicher Stelle haben wir erlebt, wie gefährlich der Rennsport sein kann, als er nach einem fürchterlichen Unfall bewusstlos aus dem Auto geborgen wurde", erinnerte Theissen.