Österreichs F1-Legende Niki Lauda kritisiert Budgetstreit und liest den großen Teams die Leviten.
Im Streit um die Budgetobergrenze in der Formel 1 hat sich der ehemalige Weltmeister Niki Lauda auf die Seite von FIA-Präsident Max Mosley gestellt. Der dreifache Champion kritisierte im Interview mit dem Magazin "Sport-Bild" vor allem Ferrari und die Teamvereinigung FOTA. "Die Budgetgrenze von 45 Millionen Euro ist das Vernünftigste, was ich je in meinem Leben gehört habe. Alle Teams haben darum gebeten. Und jetzt ist Ferrari plötzlich dagegen. Das ist völlig bescheuert", sagte der Österreicher.
Ferrari kündigt Ausstieg an
Anders sieht das Ferrari: Nach
einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag kündigte der italienische Rennstall
an, nicht and er Formel 1-Saison 2010 teilzunehmen, sollte die FIA die
beschlossenen Regeln, v.a. die Budgetobergrenze, nicht ändern. Man betonte,
dass Ferrari als einziges Team ohne Unterbrechungen an den Formel 1-WM seit
1950 teilgenommen habe.
Lob für Moselys Maßnahmen
Für Niki Lauda ist es ein
Segen, dass Mosley und der Automobil-Weltverband FIA "brutal vorgehen
und gnadenlos alles umsetzen". Die Sparmaßnahmen seien deshalb so
vernünftig, "weil sich die 45 Millionen ja nur aufs Auto, also die
reine Technik beziehen. Fahrergehälter und alle Marketingaktionen sind
dagegen noch frei." Das heiße: "Die Teams haben am Ende immer
noch ein Budget von 80 bis 100 Millionen."
Kritik an Budgetobergrenze
Der FIA-Weltrat hatte für 2010 eine
neue Budgetregelung getroffen. Diese sieht vor, dass Rennställe, die sich an
eine Budgetobergrenze von umgerechnet rund 45 Millionen Euro halten,
deutliche technische Vorteile erhalten. Neben mehr oder weniger direkten
Rückzugs-Drohungen von Ferrari und BMW-Sauber hatten zuletzt Toyota und auch
Red Bull klargestellt, dass man unter einem Reglement, das eine
Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Formel 1 bedeute, nicht antreten könne.
Derzeit planen die Teams mit bis zu 250 Millionen Euro.
Noch in dieser Woche soll es zu einem Gespräch zwischen Ferrari-Chef Luca di Montezemolo und Mosley kommen. Am Dienstag beriet die Ferrari-Führung unter anderem über die Situation in der Formel 1.
Überall "Egozentriker"
Die Formel 1 betreibe "Selbstzerstörung",
meinte Lauda. "Das Problem ist, dass in den Teams nur Egozentriker
sitzen, die sich nicht einig werden. Das ist der Wahnsinn!" Nach seiner
Ansicht ist die Teamvereinigung FOTA kein ernstzunehmender Gegner für
FIA-Chef Mosley. Die Organisation existiere wegen der Uneinigkeit über die
Regeln und den Diffusor-Streit "eigentlich nur noch auf dem Papier".
Lauda: "In der FOTA streiten sie mehr, als konstruktiv über die Zukunft
nachzudenken. Damit tun die Herrschaften alles, damit die FIA jetzt alleine
entscheidet, wie es mit der Formel 1 weitergeht."
Keine Gefahr für F1
Die Formel 1 sieht der 60-Jährige aber
nicht in Gefahr. "Mosley geht den richtigen Weg, weil am Schluss ein
guter Kompromiss herauskommen wird. Die Hersteller, einschließlich Ferrari,
werden auf Mosleys Zug aufspringen müssen und sich einverstanden erklären",
glaubt Lauda. Profiteure seien die Nicht-Werksteams wie Brawn GP, Red Bull
und Williams: "Weil sie es gewohnt sind, aus weniger mehr zu machen."