Nach Teamorder
Lauda fordert harte Sanktionen
26.07.2010
Schumacher verteidigt Stallregie der "Roten".
Das erfolgreiche Comeback hat sich Ferrari wohl anders vorgestellt. Nach dem Hockenheim-Doppelerfolg von Fernando Alonso und Felipe Massa, dessen Reihenfolge erst durch eine laut Reglement verbotene Stallorder von der Scuderia festgelegt wurde, hagelte es massive Kritik auf die "Roten". "Das ist Betrug am Publikum. So etwas darf man nicht durchgehen lassen", forderte vor allem Österreichs dreifacher Ex-Weltmeister Niki Lauda harte Sanktionen gegen das Traditionsteam.
"Ferrari, die Betrüger in Rot"
Selbst die
"Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb in ihrem Kommentar "Ferrari, die
Betrüger in Rot". Und tatsächlich muss sich der italienische Rennstall nicht
nur wegen der laut Paragraf 39.1 des Formel-1-Regelments klar verbotenen
Teamorder vor dem Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes
(FIA) verantworten, sondern auch wegen Betrugs laut Sportparagraf 151c.
Befürworter
Einziger prominenter Befürworter der Stallregie
von Ferrari war Mercedes-Pilot Michael Schumacher. Kein Wunder, der deutsche
Rekordweltmeister hatte auf seinem Weg zu den WM-Titeln 2001 und 2002 selbst
von Ferrari-Teamordern profitiert, als ihn Rubens Barrichello jeweils in
Spielberg knapp vor dem Ziel hatte überholen lassen müssen. Das Manöver im
Jahr 2002 führte schließlich dazu, dass seither eine Teamorder, die das
Rennergebnis beeinflusst, offiziell verboten ist.
Schumacher verteidigt
"Es kann nur einer Weltmeister werden. Wenn
aber am Ende die Meisterschaft um fünf Punkte verloren geht, fragt dich
jeder: 'Was wart ihr für Deppen in Hockenheim?'", verteidigte Schumacher die
rennentscheidende Szene im Deutschland-GP.
Rennkommissare
Von den Rennkommissaren wurde Ferrari zwar
unmittelbar nach dem Rennen bereits zu einer Strafe über 100.000 Dollar
(77.537 Euro) verdonnert, doch damit wird die Scuderia aus Maranello nicht
davonkommen. Der Motorsport-Weltrat hat eigentlich gar keine andere Wahl,
als diese Strafe drakonisch zu verschärfen, will er keinen für den Sport
extrem schädlichen Präzedenzfall schaffen. Denn bei keiner weiteren Sanktion
müssten sich die großen finanzkräftigen Teams künftig bei bewussten
Reglement-Verstößen keinerlei Sorgen machen - ein simpler Griff in die
Schatulle würde genügen, um das Problem zu beseitigen und die WM
entscheidend zu beeinflussen.
Gute Miene zum bösen Spiel
Stallregie-Opfer Massa versuchte
nach dem Rennen erfolglos, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, nachdem er
exakt ein Jahr nach seinem schweren Unfall in Mogyorod/Budapest, wo er im
Qualifying bei mehr als 200 km/h von einer Radfeder am Kopf getroffen und
lebensgefährlich verletzt worden war, einen weiteren herben Rückschlag hatte
hinnehmen müssen. Der Brasilianer hatte sich Hoffnungen auf seinen ersten
WM-Titel gemacht. Seit Sonntag hat er aber endgültig Gewissheit, dass er
hinter dem spanischen Ex-Weltmeister Alonso nur die Nummer zwei bei Ferrari
ist.