F1-Showdown
Lauda: "Gibt keine Gerechtigkeit"
11.11.2010
Laudas gnadenlose Abrechnung mit der Formel 1.
ÖSTERREICH: Herr Lauda, können Sie sich tatsächlich vorstellen, dass Red Bull
bis zum Schluss ohne Taktik-Manöver fahren wird?
Niki Lauda: Jawohl! Wenn ich mir die Aussagen von Didi Mateschitz
anhöre, dann geht’s dem tatsächlich um den Sport, um den olympischen Gedanken, wonach der Bessere gewinnen möge.
ÖSTERREICH: Auch wenn der WM-Titel dadurch flöten geht?
Lauda: Meine Logik sagt mir: Wenn Sebastian Vettel nicht mehr Weltmeister werden kann, dann wird er selbst entscheiden, dass er Webber hilft. Damit ist er der Hero und Alonso
geht leer aus.
ÖSTERREICH: Vettel und Red Bull scheinen aber die stärkste Auto-Fahrer-Kombination zu sein. Noch dazu, wo er seinen Suzuka-Siegermotor bekommt …
Lauda: Red Bull wird auch Webber top ausrüsten und Alonso wird ein Problem bekommen: Weil Vettel und Webber in Abu Dhabi am Start vor ihm stehen werden.
ÖSTERREICH: Trotzdem ist Alonso Ihr WM-Favorit?
Lauda: Das ist ja das Spannende: Keiner weiß, welche Unbekannten reinspielen werden. Unter normalen Umständen hat Alonso die besten Chancen, weil er mit acht Punkten Vorsprung nach Abu Dhabi kommt. Punkt.
ÖSTERREICH: Sagt Ihnen der Gerechtigkeitssinn nach dem Ferrari-Stallorder-Skandal von Hockenheim nicht, dass Red Bull das Rennen machen müsste?
Lauda: Nein! Gerechtigkeit gibt es in der Formel 1 nicht. Bildlich gesprochen fährt Red Bull bei Olympischen Spielen, die anderen in der mafiösen Formel 1. 100 Millionen Dollar Strafe dort, Proteste da – die F-1-Welt ist auf keinen Fall eine Olympiade. Die von Red Bull sind die Ersten, denen der Sport am Herzen liegt – und das mit einer unglaublichen Konsequenz. Jetzt drücken wir ihnen die Daumen. Die Konstrukteurs-WM ist zwar nett, aber am Ende zählt, welcher Fahrer mit welchem Auto Weltmeister wird.