ÖSTERREICH-Interview
Lauda: "Lasst Schumi doch in Ruhe"
16.03.2010
Während die ganze Welt über Michael Schumacher nach dem 6. Platz beim Comeback in Bahrain herfällt, hält ihm Niki Lauda die Stange.
ÖSTERREICH: Ist die Kritik an Schumi gerechtfertigt?
Niki
Lauda: Das ist doch alles absurd, aber es gibt offenbar nur die beiden
Extreme: Entweder er ist der King, oder er bekommt eine in die Gosch’n – wie
jetzt. Ich habe Sachen wie ,Schleich-Schumi‘ gelesen und verstehe nicht,
warum der arme Michael so zur Sau gemacht wird. Die Leute, die über ihn
herfallen, haben schlicht und einfach keine Ahnung. Die Medien und das Volk
verstehen’s einfach nicht.
ÖSTERREICH: Dann erklären Sie es uns bitte!
Lauda:
Vettel und Red Bull waren in Bahrain eindeutig am schnellsten vor den
Ferraris und Lewis Hamilton. Dahinter kommt Mercedes, wo Rosberg und Schumi
mehr als eine halbe Minute verloren haben, aber etwa im selben Bereich
lagen. Auf den Punkt gebracht: Unter den technischen Voraussetzungen seines
Mercedes hat Schumi die bestmögliche Leistung abgeliefert. In dem Moment, in
dem sein Auto richtig konkurrenzfähig ist, wird er genauso vorne mitfahren
wie früher und gewinnen. Bis dahin lasst ihn doch in Ruhe!
ÖSTERREICH: Bis wann?
Lauda: Abwarten.
Beim nächsten GP ist sowieso alles anders, denn in Melbourne wird auf einem
Stadtkurs mit völlig anderen Anforderungen gefahren. Der Mercedes wird sich
ab dem Europa-Auftakt in Barcelona richtig erholen und wieder schnell
werden. Die Probleme, die die noch haben, werden schnell gelöst.
ÖSTERREICH: Es gab auch Kritik an den neuen Gähn-Regeln.
Tankstopps fehlen, die Autos sind langsamer ...
Lauda: Ich
behaupte, wir hätten uns keinen besseren Saisonstart wünschen können! Schaut
euch doch nur die TV-Quoten an. 10,5 Millionen Zuseher allein auf RTL – da
sieht man das Interesse. Schumi zerrt alle vor den Fernseher – auf der
ganzen Welt, bis ins tiefste Afrika!