Gerhard Berger befürchtet überhaupt: "Das wird erst der Anfang sein". Rückkehr zu Kostenvernunft ist nun unabdingbar.
Zwei österreichische Formel-1-Größen vergangener Tage haben Verständnis für den angekündigten Ausstieg von Honda aus der Formel 1 gezeigt. Niki Lauda und Gerhard Berger kennen die Motorsport-Königsklasse wie ihre Westentasche und daher auch die Kostenprobleme, die durch die weltweite Finanzkrise noch gewaltig verschärft wurden. Beide äußerten durchaus Bedenken, dass der Formel-1-Rückzug des zweitgrößten japanischen Autoherstellers erst der Beginn sein könnte.
Lauda: "Hoffentlich nicht ansteckend"
"Es bedeutet,
dass sich einer der größten Automobil-Hersteller zurückzieht. Ich versteh's,
weil Weltwirtschaft, Absatzprobleme..., es ist eh alles bekannt, was sich da
abspielt. Ich hoffe nur, dass das nicht ansteckt", meinte Lauda. Es sei auf
jeden Fall ein logischer Schritt, den jeder verstehen müsse. "Wenn der
Marketingaufwand sich nicht mehr rechnet, dann ist klar, dass es Rückzieher
geben wird. Im Moment ist es nur Honda, Gott sei Dank."
Ob die Zukunft der Formel 1 aus Laudas Sicht gefährdet ist? "Mit der Weltwirtschaftskrise muss man sich auch um die Formel 1 Sorgen machen, weil das Geld natürlich nicht mehr so locker sitzt, und dass da Sponsoren aussteigen können oder Automobil-Hersteller sich zurückziehen, ist logisch. Darauf muss man sich einstellen, eingehen tut die Formel 1 deswegen nicht", beruhigte Lauda, dessen Airline "flyniki" es im Gegensatz zur AUA finanziell gut geht.
Berger: "F1 in Gefahr"
Noch etwas direkter formuliert
es Gerhard Berger, der erst vor zehn Tagen seinen 50-prozentigen Anteil am
Formel-1-Rennstall Scuderia Toro Rosso an den österreichischen
Getränke-Hersteller Red Bull zurückverkauft hat. "Das wird erst der Anfang
sein." Ob für ihn die Formel 1 in großer Gefahr sei? "Ja, das glaube ich
schon."
Runter mit den Kosten
Ein Patentrezept zur Lösung der Krise kann
freilich niemand aus dem Ärmel schütteln, doch Berger sieht schon
Lösungsansätze: "In dem man einmal aufwacht und nicht alle mehr Geld
ausgeben, als man einnehmen kann. Die Formel 1 muss einfach wieder
zurückkommen auf ein normales Kostenmaß, das dann einfach wieder zu
rechtfertigen ist. Und zwar nicht ein Kostenmaß, das nur von
Automobilherstellern getragen werden kann, sondern eines, das der Markt
hergibt und die Firmen, die sich den Motorsport als Plattform aussuchen, um
ihre Message zu transportieren, sich auch leisten können. Wenn dieses
Verhältnis wieder stimmt, dann ist die Formel 1 nicht gefährdet, weil dann
steigt einer aus und ein anderer fängt wieder an. Nur momentan kann niemand
anfangen, weil man es sich gar nicht leisten kann."
Der Stein der Weisen?
Dass die Forderungen nach einem
"Einheitsmotor" nun wieder verstärkt werden, - Weltverbandschef Max Mosley
hat dies am Freitag in einem Schreiben an alle Formel-1-Teamchefs bereits
bekräftigt -, war freilich zu erwarten. Aber ist es auch der richtige Weg?
"Da geht's mehr um den Namen als wie um die Sache", meint Berger.
"Vielleicht ist der Name Einheitsmotor ungeschickt. Aber ein ganz feines
Korsett, um die Kosten einfach wesentlich zu reduzieren, ist sicherlich ein
Teil. Aber es gibt ja noch viele andere Sachen: Wenn ich an die Aerodynamik
denke, was da alles an Aufwand betrieben wird. Das ist unter dem Strich
einfach nicht mehr zu bezahlen und in der heutigen Zeit nicht tragbar."
Sinnhaftigkeit von KERS fraglich
Das Zukunftssystem KERS (Kinetic
Energy Recovery System) mit moderner Hybrid-Technologie, das ab 2009
implementiert werden sollte, könnte nun wieder wackeln. Berger dazu: "Es ist
sicher von der Richtung her richtig, nur es ist eine zusätzliche
Kostenbelastung. Aber vielleicht muss man da nicht kurzfristig, sondern
langfristig denken. Nur es ist sicher nicht KERS, das das Fass zum
Überlaufen bringen lasst. Als Gesamtes gesehen, hat die Formel 1 schwierige
Zeiten vor sich."
Natürlich sei auch sein Ausstieg aus der Formel 1 ein Kostenthema gewesen. "Weil die Kosten, die dort entstehen und die Möglichkeiten, die am Markt zu finden sind, einfach nicht zusammenpassen." Ob er sich selbst als ein "Feuerwehrmann" in der auflodernden Krise der Formel 1 sehen könnte? "Nein, da sind mit Mosley und Ecclestone schon die richtigen Leute am Werk."