Vor einem Jahr hatte Felipe Massa in Budapest schweren Unfall.
Für Felipe Massa ist der Große Preis von Ungarn ein "ganz besonderes Wochenende". Im vergangenen Jahr verunglückte der Brasilianer in Budapest schwer. Doch die Formel 1 hat keine Zeit für Sentimentalität. Gerade jetzt spielt die Scuderia Massa übel mit. Im Überholskandal von Hockenheim wird Ferrari zudem durch neue Details belastet. Das italienische Formel-1-Team habe Massa beim GP von Deutschland insgesamt gleich drei Mal den versteckten Befehl erteilt, seinen Stallkollegen Fernando Alonso passieren zu lassen, berichtete das Fachmagazin "Auto, Motor und Sport".
"Habe Leben mehr schätzen gelernt"
Massas
Erinnerung an den Horror-Crash von Budapest ist gelöscht, die Nachwirkungen
aber spürt der Formel-1-Pilot bis heute. "Das hat mich das Leben viel mehr
schätzen gelehrt als davor", sagte der Ferrari-Fahrer vor seiner Rückkehr
nach Ungarn. Auf dem Hungaroring hatte der Brasilianer vor einem Jahr bei
seinem schrecklichen Unfall schwere Kopfverletzungen erlitten, war für
einige Zeit im Koma gelegen und hatte danach den Rest der Saison pausieren
müssen.
"Ich bin jetzt zehnmal dankbarer für die einfachen Dinge des Lebens. Das hat mein Leben und meine Gesundheit in ein neues Licht gerückt, ich nehme nichts mehr als selbstverständlich hin", erklärte Massa vor dem letzten Rennen vor der Sommerpause am Sonntag (14.00 Uhr/ORF 1, RTL und Sky). Monatelang hatte er nach dem Unglück verbissen um sein Comeback gekämpft. Ferrari stand in den schweren Stunden zu ihm und hielt ihm für diese Saison den Pilotensitz frei. Doch ausgerechnet vor der Wiederkehr nach Budapest sieht sich Massa von der Scuderia einmal mehr zur Hilfskraft degradiert.
Nur Nr. 2 bei Ferrari
Die offensichtliche Stallorder von
Hockenheim zeigte dem 29-Jährigen, dass er für die restlichen acht Rennen
der Saison nur noch zweite Geige hinter Fernando Alonso spielen darf. "Ich
bin ein Profi, und das habe ich in diesem Fall bewiesen", beteuerte Massa
nach dem Überholskandal. In Deutschland hatte er Alonso auf Teambefehl den
Sieg überlassen. Doch seine Enttäuschung konnte der Südamerikaner kaum
verbergen, zumal er seit dem Schicksalstag von Budapest auf seinen zwölften
Grand-Prix-Triumph wartet.
Horror-Crash
In der Qualifikation am 25. Juli 2009 hatte ihn eine
abgerissene Metallfeder des Brawn-Rennwagens seines Landsmanns Rubens
Barrichello mit 240 Stundenkilometern am Kopf getroffen und den Helm schwer
ramponiert. Massa erlitt einen Schädelbasisbruch und einen tiefen Schnitt
über dem linken Auge. Bewusstlos raste er in einen Reifenstapel. Erst nach
neun Tagen konnte er das Militär-Krankenhaus von Budapest wieder verlassen.
Als Ersatzmann wollte der damalige Ferrari-Berater Michael Schumacher
einspringen, doch eine Nackenverletzung stoppte den Rekordchampion.
Fast wieder der Alte
Schumacher ist längst für Mercedes ins
Renngeschäft zurückgekehrt, Massa ist auf der Strecke fast wieder der Alte.
"Beruflich hat sich für mich nichts geändert, wenn ich das Visier schließe
und auf die Rennpiste gehe. Man macht einfach alles wie davor, ohne an den
Unfall zu denken", sagte der 125-malige Grand-Prix-Teilnehmer. "Nein, ich
habe keine Angst."
Die nächste Prüfung aber hat schon begonnen. Die Rolle als Alonsos "Wasserträger" dürfte Massa kaum behagen. Als warnendes Beispiel dient ihm Barrichello, der einst als Schumachers Ferrari-Adjutant viele Fans am Zuckerhut verprellte. "Man tut eben, was man muss", meinte Massa - glücklich sah er dabei nicht aus.