"Lügenaffäre"

McLaren kommt glimpflich davon

28.04.2009

FIA verhängt 3 Rennen Sperre auf Bewährung über Weltmeisterteam.

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McLaren-Mercedes ist in der Lügenaffäre um Falschaussagen vor den Sportkommissären beim Formel-1-Grand Prix von Australien mit einem blauen Auge davongekommen. Der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA) nahm am Mittwoch von drakonischen Strafen Abstand, verhängte lediglich eine Sperre von drei Rennen auf Bewährung. Grund dafür sei unter anderem eine öffentliche Entschuldigung von Teamchef Martin Whitmarsh bei der Anhörung in Paris gewesen.

Whitmarsh habe glaubhaft versichert, dass sich die Kultur in seinem Rennstall verändert habe. "In Anbetracht des offenen und ehrlichen Auftrittes von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh vor dem Motorsport-Weltrat hat dieser entschieden, die angemessen scheinende Strafe zur Bewährung auszusetzen", hieß es in einem FIA-Statement. Die Sperre tritt nur dann in Kraft, wenn in der Causa weitere belastende Fakten auftauchen oder das Team innerhalb der nächsten zwölf Monate erneut gegen das Reglement verstößt.

Das Urteil im Wortlaut
"In Anbetracht des offenen und ehrlichen Auftrittes von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh vor dem Motorsport-Weltrat und einer Änderung in der Kultur, die er in seinem Unternehmen bewiesen hat, hat der Motorsport-Weltrat entschieden, den Antrag auf eine angemessen scheinende Strafe zur Bewährung auszusetzen.

Diese Strafe ist eine Sperre des Teams für drei Rennen der FIA Formel-1-Weltmeisterschaft. Diese wird nur beantragt, wenn weitere den Fall betreffende Fakten auftauchen, oder wenn vom Team in den nächsten zwölf Monaten eine weitere Verletzung von Artikel 151c des Internationalen Sporting Codes begangen wird."

Entlarvender Boxenfunk
Mitschnitte des Boxenfunks hatten nachträglich bestätigt, dass Weltmeister Lewis Hamilton den Toyota-Piloten Jarno Trulli beim Auftaktrennen in Australien in einer Safety-Car-Phase auf Anweisung seines Teams absichtlich vorbeigelassen hatte. Hamilton hatte dies ebenso wie McLaren-Sportdirektor Dave Ryan vor den Stewards bestritten und war auch wenig später bei einer weiteren Anhörung in Malaysia bei dieser Darstellung geblieben. Ryan habe ihn dazu angewiesen, betonte der Jungstar.

Ryan ist mittlerweile suspendiert, viel wichtiger schien in der Affäre aber die Personalie Ron Dennis gewesen sein. Der ehemalige McLaren-Teamchef, der als sportlicher Ziehvater von Hamilton gilt, war vor zwei Wochen endgültig von allen Ämtern im Motorsport zurückgetreten. Dennis hatte in den vergangenen Jahren unter anderem eine Privatfehde mit FIA-Präsident Max Mosley ausgefochten. 2007 war McLaren in einer Spionage-Affäre um geheime Ferrari-Daten bereits mit 100 Millionen Dollar Strafe belegt worden.

Glimpflich davongekommen
Um ein ähnliches Ausmaß scheint McLaren vorerst herumgekommen - auch aufgrund des diplomatischen Geschicks von Dennis-Nachfolger Whitmarsh, der sich an seinem 51. Geburtstag reuevoll zeigte. "Wir haben Fehler gemacht. Dafür haben wir uns bei der FIA und der Öffentlichkeit entschuldigt", betonte Whitmarsh. "Ich hoffe, dass wir das Kapitel damit beenden können". Der Teamchef war als einziger McLaren-Vertreter und auf eigenen Wunsch ohne Rechtsbeistand vor den 26-köpfigen Weltrat getreten.

Hamilton drückte sich um Anhörung
Hamilton dagegen war der nicht einmal eine Stunde dauernden Anhörung im FIA-Hauptquartier auf dem Place de la Concorde ferngeblieben. Eine Sperre oder ein Punkteabzug hätten den Engländer wohl endgültig um seine kleine Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung gebracht. Nach vier Rennen und einer nachträglichen Disqualifikation in Australien liegt Hamilton in der WM-Wertung 22 Punkte hinter seinem führenden Landsmann Jenson Button. Zudem scheint seint McLaren derzeit alles andere als siegfähig.

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