Das Formel-1-Team von Mercedes will unter neuer Führung endlich Erfolg haben.
"Das Ziel ist klar. Wir wollen die Besten in der Formel 1
werden", sagte der deutsche Stammfahrer Nico Rosberg einen Tag vor dem ersten Training zum WM-Auftakt in Australien. Mit Niki Lauda
als Aufsichtsrats-Vorsitzenden und Toto Wolff als neuem Motorsportchef wurden im Jahr eins nach Michael Schumacher zwei Österreicher geholt, um Mercedes-GP vorwärts zu bringen. Der Erfolgsdruck
ist hoch.
Mercedes Reloaded
"Mercedes Reloaded" lautet das Promotion-Video, das man am Donnerstag am Strand von St. Kilda präsentierte und das in schönen Bildern zeigt, wie ehrgeizig man an die Sache herangeht. Ein Sieg in drei Jahren ist wenig, auch wenn jener von Rosberg im Vorjahr in China einen Medien-Gegenwert von 66 Millionen Euro erzeugt hat. Es verdeutlicht nur, wie viel auf dem Spiel steht. Mercedes verkauft 83 Prozent seiner Pkw in Formel-1-Ländern. Dennoch sind nicht alle Shareholder von der Formel 1 überzeugt. Das Jahresbudget verschlingt bis zu 150 Mio. Euro.
Wolff ist das bewusst. "Die Situation war nicht erfreulich, Ziele wurden nicht erreicht", sagte der über Weihnachten als Nachfolger für den über 20 Jahre dienenden Deutschen Norbert Haug verpflichtete 41-Jährige. Deshalb wurde auch die Struktur von Mercedes-GP geändert, der frühere Rennfahrer und erfolgreiche Unternehmer aus Wien übernahm Unternehmensanteile und steht für rasche Entscheidungen. "Eine Großkonzernstruktur funktioniert in der Formel 1 nicht, dort braucht es kurze Dienstwege", sprach Wolff den möglichen Kardinalfehler vergangener Jahre unverblümt an.
Lauda weiter bei RTL zu hören und sehen
Lauda wird trotz seiner neuen Aufgabe weiter auch kritische TV-Kommentare bei RTL abgeben, einen gestörten Hausfrieden fürchtet Wolff deshalb aber nicht. Man sei "happy" über den gut vernetzten, dreifachen Weltmeister und sei überzeugt, dass die Balance erhalten bleibe.
Fahrer sind gefordert
Umsetzen müssen die Pläne die Fahrer. Rosberg geht in seine bereits vierte Saison bei Mercedes, mit Lewis Hamilton wurde ihm ein glamouröser und schneller Fahrer an die Seite gesetzt. Beide sind seit ihrem 13. Lebensjahr Kumpels, aber nun auch direkte Rivalen. "Wir wollten zwei starke Fahrer, denn nur das bringt das Team voran", ist Teamchef Ross Brawn von der Verpflichtung des langjährigen McLaren-Piloten Hamilton überzeugt. "Ich glaube, wir haben damit das beste Fahrer-Duo in der Formel 1."
"Wenig Raum für Misserfolg"
Die Test-Bestzeiten der Silberpfeile wollte aber nicht einmal Wolff zu hoch bewerten. Obwohl 2014 gravierende Motorenänderungen ins Haus stehen, ist dem 41-jährigen Österreicher bewusst, dass nur das hier und jetzt zählt. "Ich habe wenig Raum für Misserfolg. Wir werden von Beginn weg am Erfolg gemessen", kennt Wolff die Ansprüche. Eitelkeit sei fehl am Platz. "Wenn es nicht funktioniert bin ich der Allererste, der sagt, ich war nicht der Richtige."
In Melbourne wird man erstmals sehen, ob eine schnelle Trendwende möglich war. "Mercedes ist in die Formel 1 gekommen, um zu den Besten zu gehören. Wir werden um Podiums und Siege kämpfen und nicht aufhören, bis wir das Ziel erreicht haben", gab sich Rosberg kämpferisch.
Hamilton neuerdings mit Bulldogge
Schumacher-Nachfolger Hamilton gab sich vor seinem ersten Jahr im Silberpfeil überglücklich. Der 28-Jährige gilt als nicht unschwieriger Typ, sein neuester Spleen ist Bulldogge Roscoe, die dank persönlicher Genehmigung von Bernie Ecclestone auch ins Fahrerlager darf. Er könne nicht glücklicher sein als jetzt in dieser familiären Atmosphäre, beteuerte der Ex-Weltmeister aus England.
Für Wolff ist Hamilton eine "inspirierende Persönlichkeit". Hamilton selbst gab sich ungewohnt leise und zurückhaltend. "Ich beobachte und lerne", sagte der Engländer vor seiner "neuen Reise mit Mercedes".