Angst vor nächstem Flop
Monza: Großer Druck auf Vettel
08.09.2010
Der Deutsche muss gewinnen, der Kurs liegt dem Red Bull aber nicht.
Sebastian Vettel droht nach dem stümperhaften "Nuller" von Spa-Francorchamps der nächste Rückschlag im Titelrennen. "Es wird nicht leicht für uns", räumte der deutsche Formel-1-Vizeweltmeister vor dem Großen Preis von Italien am kommenden Sonntag in Monza ein. Der Hochgeschwindigkeitskurs liegt dem Red Bull nicht, weshalb Vettel und sein australischer Teamkollege Mark Webber in Monza allenfalls Außenseiterchancen haben. Klare Favoriten sind die McLaren-Mercedes und Ferrari, das beim Heimspiel besonders motiviert ist.
Hamilton: "Ich will gewinnen"
"Ich mache kein Geheimnis aus meinem Wunsch, dieses Rennen unbedingt gewinnen zu wollen", sagte McLaren-Mann Lewis Hamilton. "Unser Sieg in Belgien hat gezeigt, dass wir als Team nie aufgeben. Wir haben einen unglaublichen Kampfgeist." Der WM-Spitzenreiter könnte durch einen weiteren Sieg seinen Vorsprung gegenüber dem schärfsten Verfolger Webber entscheidend ausbauen und zugleich einen großen Schritt zum zweiten WM-Triumph nach 2008 machen. Vor dem 14. Saisonlauf am Sonntag (Start: 14.00 Uhr) liegt Hamilton mit 182 Punkten nur drei Zähler vor Webber (179). Vettel weist trotz seiner sieben Poles in 13 Rennen als Gesamtdritter bereits 31 Punkte Rückstand auf.
Macht Red Bull Webber zur Nummer 1?
Kronprinz Vettel steht im Königlichen Park gleich mehrfach unter Druck. Nach seinen zahlreichen Patzern und Pannen darf sich der 23 Jahre alte Jungspund keine weitere Pleite mehr leisten, um nicht vorzeitig aus dem WM-Rennen auszuscheiden. Sollte er zudem gegenüber seinem Teamkollegen weiter an Boden einbüßen, könnte Red Bull sogar trotz konträrer Marketing-Wünsche Webber zur Nummer 1 küren, um den erneut drohenden Titelverlust abzuwenden. Der Australier hatte nach Belgien erstmals angemahnt, dass sich das Team so langsam auf den besser Platzierten konzentrieren sollte.
Nachteile bei Topspeed
Eine gewisse Hoffnung schöpft Vettel aus seinem Monza-Märchen 2008. Damals trumpfte der Jungspund im unterlegenen Toro Rosso mit seiner ersten Pole Position und seinem ersten Grand-Prix-Sieg ganz groß auf. "Ich habe zwei gute Erinnerungen an Monza", sagte er. "Es ist schön, wieder hierher zurückzukommen." Allerdings musste Vettel im Vorjahr nach seinem Aufstieg ins A-Team als enttäuschender Achter in Italien ein bittere Lehrstunde hinnehmen.
Wegen der speziellen Charakteristik des 5,793 Kilometer langen Kurses mit seinen langen Geraden und engen Schikanen droht Vettel erneut eine schmerzhafte Unterrichtseinheit. Beim Top-Speed hat der RB6 deutliche Nachteile gegenüber der Konkurrenz. Webber hat neben Ferrari, McLaren und Renault auch Force India auf der Rechnung für die Spitzenplätze. "Ich denke aber, dass wir trotzdem ganz gut aussehen könnten", machte der Australier sich und Vettel Mut.
Schumacher resigniert
Keine großen Hoffnungen macht sich Rekord-Weltmeister Michael Schumacher. "Mehrmals in diesem Jahr haben wir auf Rennstrecken mit ähnlicher Charakteristik wie Monza gesehen, dass uns solche Kurse nicht liegen", sagte der Mercedes-Pilot aus Deutschland. Schumacher, der den Klassiker fünfmal gewann und damit so oft wie kein anderer, sprach von einer "echten Herausforderung" für sein Team. Der frühere Ferrari-Fahrer freut sich trotz minimalster Chancen auf seine Rückkehr nach Monza, "denn dort bin ich viele Jahre lang immer sehr herzlich empfangen worden".