Für Ex-FIA-Boss würde Alonso-Titel die F1-WM abwerten.
Ein WM-Titel für Fernando Alonso mit weniger als sieben Punkten Vorsprung würde die Formel 1 abwerten. Das sieht zumindest der ehemalige FIA-Präsident Max Mosley so. Der Engländer bezog sich dabei auf das Hockenheim-Rennen Ende Juli, das der spanische WM-Leader nur gewonenn hatte, weil ihn sein Ferrari-Teamkollege Felipe Massa überholen lassen musste. Alonso holte damit 25 Zähler für den Sieg statt nur 18 für Platz zwei.
Mosley hätte Alonso härter bestraft
Für den Ende des Vorjahres zurückgetretenen Mosley, um den sich zuletzt Comeback-Gerüchte ("Kein Interesse, ich bin nur noch Fan") rankten, steht aber fest, dass dieser Sieg irregulär errungen worden ist. Ferrari musste für die Anwendung einer verbotenen Stallorder zwar tatsächlich 100.000 Dollar Strafe zahlen, laut Mosley hätte man Alonso aber auch zumindest die sieben Punkte Differenz abziehen sollen. Damit würde Alonso zwei Rennen vor Schluss nur noch mit vier Punkten Vorsprung auf den Red Bull-Piloten Mark Webber führen.
So aber hat der bei 231 Punkten haltende Spanier vor den Rennen in Brasilien (7.11.) und Abu Dhabi (14.11.) elf Zähler Vorsprung auf Webber (220), 21 auf McLaren-Fahrer Lewis Hamilton (210) und bereits 25 auf Sebastian Vettel (206) im zweiten Red Bull.
Red Bull unter gewaltigem Druck
Vor allem Red Bull Racing steht nach dem jüngsten Rückschlag in Südkorea mächtig unter Druck. Dort standen zwar die beiden überragenden RB6-Autos wieder einmal in der ersten Startreihe, Webber fiel im Regen aber nach einem Fahrfehler und der führende Sebastian Vettel mit einem Motorschaden zehn Runden vor Schluss aus. Grund war, wie man jetzt weiß, ein kaputtes Pleuel. Vettel muss schon seit längerem mit "gebrauchten" Motoren fahren. Der von Korea war zuvor schon in Hockenheim und Spa gelaufen, Yeongam wäre der letzte Einsatz gewesen.
Erster Matchball für Alonso
Der defekte Renault-Motor hat dafür gesorgt, dass Vettel statt erstmals in seiner Karriere in der WM zu führen nun nur noch WM-Vierter ist. Alonso hingegen kann schon in Brasilien Weltmeister werden. Dazu kommt, dass bei Ferrari Massa den "Wasserträger" für Alonso spielt, während im austro-englischen Rennstall der Sportsgeist im Mittelpunkt steht und beide Fahrer gleich behandelt werden. 2007 endete eine ähnliche Vorgangsweise bei McLaren bekanntlich damit, dass Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen den Titel holte.
Bullen weiter ohne Stallorder
Dass man deshalb spät aber doch nun auch bei Red Bull eine Teamstrategie anwenden könnte, bestritt zumindest Teamchef Christian Horner vehement. Red Bull Racing hat sich durch das Doppel-Aus in Südkorea freilich in eine doppelt ungünstige Situation manövriert. Denn in der entscheidenden Phase der WM steht man besonders stark unter Beobachtung. Jede Art von interner "Stallregie" würde wohl sofort auffallen. Sollte dieses Abenteuer doch noch positiv ausgehen, wäre der Triumph dafür umso größer.
Bezüglich Webber ist sogar dessen australischer Landsmann Jack Brabham besorgt. "Ich fürchte, seine Chancen haben sich mit dem Fehler in Südkorea in Luft aufgelöst", sagte die Formel-1-Legende. Der 84-jährige Brabham ist überzeugt: "Das hat Mark womöglich die Meisterschaft gekostet!"
Alonso: "Vielleicht verpassen Bullen Flugzeug"
Am gelassensten in dem ganzen Theater wirkt derzeit Alonso. "Wir müssen cool bleiben, aufs Podium kommen und Glück haben", meinte der 29-jährige Spanier ohne dabei aus dem Auge zu lassen, dass er am 7. November bereits vorzeitig zum dritten Mal Champion sein kann. Red Bull sei bisher aber das schnellere Auto gewesen, das werde auch in den kommenden Rennen so sein, ist Alonso überzeugt. Einen sicheren Weg gäbe es aber natürlich, so Alonso im Scherz zu spanischen Zeitungen: "Wenn Red Bull das Flugzeug nach Brasilien verpasst, dann ist das natürlich ein Weg, vorzeitig den Titel zu gewinnen."