ÖSTERREICH-Interview

Niki Lauda: So hart wird die Formel 1

03.03.2013

So will Lauda mit seinem Weltmeister-Gen Mercedes an die Formel-1-Spitze bringen …

Zur Vollversion des Artikels
© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer
Zur Vollversion des Artikels

In genau einer Woche startet die neue Formel-1-Saison. Mittendrin statt nur mit dabei dieses Mal Niki Nationale. Der dreifache Weltmeister und RTL-Kommentator besetzt seit Ende des vergangenen Jahres den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bei den Silberpfeilen.

Für viele Insider ist Lauda einer der Schlüsselfaktoren im Mercedes-Gefüge – gemeinsam mit Toto Wolff, der sich mit Minderheitsanteilen ins Team eingekauft hat, will Lauda Mercedes wieder in die Poleposition bringen.

Niki Lauda über seine Rolle bei Mercedes: „Ich bin der Hubschrauber – ich schaue mir alles von außen an und gebe Ratschläge.“ Also mehr Atmosphäriker und kühler Analyst als Techniker.

Das bestätigt auch Alexander Wurz: „Er muss nur den Bullshit-Faktor herausriechen können …“

Und Toto Wolff sekundiert: „Niki steht dem Aufsichtsrat in einer nicht operativen Rolle vor. Er ist dreifacher Weltmeister, ist ein guter Verhandler und ist gut vernetzt. Er ist sehr geradeaus und direkt.“

Alle setzen also auf das Weltmeister-Gen von Niki Lauda. Wird es bereits das erste Mal im australischen Albert Park aufgehen?

Weltmeister
Das Spiel zwischen den Führungskräften dürfte bereits voll aufgehen: Rosberg fuhr bei den Tests die besten Barcelona-Rundzeiten seit fünf Jahren und Hamilton lässt in nahezu jedem Interview wissen: „Wir haben das Potenzial zum Weltmeister.“

Folgt also bereits in Australien die große Red-Bull-Ablöse? Niki Lauda im ÖSTERREICH-Interview: „Fakt ist, dass wir intensiv getestet haben und dabei noch nie so schnell herumgefahren sind wie Nico Rosberg jetzt zum Schluss. Das zeigt zumindest, dass der neue Mercedes schnell ist. Aber wo wir damit wirklich stehen, werden wir erst nach den GPs in Australien und Malaysia sagen können.“ Und was die Weltmeisterschaft betrifft – darüber lässt Lauda nur trocken ausrichten: „Sicher nicht auf heuer bezogen. Irgendwann sicher.“

Einhellige Meinung aller Experten: Die Formel-1-Saison 2013 wird ein Kampf zwischen Ferrari und Red Bull. Vor allem die Italiener wollen mit dem Ferrari F2013 in der neuen Formel-1-Saison endlich das lang ersehnte Ziel erreichen.
In den letzten drei Jahren schrammte Fernando Alonso zweimal knapp an seinem dritten Titel vorbei.

Die Konkurrenz
Immer hieß der Spielverderber Sebastian Vettel. Damit soll nun Schluss sein: Der neue Formel-1-Ferrari für 2013 soll endlich auf Augenhöhe mit Red Bull fahren. Millionen wurden in die Verbesserung der Entwicklung gesteckt.

Red Bull mit seinem Entwicklergenie Adrian Newey hingegen setzte auch diese Saison den Weg der vergangenen Jahre konsequent fort. Und die Tests zeigen: Das Vettel-Auto ist wieder ein Knaller.

Während McLaren wegen seines Radikalumbaus beim Auto die größten Fragezeichen hinterlässt, setzen immer mehr auf Kimi Räikkönen und seinen Lotus. Tenor: Kimi setzt sich in ein Auto und ist schnell. Egal in welches …

Nächste Seite: Das große ÖSTERREICH-Interview mit Niki Lauda.

"Wir werden Weltmeister, aber nicht heuer"

ÖSTERREICH: Niki, wird Mercedes um den WM-Titel mitfahren?
Niki Lauda: Kann man schwer sagen. Ich halte mich auch mit Kommentaren über unser Auto zurück. Fakt ist, dass wir intensiv getestet haben und dabei noch nie so schnell herumgefahren sind wie Nico Rosberg jetzt zum Schluss. Das zeigt zumindest, dass der neue Mercedes schnell ist. Aber wo wir damit wirklich stehen, werden wir erst nach den GPs in Australien und Malaysia sehen. Denn keiner weiß, was die anderen Teams noch zu verbergen haben. Aber es ist mir lieber, wir beginnen als Schnellste als umgekehrt.

ÖSTERREICH: Rosberg fuhr die beste Barcelona-Rundenzeit seit fünf Jahren – wurden die Autos schneller?
Lauda: Vergessen Sie diese Vergleiche. Für Mercedes spricht die Fahrerpaarung Rosberg/Hamilton. Die arbeiten harmonisch zusammen, wobei man bei beiden den Drang spürt, den anderen zu schlagen. Mit dieser motivierenden Rivalität kann kein anderes Team mithalten – weder Ferrari mit Alonso und Massa noch Red Bull mit Vettel und Webber oder McLaren mit Button und Perez. Allerdings ist das Package Vettel und Red Bull noch immer das Beste, die sind die Schnellsten.

ÖSTERREICH: Aber Hamilton behauptet, er kann Weltmeister werden …
Lauda: Das hat der Lewis nicht auf heuer bezogen – er hat gesagt, dass er irgendwann einmal mit Mercedes Weltmeister werden kann. Und das halte ich auch für realistisch.

ÖSTERREICH: Welche Rolle werden Sie dabei spielen?
Lauda: Ich bin der Hubschrauber, ich schau mir alles von außen an und gebe ein paar Ratschläge.

ÖSTERREICH: Wie kann man sich das vorstellen?
Lauda: Ich bin Chairman of the Board, das hat mit dem operativen Geschäft nichts zu tun. Meine Aufgabe ist es, gemeinsam mit dem gesamten Board, in dem die Vorstände von Mercedes vertreten sind, meine ganze Kraft dafür einzusetzen, dass einfach Erfolge zurückkommen.

ÖSTERREICH: Wie wichtig ist eigentlich die Teamzusammensetzung bei den Fahrern?
Lauda: Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Die Fahrerpaarung, die wir jetzt mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg haben, ist für mich die stärkste im Vergleich mit allen anderen Teams. Schauen Sie sich doch mal bei Red Bull den Abstand zwischen Vettel und Webber an oder bei Ferrari zwischen Alonso und Massa oder – noch schlimmer – bei McLaren den Abstand zwischen Button und Perez. Da liegen teilweise Welten zwischen den Fahrern. Durch den Zugang von Hamilton werden bei uns viele Prozesse beschleunigt. Wenn ein Fahrer neu dazukommt und schnell ist, wird der gesamte Rennstall schneller. Somit schaukelt sich das Ganze positiv auf. Der Vorteil von Hamilton ist, dass er mit Erfahrung von einem anderen Team kommt und ganz genau ausmachen kann, wo Schwächen und Stärken bei unserem Auto liegen.

ÖSTERREICH: Ein kleiner Themenwechsel: Vergangene Woche wurde die Verfilmung Ihres Lebens in ganz kleinem Kreis in Wien gezeigt. Wie hat Ihnen der Film gefallen?
Lauda: Es war so geheim, dass sogar ich mein Handy abgeben musste. Das Einzige, was ich sagen darf, ist: Ich war sehr, sehr beeindruckt. Es ist ein großartiger Film. Man sieht einfach, dass hier die besten Leute am Werk waren. Das ist in jeder Sekunde spürbar. Und: Das ist jetzt wirklich als Lob zu verstehen: Ich habe mich in jeder Situation, die hier gezeigt wird, wiedererkannt. Und die Emotionalität, die ich bereits gespürt habe, als ich den Rohschnitt des Films gesehen habe, war wieder da. Es ist, als würde ich erst jetzt diesen unglaublichen Unfall realisieren …

ÖSTERREICH: Wann wird der Film der Öffentlichkeit präsentiert werden?
Lauda: Der Film kommt im Oktober in die Kinos.

Rush: "Behind the Scenes"

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel