Schumi sucht Risiko

Niki Lauda über das Comeback des Jahres

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Keiner versteht das Schumi-Comeback besser als Niki Lauda (61), der nach seiner Rückkehr 1982 zum dritten Mal Weltmeister wurde.

Als Niki Lauda am Samstag in Bahrain im Fahrerlager auftauchte, wurde er sofort von Reportern bestürmt. Kein Wunder: Er gilt als größter Schumi-Kenner. Das Ausnahme-Talent des Deutschen hatte er schon zu Beginn der 1990er-Jahre erkannt. Als Ferrari-Berater ebnete Lauda dem deutschen Superstar 1995 den Weg für den Wechsel zum italienischen Prestige-Rennstall, wo Schumacher die letzten fünf seiner sieben WM- Titel einfuhr.

Legendär sind die Bilder nach Schumachers bislang letztem Grand Prix am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo, als der sonst so hartgesottene Formel-1-Analytiker vor den Kameras geradezu sentimental wurde, seine rote Kappe zog und meinte: „Du wirst der Formel-1 fehlen.“ Einen gemeinsamen weltweiten „Auftritt“ hatten Lauda und Schumacher im Pixar-Animationsfilm „Cars“ mit originellen Synchron-Rollen.

Geradezu euphorisch kommentiert Lauda die Rückkehr des besten Formel-1-Fahrers aller Zeiten (7 WM-Titel, 91 GP-Siege), die heute beim Grand Prix von Bahrain (13 Uhr, live in ORF1) perfekt wird: „Das ist das Beste, was der Formel 1 passieren konnte. Schumi bringt einen Werbeeffekt ungeahnten Ausmaßes für die TV-Stationen und für Mercedes, und das zu einem überschaubaren Preis. Die Jungen wollen’s dem Alten zeigen, und die ganze Welt will wissen, ob der mit 41 Jahren noch immer dagegenhalten kann.“

Lauda über den Schumi- Effekt in Bahrain:
„Michael Schumacher sorgt dafür, dass uns der spannendste Formel-1-Auftakt aller Zeiten erwartet. RTL rechnet mit acht bis neun Millionen Zuschauern, das wären um 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch im Fahrerlager dreht sich alles um das Schumi-Comeback. Ich habe so ein Theater noch nie erlebt – aber es ist kein Wunder, schließlich ist noch nie ein siebenfacher Weltmeister zurückgekommen.“

Lauda über den Kick, der einen zum Comeback treibt:
„Als Rennfahrer bist du anders gepolt. Du suchst das Risiko, gibst alles, damit du ein Auto beherrschen kannst. Und du gibst nicht auf, bis du ganz oben stehst. Aber irgendwann hat man genug vom Im-Kreis-Fahren und man sucht sich was Neues – bei mir war’s die Airline, die mich eineinhalb Jahre vollkommen abgelenkt hat. Dann hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Ich wurde vom ORF eingeladen, den Österreich-GP in Zeltweg mitzukommentieren. Dort gab’s einen Start-Crash, und ich dachte mir: Bumm, das ist toll! Plötzlich war die Risiko-Bereitschaft bei mir wieder da.“

Lauda über das Schumi-Comeback:
„Michael war ja nie ganz weg, weil er Motorrad-Rennen gefahren ist und so weiter. Er hat seine Risikobereitschaft nie verloren. Im Hinterkopf hat ihn immer eine Frage gequält: Wie gut bin ich noch im Formel-1-Auto? Und insgeheim dachte er: ,Wann bekomme ich die Möglichkeit, es noch einmal richtig zu probieren, wann stimmen die Voraussetzungen dafür?‘“

Lauda über Schumachers Fähigkeiten:
„Er ist eine Ausnahmeerscheinung. Für ihn ist es normal, dass er die Herausforderung sucht und schauen will, ob er mithalten kann. Normale Menschen würden es gemütlicher angehen. Aber Schumi ist anders als normale Menschen. Er will sofort vorne mitfahren. Allerdings sind die Gegner, die Alonsos, Vettels, Hamiltons und wie sie alle heißen, stärker geworden, und da muss sich Michael erst einmal zurechtfinden. Aber er war bei seinem Rücktritt auf einem besseren Niveau als die anderen, und seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten hat er nicht verlernt. Deswegen behaupte ich: Wenn das Auto funktioniert, wird er wieder vorne mitfahren.“

Lauda über den zweifachen Familienvater:
„Dass Michael die volle Unterstützung seiner Frau hat, hilft sicher. Aber er ist ein Vollprofi. Sobald der im Auto sitzt, legt er den Schalter um und gibt Gas. Da hat er nur das Rennen im Kopf, Gedanken an seine Familie schießen ihm da nicht einmal ein. Er muss so sein, sonst wäre er nicht öfter als jeder andere Weltmeister geworden.“ Knut Okresek

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