'Schockierend'

Nur Hamilton machte Druck auf Formel-1-Bosse

17.03.2020

Coronavirus, Rassismus, Klima - Der sechsfache Champion Hamilton weicht keinem Thema unserer Zeit aus.

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Nach dem Coronavirus-Chaos von Melbourne hat Lewis Hamilton die Höhenluft genossen. In einer Kletterhalle schaltete der sechsfache Formel-1-Weltmeister nach dem Theater um die Absage des Saisonauftakts in Australien ab, ehe er sich in einem Surfpark auch in die Wellen stürzte.

Der Mercedes-Pilot hatte noch vor der Entscheidung, den Grand Prix abzusagen, so deutlich wie kein anderer Fahrer Position gegen die Austragung bezogen. Der 35-Jährige mischt sich ein - und weicht vor keinem Thema mehr zurück.

Hamilton hat sich den Status des Meinungsführers hart erarbeitet. Über die Sozialen Netzwerke inszeniert er sich und seine Sicht auf die Welt. In Melbourne baute ein einziger Fahrer eine Druckkulisse auf die Bosse der Formel 1 auf - es war Hamilton. "Schockierend" fand er es, dass sich die PS-Szene auf dem Albert Park Circuit versammelte, während längst in anderen Ländern aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Alarmglocken schrillten. "Es scheint, als ob der Rest der Welt reagiert", monierte Hamilton. Die Leerstelle sollte gefüllt werden mit den Worten: Die Formel 1 tut es nicht. Sie tat es dann doch, aber erst spät. Und eben auch erst auf Druck des ihres Aushängeschilds.

Hamilton schon als 10-Jähriger mit Courage

Der Mut, öffentlich Stellung zu beziehen, hat sich auch bei einem Lewis Hamilton erst über die Jahre entwickelt. Courage besaß er aber eigentlich schon immer. Als Zehnjähriger war er auf den damaligen McLaren-Boss Ron Dennis zugegangen und hatte ihm erklärt: "Hi, ich bin Lewis Hamilton und will eines Tages euer Auto fahren."

Jahre später holte ihn Dennis tatsächlich ins Nachwuchsprogramm, 2007 debütierte Hamilton schließlich in der Formel 1. Erst mit der Flucht vor dem "Alleinherrscher" Dennis bei McLaren, der Trennung von seinem Vater Anthony als Manager und dem Wechsel als Michael Schumachers Nachfolger zu Mercedes mit der Saison 2013 konnte sich Hamilton zu der Person entwickeln, als die er sich selbst sehen will: Freigeist und Superstar.

"Man muss akzeptieren, dass jeder anders funktioniert", sagte sein aktueller Teamchef, der 48-jährige Wiener Toto Wolff. "In dem wir ihm die Freiheit geben, seine Interessen zu verfolgen, können wir von ihm mehr Leistung auf der Strecke herauskitzeln."

"Formel 1 nicht besonders divers"

Mit Mode, Reisen oder Musik lenkt sich Hamilton ab. Er vergisst dabei allerdings nicht, dass ihm als erstem dunkelhäutigen Piloten in der Formel 1 auch eine nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Rolle zukommt. "Ich will den Weg ebnen für Fahrer, die einen ähnlichen Hintergrund haben wie ich", beteuerte der Mann aus Stevenage einmal, dessen Vater das kostspielige Hobby des Sohnes nur durch mehrere Jobs gleichzeitig finanzieren konnte. Als schwarzer Bub unter weißen Kinder wurde Hamilton auch rassistisch beleidigt.

"Wir müssen anerkennen, dass wir in der Formel 1 nicht besonders divers sind", räumte Wolff ein. "Ich habe durch Lewis gelernt zu akzeptieren, dass es schwierig ist, Diskriminierung von Zeit zu Zeit zu überwinden." Es ist eines der Themen, das Hamilton beschäftigt. Und er wird sich weiter Gehör verschaffen.

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