Klassiker
Österreicher in Le Mans um Sieg
10.06.2008
Zum 76. Mal finden heuer die 24 Stunden von Le Mans statt. Eine ganze Österreicher-Armada jagt den Sieg.
Zum 76. Mal und wie immer am zweiten Juni-Wochenende geht auch 2008 der Motorsport-Langstreckenklassiker "24 Stunden von Le Mans" in Szene. Diesmal sind in Frankreich so viele Österreicher am Start wie schon lange nicht. Allen voran die Formel-1-Asse Alexander Wurz und Christian Klien, die für Peugeot sogar um den Gesamtsieg kämpfen.
Wurz in den Geschischtsbüchern
Bisher haben mit Jochen Rindt
(1965), Helmut Marko (1971) und eben Wurz (1996) als 22-Jähriger und damals
jüngster Pilot der Le-Mans-Geschichte drei Österreicher Gesamtsiege in Le
Mans geholt. Gestartet wird das Rennen am kommenden Samstag (15.6.) um 15.00
MESZ, Eurosport überträgt live.
Zehntel entscheiden
55 Fahrzeuge gehen südlich der im Nordwesten
Frankreichs liegenden Stadt Le Mans an den Start. Der einstige
Zuverlässigkeitstest, bei dem ursprünglich nur die Piloten selbst Hand ans
Fahrzeug legen durften, hat sich trotz der gewaltigen Distanz längst zu
einem Sprintrennen entwickelt, wie auch Wurz weiß. "Es geht trotz der
gewaltigen Distanz jede Runde um Zehntelsekunden."
"Einmalig"
Auch für Wurz ist Le Mans der Klassiker
schlechthin. "Einmalig wie die Tour de France, man arbeitet neun Monate
darauf hin", sieht der Niederösterreicher aktuelle, aber auch historische
Bezüge. "Die Tradition, die Katastrophen, das Heroische und Namen wie Steve
McQueen. Alles zusammen ein einmaliger Event", so Wurz, der vor zwölf Jahren
noch in einem offenen Porsche gewann und nun wie Klien einen geschlossenen
Diesel-Peugeot 908 HDi pilotiert.
Diesel
Hauptkonkurrent Audi, der zuletzt vier Mal in Folge
gewonnen hat, setzt nach wie vor auf die offenen R10. Die Favoriten fahren
allesamt aus Marketinggründen nach wie vor mit Dieselautos. Statt wie in der
Formel 1 mit 19.000 Touren sind Klien und Co. nur mit 5.000 U/Min.
unterwegs, dafür mit Bärenkraft von unten heraus. Klien: "Auf den Geraden
ist das Auto dafür kaum hörbar und klingt fast wie ein Düsenjet."
Peugeot-Team
Wurz und Klien waren zwar gemeinsam bei den
Peugeot-Trainingscamps, sitzen im Rennen aber nicht in einem Auto. Während
der Niederösterreicher zusammen mit Pedro Lamy und Stephane Sarrazin das
Auto mit der Nummer 8 pilotiert, teilt sich Klien den "Neuner" mit Franck
Montagny und Ricardo Zonta. Eine gemeinsame Peugeot-Taktik gibt es laut Wurz
nicht. "Wir müssen alle maximal anglühen und auf die eigenen Leiberl
schauen!" Ein weiterer Sieg zwölf Jahre danach wäre für Wurz "saugeil!"
Klien kam beflügelt vom BMW-Doppelsieg in Kanada an die Sarthe. "Du spürst
hier auf jedem Meter, dass du auf geschichtsträchtigem Boden unterwegs bist."
Todesfalle
Obwohl nicht zuletzt wegen des tödlichen Unfalls des
Österreichers Jo Gartner (1986) die teilweise über Landstraßen führende,
13,6 Kilometer lange Strecke mit der berühmt-berüchtigten
Hunaudieres-Geraden durch Schikanen entschärft wurde, ist die Gefahr in Le
Mans nach wie vor Dauergast. So hatte Marc Gene im dritten Peugeot, in dem
auch Jacques Villeneuve fährt, erst zu Wochenbeginn einen bösen
Trainings-Unfall.
"Vor allem die ersten Stint-Runden in der Nacht bringen erhöhte Gefahr für Fehler, meist fährt man da auch etwas langsamer", weiß Wurz. Der von Marko gehaltene Distanz-Rekord von 5.225 Kilometern in Le Mans wird wegen der Umbauten ewig Bestand haben.
Österreicher-Armada
Während Wurz und Klien mit ihren 700 PS
starken Diesel-Peugeots in der Prototypen-Klasse LMP1 starten, sind auch in
den schwächeren Klassen wieder Österreicher am Start. So etwa Christian
Lietz, der im Porsche 911 sogar Titelverteidiger in der GT2 (leicht
modifizierte Serien-Sportwagen) ist. Dort fährt auch Horst Felbermayr Sen..
Karl Wendlinger hat in Le Mans sogar schon zwei Klassensiege gefeiert und pilotiert in der GT1 diesmal zusammen mit seinem früheren Formel-1-Teamkollegen Heinz-Harald Frentzen und Andrea Piccini einen Werks-Aston-Martin DBR9 mit der Bond-Nummer 007 und im klassischen Steve-McQueen-Look.
Auch der Tiroler peilt den Klassensieg an. Erster Gegner des Kufsteiners ist mit Olivier Beretta ausgerechnet jener Franzose, mit dem Wendlinger Daytona und zweimal Le Mans gewonnen und 1999 Weltmeister geworden ist. "Wenn du in einem Werksteam bist, sind die Ansprüche sehr hoch", so Wendlinger.