Trotz Beweislast wurde Renault von der FIA in Sachen Team-Spionage freigesprochen. Britische Medien zeigen sich verwundert.
Der Freispruch für Renault in der Spionage-Affäre um illegale McLaren-Informationen hat Fragen aufgeworfen. McLaren-Mercedes sei zu 100 Millionen Dollar Strafe verurteilt worden, nachdem das Team für schuldig befunden worden war, Ferrari-Daten in einem fast identischen Fall gehabt zu haben. Dieses Mal habe es aber keine derart drakonische Strafe gegeben, schrieb die renommierte Londoner Zeitung "The Times" am Freitag.
McLaren selbst hatte nach Aussage von Geschäftsführer Martin Whitmarsh nicht auf eine schwere Sanktion für Renault gedrängt. "Wir haben uns positiv dafür eingesetzt, dass es keine zu große Strafe geben sollte", wurde der Engländer auf der Internetseite des Senders "SpeedTv" zitiert. Gleichwohl denke McLaren-Mercedes, dass die Angelegenheit ernst sei.
Mosley "keine leichte Entscheidung"
FIA-Präsident Max
Mosley sprach nach der Sitzung des sogenannten World Councils am
Donnerstagabend in Monte Carlo von keiner leichten Entscheidung. "Keine
Entscheidung ist einfach", räumte Mosley nach der mehrstündigen Anhörung
laut britischen Medienberichten ein. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone
entgegnete auf die Frage, ob die Entscheidung fair sei: "Wir sind immer
fair."
Renault für schuldig befunden
Fest stand für das
FIA-Gremium, das am 13. September McLaren-Mercedes mit der Rekordgeldstrafe
von 100 Millionen Dollar und dem Abzug aller Konstrukteurspunkte für die
Saison 2007 drakonisch bestraft hatte, dass Renault gegen den Artikel 151c
des Regelwerks verstoßen hat. Zu dem gleichen Ergebnis war das sogenannte
World Council im Juli bei der ersten Verhandlung im Fall
McLaren-Mercedes/Ferrari gekommen.
Auch damals gab es einen Freispruch. Zur zweiten Anhörung im September und der harten Bestrafung der Silberpfeile war es erst nach dem Auftauchen neuer Indizien und Aussagen gekommen. Der maßgebliche Artikel des International Sporting Code besagt, dass jedes arglistige oder betrügerische Vergehen gegen den Wettbewerb oder die Interessen des Motorsports bestraft werden kann.
Wieder ein Ingenieur verwickelt
Auslöser der Renault-Affäre war
der Ingenieur Phil Mackereth. Als er im März 2006 von McLaren zu Renault
wechselte, hatte er auch Datenmaterial der Engländer mit im Gepäck. Dabei
soll es sich in ausgedruckter Form um 762 Seiten Informationen über die
Silberpfeile gehandelt haben.
Laut einer Presseerklärung von McLaren, in der die Briten die anfänglichen Anschuldigungen einen Tag vor der Verhandlung relativieren mussten, sollen neun Renault-Mitarbeiter von den Daten Kenntnis gehabt haben.