Formel 1

Rassismus-Eklat um Hamilton

04.02.2008

Sechs Wochen vor dem WM-Auftakt hat die F1 ihren ersten Skandal. Bei Tests in Barcelona wurde Hamilton von Alonso-Fans bedroht.

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© Reuters
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Die Pöbeleien und teilweise rassistischen Verunglimpfungen spanischer Fans gegen den dunkelhäutigen Formel-1-Piloten Lewis Hamilton haben ein Nachspiel. Der Internationale Automobilverband FIA hat bei der spanischen Föderation weitere Einzelheiten über die Vorfälle am Wochenende bei den Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya nahe Barcelona angefordert. "Beschimpfungen dieser Art sind ein klarer Verstoß gegen die Prinzipien, die in den FIA-Statuten stehen und jede Wiederholung wird Sanktionen nach sich ziehen", sagte ein FIA-Sprecher am Montag.

Attacken bei Testfahrten
Der englische McLaren-Mercedes-Mann mit karibischen Wurzeln war am Samstag beleidigt, geschmäht und teilweise mit rassistischen Äußerungen verbal und auf Plakaten beschimpft worden. Zudem hatten sogenannte Fans - vermeintliche Anhänger von Ex-McLaren-Mercedes-Pilot Fernando Alonso - mit Gegenständen in Richtung McLaren-Box geworfen, die Tribüne gegenüber war daraufhin zwischenzeitlich gesperrt worden. Insgesamt 55.000 Zuschauer waren an die Strecke gepilgert, die meisten davon allerdings, um ihren Volkshelden Alonso friedlich anzufeuern. Der harte Kern der Alonso-Fans, die in der vergangenen Saison eine teaminterne Verschwörung gegen ihr Idol zu wittern glaubten, gibt indes dem britisch-deutschen Team die Schuld am Verlust des WM-Titels, den Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen gewann.

Warnung an spanische Verantwortliche
Die pöbelnde Anhängerschar sorgte für Missstimmung bis in die höchsten Etagen. "Die FIA ist überrascht und enttäuscht über die Beschimpfungen von Lewis Hamilton", betonte der FIA-Sprecher. In Artikel 1 der FIA-Statuten wird jegliche politische, religiöse oder rassistische Diskriminierung untersagt. Welche Strafen - bishin zu einer möglichen Streichung eines Rennens - verhängt werden könnten, ist fraglich. Fakt ist jedoch, dass sich die Geschehnisse nicht nur in den kommenden Wochen bei weiteren Tests, sondern generell nicht noch einmal abspielen sollten. "Die spanischen Verantwortlichen sind gewarnt", schrieb am Montag die Londoner "Times".

Auch der ehemalige britische Sportminister Richard Caborn schaltete sich in die Diskussion ein und verurteilte das Verhalten der spanischen Fans. "Das ist völlig inakzeptabel", wurde er in britischen Medien zitiert. "Das ist ein abscheuliches Verhalten und gehört nicht in den Sport."

McLaren hält sich zurück
Bemüht, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, zeigten sich die McLaren-Verantwortlichen. "McLaren-Mercedes fährt Rennen und testet seit Jahren auf spanischen Strecken, jeder im Team betrachtet die spanischen Menschen mit großem Respekt, einschließlich Lewis", hieß es vonseiten des Teams. Hamilton selbst hat sich offiziell noch nicht zu den Vorfällen geäußert.

McLaren-Mercedes wird ungeachtet der Ereignisse an seinem Testplan festhalten und wie geplant in diesem Monat im spanischen Jerez und auch noch einmal in Barcelona testen. Schließlich steht auf dem Circuit de Catalunya am 27. April der Grand Prix von Spanien auf dem Programm. Am 24. August wird dann erstmals ein zweites Rennen im Heimatland von Alonso mit dem Grand Prix von Europa in Valencia ausgetragen.

Kleinkrieg
Dort war McLaren-Mercedes vor etwa zwölf Monaten noch frenetisch gefeiert worden, als sie bei einer spektakulären Präsentation Alonso und Hamilton als neues Fahrer-Duo bei den Silbernen vorstellten. Was dann folgte, waren aber vor allem Sticheleien und Vorwürfe des von Hamilton sportlich in die Schranken gewiesenen zweifachen Weltmeisters aus Oviedo. Am Ende zog das Team die Reißleine und verabschiedete sich von Alonso, der zu Renault zurückkehrte. Der Spanier äußerte sich bisher nicht zum Verhalten einiger seiner Landsleute.

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