Kampfansage
Red Bull: 'Mercedes wollte uns nicht'
16.03.2010
Austro-Rennstall begründet: Hätten sonst nur unseren Auspuff gesehen.
Beim Auftaktrennen der 61. Formel-1-Weltmeisterschaft vergangenen Sonntag in Bahrain hat sich neben der befürchteten Renn-Langeweile vor allem eines bestätigt. Der RB6 von Red Bull Racing ist das derzeit beste Auto im aufgeblähten Feld. Dass durch die defekte Zündkerze bzw. Zündleitung der Renault-Motor einen Sieg der Österreicher verhindert hatte, warf erneut die Frage auf, warum Red Bull nicht schon längst ebenfalls einen Mercedes-Motor fährt. Motorsportbeauftragter Dr. Helmut Marko fand dazu klare Worte: "Die wollten uns nicht!"
Mercedes mit "Weitblick"
Wobei man das "Wollen" ein
bisschen verdeutlichen muss. Denn offensichtlich war der Konkurrenz schon
sehr früh im vergangenen Jahr klar gewesen, dass der RB6 noch besser wird
als der RB5, mit dem Sebastian
Vettel im Vorjahr hinter dem englischen Glücksritter Jenson Button
(Brawn-GP) Vizeweltmeister geworden war. Marko erklärte nun am Montagabend
im "ServusTV" auf die Frage, warum Mercedes und Red Bull nicht zueinander
fanden: "Sie wussten genau, wenn wir diesen Motor auch noch drin haben,
sehen sie uns überhaupt nicht - ohne überheblich zu sein".
Kritik an den Deutschen
Der 66-Jährige verlor zudem durchaus
kritische Worte über die Rolle von Mercedes hinsichtlich der
Kostenregulierung im Motoren-Bereich. "Bis auf Mercedes haben sich die
Hersteller sofort daran gehalten. Mercedes hat den Zeitpunkt der
Verlautbarung und den Zeitpunkt, wo dieses Reglement in Kraft getreten ist,
optimal genützt und hat sich dabei einen immensen Basisvorteil
herausgeholt", stellte der ehemalige GP-Pilot Marko fest. Nun gehe es darum,
dass Renault aber auch Ferrari eine Angleichung dieser Motorensituation
schaffen müssten.
Red Bull klar das beste Auto
Vettel hatte in Sakhir souverän Pole
geholt und das Rennen an der Spitze auch nach dem Wechsel auf die harten
Reifen souverän kontrolliert, ehe ihn der Defekt rund 75 PS gekostet hatte.
Erst als der deutsche Jungstar hinter den beiden Ferraris und dem McLaren
von Lewis Hamilton auf Platz vier zurückgefallen war, konnte man mit einer
geänderten Motoreneinstellung das Defizit halbwegs egalisieren. Eines sei
aber sonnenklar gewesen, so Marko schon in Bahrain: "Wir haben das beste
Auto!"
Dem stimmte auch Vettel trotz seiner Enttäuschung zu. Vor allem habe man punkto Reifenverbrauch - was 2010 wohl ein entscheidendes Kriterium sein wird - einen Riesenschritt nach vorne gemacht. "Also können wir erhobenen Hauptes nach Melbourne reisen", sagte Vettel eineinhalb Wochen vor der WM-Fortsetzung in Australien.
Kampf gegen Langeweile
Wie man die durch das Tankverbot und die
schmäleren Reifen entstandene Renn-Langeweile entschärfen kann, beschäftigt
nun viele jener Herren, die für die aktuelle Situation mitverantwortlich
sind. "Die Formel 1 ist jetzt eine Demokratie. Alle Teams haben für die
Regeln gestimmt, also müssen sie auch damit leben", sagte F1-Supremo Bernie
Ecclestone dazu in der "Bild" süffisant. Der 79-jährige plädierte einerseits
dafür, nicht in Panik zu verfallen ("Das tue ich nicht einmal bei einem
Erdbeben in London"), andererseits aber weiterhin für Einheitsreifen sowie
Abkürzungsmöglichkeiten auf den F1-Rennstrecken.
Schumis Leistung "respektabel"
Dass vor allem der
41-jährige Renn-Opa Michael
Schumacher bloß durch sein Comeback nicht der Heilsbringer sein kann,
stand und steht auch nach Bahrain fest. Die aktuellen untersteuernden Autos
liegen dem Fahrstil des Deutschen nicht wirklich. Vor allem aber, so
Red-Bull-Marko im Servus-TV, "hat er nicht mehr den Vorteil von früher, dass
er testen konnte soviel er wollte." Insgesamt bezeichnete Marko die Leistung
Schumachers in Bahrain aber als "respektabel".