Malaysia
Red Bull nach Horrorstart unter Druck
01.04.2010
Vettel und Webber müssen beim GP von Malaysia unbedingt zurückschlagen.
Red Bull hat sich in die missliche Lage gebracht, am Wochenende bereits im dritten Formel-1-Grand-Prix der Saison unter Druck zu stehen. Die Bullen müssen ihr überlegen scheinendes Auto in Malaysia erstmals auch in gute Punkte ummünzen, um in der WM nicht frühzeitig ins Hintertreffen zu geraten. Viele Experten halten Sebastian Vettel trotz seiner technischen Probleme zum Auftakt neben Ferraris Fernando Alonso noch immer für den WM-Favoriten - darunter sein großer Landsmann Michael Schumacher.
Vettel spürt keinen Druck
Unter besonderem Druck sieht sich
Vettel in der erwarteten Hitzeschlacht von Sepang allerdings nicht. "Es
beruhigt, zu wissen, dass unser Auto sehr schnell ist", versicherte der
22-jährige Deutsche. "Außerdem ist Malaysia eine gute Strecke für
uns." Die aerodynamische Effizienz des RB6 kommt in den schnellen
Passagen besonders zum Tragen. Sorgen bereitet lediglich der prognostizierte
Regen. Von Freitag bis Sonntag sind - wie in den Tropen üblich - jeweils am
Nachmittag extrem niederschlagsreiche Gewitter vorausgesagt.
Vorgezogener Start
Im Vorjahr hatte ein solcher Tropensturm gar
für den vorzeitigen Abbruch
des Rennens gesorgt. Diesmal wird eine Stunde früher um 10.00 Uhr MESZ
(16.00 Uhr Ortszeit) gestartet. "Unser Saisonstart war weit weg von
hervorragend, aber hier wollen wir gewinnen", betonte Vettel, der
bisher zweimal aus Pole Position gestartet war und lediglich einen vierten
Platz zu Buche stehen hat. In Bahrain war er von einer kaputten Zündkerze
gebremst worden, in Australien flog er nach Verlust des Bremsdruckes in
Führung liegend ab.
Lob von Schumi für Vettel
Trotz der Missgeschicke hält
Schumacher Vettel weiter für den Mann, den es in der WM zu schlagen gilt. "Wenn
es einen Rivalen gibt, der über den anderen steht, ist er es. Wenn man auf
das Auto schaut und seine Art zu fahren, ist er die größte Gefahr",
meinte der Rekordweltmeister. "Er hatte in den ersten beiden Rennen
kein Glück. Aber wenn alles gut gegangen wäre, hätte er beide gewonnen."
Schumi glaubt noch an WM-Titel
Schumacher selbst hat seinen
Traum vom achten WM-Titel noch nicht abgeschrieben, wenngleich er die
Erwartungen auch vor dem Heimrennen von Hauptsponsor Petronas dämpfte. "Wir
sind nicht hundertprozentig konkurrenzfähig", sagte Schumacher. "Ein
Podestplatz ist derzeit das Maximum." In seinen ersten beiden Rennen
nach drei Jahren Pause hatte der 41-jährige Deutsche jeweils hinter seinem
Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg die Ränge sechs und zehn belegt.
Alonso Hauptkonkurrent
Hauptrivale von Red Bull dürfte damit
weiterhin Alonso sein. Der Spanier führt die WM mit 37 Zählern vier Punkte
vor seinem Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa an. Dahinter folgen die beiden
McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton, die auf den langen Geraden
in Sepang besonders von ihrem Luftschacht-System profitieren dürften. Vettel
fehlen 25 Punkte auf Alonso, seinem Teamkollegen Mark Webber nach
durchwachsenem Saisonstart gar deren 31.
Red Bull glaubt an Standfestigkeit
Zwei technische Defekte haben
Sebastian Vettel in der laufenden Formel-1-Saison bisher zwei Siege
gekostet. Vor dem dritten Rennen in Malaysia war sein
österreichisch-englisches Team Red Bull darum bemüht, die Standfestigkeit
des neuen Boliden nicht infrage zu stellen. Die beiden Probleme - eine
defekte Zündkerze in Bahrain und ein Verlust des Bremsdruckes aufgrund eines
lockeren Rades in Australien - stehen in keinem Zusammenhang.
Probleme erst im Rennen
Bei sämtlichen Testfahrten und in allen
Trainings habe es ähnliche Probleme nie gegeben. "Beides tritt höchst selten
auf. Dass es gerade im Rennen passiert, ist unglücklich und frustrierend",
erklärte Teamchef Christian Horner. "Generell macht das Auto keine Probleme.
Es ist sogar sehr gut." Auf einer Runde war der RB6 aus der Feder von Adrian
Newey bisher überhaupt nicht zu schlagen, der Hund schien allerdings im
Detail begraben zu liegen.
Auto grenzwertig?
Kritiker hatten zuletzt bereits gemeint, Newey
sei mit seiner Konstruktion zu weit gegangen. In internationalen Medien war
über zu wenig Luft spekuliert worden, die die aerodynamisch sehr effiziente
Bauweise dem Renault-Motor lasse. "Die Autos sind am Limit gebaut", erklärte
Vettel. "Ein kaputter Teil beeinflusst fünf andere Teile, die sich dann auf
das ganze Auto auswirken. Es ist nicht einfach zu erklären, aber wir haben
die Fehler verstanden."
Dubiose Schäden
In Bahrain war eine von Renault
mitgelieferte Zündkerze kaputtgegangen, Vettel hatte daraufhin nur noch
sieben der acht Zylinder zur Verfügung und fiel auf Platz vier zurück. In
Australien schien der Grund für den Abflug ins Kiesbett noch dubioser. War
am Anfang noch von einem Bremsdefekt die Rede, war die fehlende
Kraftübertragung von der Bremse auf das Rad am Ende die Ursache. "Die Bremse
an sich war völlig astrein", sagte Vettel.
Eine Analyse habe ergeben, dass das Drehmoment verloren gegangen sei. "Es gibt eine Erklärung dafür, das war nicht nur Pech", verriet Vettel. Eine Radmutter habe sich langsam gelöst, das Rad dadurch den Kontakt zur Bremse verloren. Um eine Schlamperei an der Box soll es sich allerdings nicht gehandelt haben. Ein Materialfehler gilt als wahrscheinlichste Ursache. "Das waren zwei kleine Sachen mit großer Auswirkung", meinte Vettel.