Überraschung in Melbourne: Williams dominierte mit dem Deutschen Nico Rosberg das freie Training in Australien.
Der Diffusor-Streit in der Formel 1 hat am Freitag durch die Trainingszeiten vor dem Grand Prix von Australien zusätzliche Nahrung erhalten. Ausgerechnet jene Teams, denen die Konkurrenz illegale Bauweisen am hinteren Ende des Unterbodens vorwirft, dominierten im Albert Park. Williams-Pilot Nico Rosberg erzielte in beiden Freien Trainings Bestzeit, daneben okkupierten auch Brawn GP und Toyota die vorderen Plätze.
Proteste gehen weiter
Mehrere Konkurrenten hatten am Donnerstag
erfolglos gegen ein Antreten der drei Rennställe mit dem aerodynamisch so
entscheidenden Diffusor protestiert. Nach Ablehnung des Protestes kündigten
Ferrari, Renault und Red Bull an, in Berufung zu gehen. Ein Anhörung vor dem
Berufungsgericht der FIA in Paris könnte allerdings frühestens nach dem
Rennen nächste Woche in Malaysia stattfinden. Damit stünden die Ergebnisse
vorerst unter Vorbehalt.
Bullen auch ohne Diffusor stark
Die drei Sportkommissäre hatten
sich am Donnerstag insgesamt sechs Stunden mit den Einsprüchen befasst. Erst
kurz vor Mitternacht wurden sie abgelehnt. "Es war offensichtlich eine lange
Debatte. Unserer Meinung nach entspricht das, was sie gebaut haben, nicht
dem Reglement", erklärte Red-Bull-Technikchef Adrian Newey. Sein Team war
das schnellste ohne umstrittenen Diffusor. Mark Webber landete auf Rang
vier, Sebastian Vettel auf acht.
"Diffusor-Teams" dominieren
Abgesehen davon wimmelte es
auf den vorderen Plätzen nur so von Williams, Toyotas und Brawns. Die erste
Session hatte Rosberg vor seinem Teamkollegen Kazuki Nakajima für sich
entschieden, in der zweiten fuhr er in 1:26,053 Minuten Tagesbestzeit. "Es
ist ein schöner Tag. Wir stehen besser da als erwartet, das Ergebnis als
solches ist aber noch nicht aussagekräftig", erklärte der Sohn des
Weltmeisters von 1982, Keke Rosberg.
Die nach den Testfahrten favorisierten Brawn GPs von Rubens Barrichello und Jenson Button landeten auf den Plätzen zwei und fünf, die Toyotas von Jarno Trulli und Timo Glock auf drei und sechs. Webber war trotz lediglich 0,217 Sekunden Rückstand auf Rosberg als Vierter nicht zufrieden. "Vom Speed her sind wir dabei, die Standfestigkeit ist aber nicht ideal. Kleine Probleme haben uns ein bisschen überrascht", erklärte der Australier. "Andere werden im Qualifying schneller sein als wir."
Verpatzter Auftakt für Vettel
Vettel startete seine
Red-Bull-Ära mit einem verpatzten Arbeitstag. Der deutsche Jungstar rollte
am Vormittag mit Hydraulik-Problemen aus, sein Nachmittag endete nach einem
Dreher im Kiesbett. "Das war ein dummer Fehler von mir", gestand Vettel.
Ferrari, McLaren fahren hinterher
Ganz andere Sorgen haben
McLaren-Mercedes und Ferrari. Den Topteams des Vorjahres fehlt ganz einfach
die Pace. Bester war Vizeweltmeister Felipe Massa als Zehnter. Auch
BMW-Sauber und Renault blieben unter ihren Erwartungen. Rosberg brachte es
auf den Punkt: "Es wird heuer alles durchgemischt in der Formel 1."
Hinter den McLaren von Heikki Kovalainen und Weltmeister Lewis Hamilton (17. und 18.) klassierten sich gar nur Nelson Piquet jr. und der Schweizer Rookie Sebastien Buemi im Toro Rosso. "Wir sind nicht so schnell, wie wir uns das vorstellen. Aber wir möchten zumindest einen kleinen Schritt vorwärts machen", erklärte Hamilton. "Es wird eine schwierige Aufgabe, aber wenn irgendjemand das Ruder herumreißen kann, dann ist das mein Team."
Tragendes Thema bleibt der Diffusor. Wie die drei Teams hält ihn derzeit auch die FIA für legal. "Es ist auch nichts Illegales daran", versicherte Brawn-Berater Alexander Wurz. Der Ex-Pilot glaubt eher an eine konstruierte Geschichte. "Die Aerodynamiker der anderen Teams müssen sich rechtfertigen, warum sie diese Entwicklung verschlafen haben", meinte Wurz. "Daher der Protest."
1. Training
1. Nico Rosberg GER Williams 1:26,687
2. Kazuki
Nakajima JPN Williams 1:26,736
3. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:26,750
4.
Rubens Barrichello BRA Brawn 1:27,266
5. Heikki Kovalainen FIN McLaren
1:27,453
6. Jenson Button GBR Brawn 1:27,467
7. Felipe Massa BRA
Ferrari 1:27,642
8. Timo Glock GER Toyota 1:27,710
9. Adrian Sutil
GER Force India 1:27,993
10. Fernando Alonso ESP Renault 1:28,123
11.
Nick Heidfeld GER BMW 1:28,137
12. Jarno Trulli ITA Toyota 1:28,142
13.
Robert Kubica POL BMW 1:28,511
14. Giancarlo Fisichella ITA Force India
1:28,603
15. Sebastien Buemi SUI Toro Rosso 1:28,785
16. Lewis
Hamilton GBR McLaren 1:29,042
17. Mark Webber AUS Red Bull 1:29,081
18.
Nelson Piquet BRA Renault 1:29,461
19. Sebastien Bourdais FRA Toro
Rosso 1:29,499
20. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:32,784
2. Training
1. Nico Rosberg GER Williams 1:26,053
2. Rubens
Barrichello BRA Brawn 1:26,157
3. Jarno Trulli ITA Toyota 1:26,350
4.
Mark Webber AUS Red Bull 1:26,370
5. Jenson Button GBR Brawn 1:26,374
6.
Timo Glock GER Toyota 1:26,443
7. Kazuki Nakajima JPN Williams 1:26,560
8.
Sebastian Vettel GER Red Bull 1:26,740
9. Adrian Sutil GER Force India
1:27,040
10. Felipe Massa BRA Ferrari 1:27,064
11. Kimi Räikkönen
FIN Ferrari 1:27,204
12. Fernando Alonso ESP Renault 1:27,232
13.
Giancarlo Fisichella ITA Force India 1:27,272
14. Nick Heidfeld GER BMW
1:27,317
15. Robert Kubica POL BMW 1:27,398
16. Sebastien Bourdais
FRA Toro Rosso 1:27,479
17. Heikki Kovalainen FIN McLaren 1:27,802
18.
Lewis Hamilton GBR McLaren 1:27,813
19. Nelson Piquet BRA Renault
1:27,828
20. Sebastien Buemi SUI Toro Rosso 1:28,076