Hamilton nach verpatztem Start hinter Red Bulls Verstappen nur Dritter.
Dem Deutschen Nico Rosberg ist am Sonntag der vielleicht entscheidende Schritt zu seinem ersten Gewinn einer Formel-1-WM geglückt. Der 31-Jährige feierte in Suzuka mit seinem ersten Triumph bei einem Grand Prix von Japan seinen heuer neunten Erfolg und liegt in der Wertung nach 17 Saison-Rennen bzw. vier Läufe vor Schluss schon 33 Punkte vor seinem Mercedes-Stallkollegen Lewis Hamilton in Front.
Der WM-Titelverteidiger wurde im 53-Runden-Rennen auf der 5,807 km langen Hochgeschwindigkeitsstrecke über eine Gesamtdistanz von rund 307 Kilometern hinter dem niederländischen Red-Bull-Youngster Max Verstappen Dritter, betrieb damit noch Schadensbegrenzung. Denn zum wiederholten Mal in diesem Jahr verpatzte der Engländer den Start, diesmal sogar gründlich. Vom zweiten Startplatz neben Rosberg ins Rennen gegangen, fiel Hamilton gleich zu Beginn auf den achten Rang zurück.
Mercedes-Duell frühzeitig entschieden
Damit war zumindest das Duell der Mercedes-Piloten an diesem Tag in einem auf trockener Strecke eher unspektakulären Rennen frühzeitig entschieden, denn Rosberg ließ niemand mehr in absolute Schlagdistanz kommen. Nur bei seinen beiden Reifenwechseln gab er den ersten Platz zwangsläufig kurzzeitig ab. Mit nun schon 23 Grand-Prix-Siegen arbeitete sich Rosberg in der ewigen Bilanz an WM-Siegen bereits an die zwölfte Stelle vor, er liegt nun ex aequo mit dem Brasilianer Nelson Piquet.
Durch die Plätze eins und drei ging in Suzuka die Konstrukteurs-WM zum dritten Mal in Folge und überhaupt an Mercedes, 208 Punkte Rückstand sind vom zweitplatzierten Red-Bull-Team in den ausständigen vier Rennen nicht mehr wettzumachen. "Gratulation an mein Team", sagte Rosberg. "Das dritte Mal die Konstrukteurs-WM zu gewinnen, ist eine unglaubliche Leistung." Ähnlich äußerte sich Hamilton: "Danke an alle im Team und Gratulation an das Team", meinte der Brite.
Schwächen am Start
Sonst hatte der 31-Jährige an diesem Wochenende aber wenig zu lachen. In allen drei Trainings sowie - wenn auch nur knapp - im Qualifying landete er hinter seinem Stallkollegen, am Samstag erntete er für verweigerte Wortspenden an Journalisten Kritik und dann zeigte er erneut am Start Schwächen. "Ich habe einen Fehler gemacht, danach musste ich mich durchkämpfen", sagte Hamilton bei der Pressekonferenz der Top drei. "Ich bin aber glücklich, noch diese Punkte eingefahren zu haben."
Dennoch würden dem dreifachen Weltmeister auch Siege in allen ausstehenden Rennen nicht mehr reichen, sollte Rosberg dreimal Zweiter und einmal Dritter werden. "Es war ein tolles Wochenende, es ist super gelaufen von A bis Z", meinte der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg dann auch. "Das Qualifying war entscheidend, die Pole zu haben." Dabei hatte Rosberg das auch in den vergangenen beiden Jahren geschafft, zum Sieg hatte es da aber jeweils nicht gereicht.
"Es hat alles gepasst"
Doch diesmal durfte er auch mit dem Rennverlauf zufrieden sein. "Es hat alles gepasst, ein super Start, eine super Strategie. Ich bin sehr, sehr happy mit dem Sieg", gab der Sieger nach dem 15. Mercedes-Erfolg im 17. Saisonrennen an. Damit fehlt nur noch ein Triumph der "Silberpfeile", um den eigenen Rekord aus den beiden Vorjahren einzustellen. Fix ist seit Sonntag jedenfalls, dass ein Mercedes-Pilot Fahrer-Weltmeister wird, daran kann sich auch theoretisch nichts mehr ändern.
Denn Daniel Ricciardo kam im zweiten Red Bull nur auf Platz sechs und liegt damit bei noch maximal 100 zu holenden Punkten 101 Zähler hinter Rosberg. Der Australier war in der Startaufstellung hinter Verstappen trotz nur sechstbester Qualifying-Zeit in die zweite Startreihe neben Verstappen vorgerückt, da nach Sebastian Vettel auch dessen Ferrari-Kollege Kimi Räikkönen zurückversetzt wurde. Der letztlich fünftplatzierte Finne musste wegen Getriebewechsels von Position drei auf acht nach hinten.
Hamilton behinderte Ricciardo
Ricciardo wurde beim Start dann aber durch den langsam gestarteten Hamilton behindert, kam dennoch als Vierter hinter Rosberg, Verstappen und dem von Platz fünf gestarten Sergio Perez im Force India aus der ersten Runde. Sonst lief für den Malaysia-Sieger an diesem Tag jedoch nicht alles zusammen. Grundsätzlich war man bei den "Bullen" mit diesem Tag aber sehr zufrieden, im Kampf um Platz zwei der Konstrukteurs-WM wurde der Vorsprung auf Ferrari auf bereits 50 Punkte ausgebaut.
Dafür sorgte vor allem Verstappen. Der 19-Jährige hielt das Rennen über die Position hinter Rosberg und wusste sich in den letzten Runden auch gegen den heftig angreifenden Hamilton zu wehren. In der vorletzten Runde endete ein Angriff des Vorjahres-Titelträgers in einem Notausgang, danach waren die Positionen bezogen. "Ich habe versucht, im letzten Stint die Reifen zu schonen", erklärte Verstappen danach. "Ich bin sehr glücklich, dass ich Platz zwei erreicht habe."
Unglaubliches Rennen für Verstappen
Red Bulls Motorsport-Konsulent Helmut Marko zog ein dementsprechend positives Resümee: "Ich bin sehr zufrieden. Verstappen ist wieder ein unglaubliches Rennen gefahren. Mit älteren Reifen als sie Hamilton hatte, hat er ihn auf Distanz gehalten. Und wir haben den Vorsprung auf Ferrari ausgebaut." Gar nicht gelaufen ist es hingegen für McLaren. Auf der Hausstrecke des Motorenpartners Honda reichte es für Fernando Alonso und Jenson Button nur zu den Rängen 16 bzw. 18.
Klar war aber auch Mercedes' Motorsportchef Toto Wolff ob dem Konstrukteurs-Titel und dem dritten Mercedes-Sieg in Japan in Folge glücklich. "Nico ist fehlerfrei gefahren, daher sei ihm der Sieg gegönnt. Es könnte bei 33 Punkten Vorsprung ein 'big point' gewesen sein. Aber noch ist nichts passiert", erläuterte der Österreicher nach dem erst siebenten Rennen der Formel-1-WM-Geschichte, in dem alle gestarteten Autos das Ziel erreicht haben. Am 23. Oktober geht es in Austin (USA) weiter.