Trotz Platz 4
Schumi nach Barcelona demprimiert
10.05.2010
Auch bestes Comeback-Resultat kann Auto-Defizite nicht verschleiern.
Es war das beste Ergebnis seit seiner Rückkehr in die Formel 1. Dennoch blickt Rekordweltmeister Michael Schumacher auf ein desillusionierendes Wochenende zurück. Sein Mercedes ist weit davon entfernt, konkurrenzfähig zu sein. Lediglich einer starken kämpferischen Leistung und einigem Glück war es zu verdanken, dass der 41-jährige Deutsche in Spanien auf Platz vier gelandet ist.
"Besorgniserregende" Rückstände
Die Probleme
bei Mercedes vermochte die beste Saisonleistung Schumachers nicht zu
überdecken. "Wenn man sich die Abstände anschaut, ist es
besorgniserregend", sagte der Rückkehrer, der knapp eine Sekunde pro
Runde auf Sieger Mark Webber verlor. "Ich hoffe, die
Streckencharakteristik in Monaco kommt unserem Auto besser entgegen."
Daran darf gezweifelt werden, war der Mercedes doch schon in Barcelona in
langsamen Kurven fast unfahrbar.
Vergebliches Hoffen auf Europa-Auftakt
Dabei hatte das Team
wochenlang auf den Europa-Auftakt und ein entsprechend stark verbessertes
Auto gehofft - nichts. "Der Abstand zur Spitze war hier riesig - größer
als jemals zuvor", gestand Motorsportchef Norbert Haug. Seinen Altstar
nahm er aus der Schuld: "Fahrerisch war es eine erstklassige Leistung."
Schumacher hatte beim Boxenstopp Weltmeister Jenson Button überholt und den
WM-Leader daraufhin mit Mühe hinter sich gehalten.
Rosberg endlich im Griff?
"Das war eine starke Leistung in
einem erschreckend schwachen Mercedes", schrieb die "Bild"-Zeitung.
Schon im Qualifying war Schumacher erstmals schneller gewesen als sein
diesmal enttäuschender Teamkollege Nico Rosberg - eine Bestätigung für ihn
selbst und eine Kampfansage an seine Kritiker. "Ich habe das Fahren
nicht verlernt", versicherte Schumacher. Selbstzweifel habe er nie
gehabt und um die öffentliche Meinung gehe es ihm bei seinem Comeback
ohnehin nicht. Diese ist mit WM-Rang neun weiter gespalten.
Lauda verteidigt Schumacher
Der erfolgreichste Rennfahrer aller
Zeiten rüttle an seinem Denkmal, sagen viele. Niki Lauda kann das überhaupt
nicht verstehen. "Die Kritiker wissen nicht, wovon sie reden. Sie haben
keine Ahnung", betonte der dreifache Weltmeister. Schumacher könne -
abgesehen von einer gewissen, zugestandenen Eingewöhnungsphase - nichts für
die Schwäche. Lauda: "Wenn ein Auto nicht geht, dann geht es
einfach nicht. Das ist bei Mercedes derzeit der Fall."
Fahrender "Bremsklotz"
Nur weil der Circuit de
Catalunya das Überholen praktisch unmöglich macht, hielt Schumacher die
Position. "Er hat seine ganze Erfahrung, seine Entschlossenheit und
seinen Siegeswillen in die Waagschale geworfen", lobte Teamchef Ross
Brawn, nachdem Schumacher für die folgenden Piloten den "Bremsklotz"
gegeben hatte. Weder Brawns Ex-Schützling Button noch Schumachers ehemaliger
Ferrari-Kollege Felipe Massa kamen vorbei.
Kritik der Konkurrenz
"Ich bin sogar mit einem kaputten
Auto drangeblieben, weil Michael so langsam war", sagte Massa. Button
war mit der Fahrweise Schumachers nicht glücklich, kritisierte dessen harte
Manöver. "Wenn ich nicht voll auf die Bremse gesprungen wäre,
hätte es gekracht", beschwerte sich der Titelverteidiger. "Die
WM besteht aus mehreren Rennen, also stecke ich im Zweifelsfall zurück. Er
sollte das mit seiner Erfahrung eigentlich auch tun."
Kampfgeist wieder da
Schumacher fuhr, als hätte er die WM bei 48
Punkten Rückstand schon abgeschrieben. Zuzutrauen wäre es ihm, dem 91-fachen
GP-Sieger, der laut eigenen Angaben nur noch aus Spaß an der Freude
Rennsport betreibt. Wenn schon die Mängel des MGP W01 mit einem
Rundum-Service nicht zu beheben waren, so scheint Schumacher in Barcelona
zumindest seinen Kampfgeist wiedergefunden zu haben.