F1-Nervenkrieg
Schumi übt sich als Tiefstapler
11.03.2010
Bescheidenes Ziel des Deutschen zum Start: 'Nicht viel Boden verlieren'.
Mit Prognosen hält sich das "Comeback-Kid" zwar zurück. Rückkehrer Michael Schumacher warnte vor dem Auftakt der Formel-1-Saison am Wochenende in Bahrain aber noch einmal vor zu hohen Erwartungen. "Der wichtigste Punkt ist, dass wir vielleicht nicht von Anfang an siegfähig sind", erklärte der Rekordweltmeister am Donnerstag in einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz in der Mercedes-Niederlassung in der Nähe von Manama.
Langfristiger Plan
Schumacher denkt langfristiger, zumindest bis
ans Ende der Saison. "Wo wir genau stehen, das weiß ich nicht. Das wissen
wir alle nicht", betonte der 41-Jährige. Wenn das neue Mercedes-Werksteam
von Beginn an ganz vorne dabei sei, sei das zwar gut. "Ich denke aber nicht,
dass das für die gesamte Saison entscheidend sein wird", meinte Schumacher.
"Ziel ist es, zu Saisonbeginn nicht zu viel Boden zu verlieren und am Ende
ein gutes Resultat zu erzielen."
Viele Favoriten
Der Anspruch an einen siebenfachen Weltmeister
kann zwar nur Titel Nummer acht lauten. Schumacher hat aber auch die
Konkurrenz auf der Rechnung. "Bei den Testfahrten hat man vier Teams
gesehen, die sehr eng beisammengelegen sind", erinnerte der Deutsche. Neben
Mercedes waren das Ferrari,
McLaren
und Red Bull. "In all diesen Teams fahren ausschließlich Toppiloten", meinte
Schumacher.
Unglaubliche Dichte
Die selten dagewesene Dichte an der Spitze
mache den WM-Titel allerdings nicht notwendigerweise schwieriger zu
erringen. "Auch wenn man nur mit einem Gegner kämpft, kann es sehr hart
sein", erinnerte Schumacher etwa an die Duelle mit dem Finnen Mika Häkkinen
1998 und 2000. In noch weiter zurückliegenden Erinnerungen schwelgte der
Superstar, als es darum ging, sein Comeback mit den Gefühlen beim F1-Debüt
1991 zu vergleichen.
Erinnerungen an Karriere-Start
"Es ist ein guter Vergleich.
Damals waren meine größten Erwartungen weit von dem entfernt, was ich
wirklich geschafft habe", erklärte Schumacher. Seine Gegner waren in den
Anfangsjahren Legenden wie Ayrton Senna, Alain Prost oder Nigel Mansell
gewesen. "Ich habe nie geglaubt, dass ich in ihrer Liga spielen kann. Aber
als ich in die Formel 1 gekommen bin, habe ich gesehen, dass sie auch nur
mit Wasser kochen. Sie waren alle Menschen, Menschen mit speziellen
Fähigkeiten - aber das bin ich auch."
Mit seinen deutlich jüngeren Konkurrenten will sich Schumacher nicht allzu sehr beschäftigen. Anstelle der neuen Generation um Lewis Hamilton und Sebastian Vettel konzentriert sich der Altmeister lieber auf sich selbst. "Für mich stehen die fahrerischen Herausforderungen im Mittelpunkt, nicht die Gegner", betonte Schumacher, der sein letztes Rennen im Herbst 2006 bestritten hatte. "Den Wettbewerb auf der Strecke, den habe ich am meisten vermisst."
Freude wie ein kleines Kind
Schumacher war erst am Mittwochabend
in Bahrain angekommen - begleitet von seiner Frau Corinna. "Sie ist
glücklich damit, was ich tue", versicherte der zweifache Familienvater, der
sich im Privatleben offensichtlich nicht vollständig ausgelastet gefühlt
hatte. Aufregung und Vorfreude auf sein Comeback waren ihm anzusehen. "Bei
der Präsentation (am 25. Jänner in Stuttgart) habe ich gesagt, ich fühle
mich wie ein Zwölfjähriger. Vielleicht bin ich bis jetzt ein bisschen älter
geworden, aber nicht sehr viel."